Hochschule München und FH Kiel haben basaltbewehrte Brückenkappen aus Recyclingbeton entwickelt
Die Fachhochschule Kiel und die Hochschule München haben gemeinsam mit der Deutschen Basaltstab GmbH und der Erdtrans GmbH eine langlebige Brückenkappe aus innovativen Materialien entwickelt. Sie besteht aus Recyclingbeton, ist mit nichtrostenden Basaltfaserstäben bewehrt und damit witterungsbeständiger und umweltfreundlicher als herkömmliche Brückenkappen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat das über zwei Jahre laufende Forschungs- und Transferprojekt mit einer Gesamtsumme von 880.000 Euro gefördert. Erfolgreich eingesetzt wurden die innovativen Brückenkappen bei einer Brückensanierung in Dresden.
München, 10. April 2024 – Tausende Brückenbauwerke müssen im Bundesgebiet erneuert werden, weil der hier eingesetzte Betonstahl korrodiert. Besonders anfällig sind die seitlichen Brückenkappen, auf denen Geh- oder Radwege, Geländer, Leitplanken und Lärmschutzeinrichtungen untergebracht sind. Sie müssen durchschnittlich nach 25 Jahren ausgetauscht werden; das ist nicht nur teuer, sondern führt auch zu erheblichen Beeinträchtigungen des Verkehrs.
Langlebiger könnten Betonbauteile sein, die nicht mit Stahl, sondern mit Elementen aus faserverstärktem Kunststoff bewehrt sind. Die Deutsche Basalt Stab GmbH hat entsprechende Stäbe aus Basaltfasern entwickelt. Für deren Verwendung an Brückenkappen musste ihr Herstellungsverfahren weiterentwickelt werden, um sie mit möglichst geringen Verlusten der Festigkeit in gebogener Form herstellen zu können.
An der Hochschule München widmeten sich Fachleute derweil dem Beton. Prof. Dr. Andrea Kustermann und Prof. Dr. Christoph Dauberschmidt vom Institut für Material- und Bauforschung der Fakultät für Bauingenieurwesen wollten den Baustoff nachhaltiger und gleichzeitig widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse machen. Der Beton sollte möglichst zu 100 Prozent aus rezyklierter Gesteinskörnung bestehen, der Zement weitestgehend durch aufbereitetes rezykliertes Feinmaterial ersetzt werden. Für dessen optimierte der dritte Projektpartner, die Erdtrans GmbH aus Zossen bei Berlin, den Herstellungsprozess. Am Ende war es möglich, den Zementleim fast vollständig von der Gesteinskörnung zu trennen. „Die Optimierung der Aufbereitungsverfahren beim Abbruch ermöglichen ein sehr homogenes Recyclingmaterial. Hiermit lässt sich ein zuverlässiger und dauerhafter neuer Beton herstellen, der Frost- und Tausalz-Angriffen standhält“, erklärt die Expertin für Recyclingbeton Kustermann:
An der Fachhochschule (FH) Kiel führte Prof. Dr. Stefan Görtz die Teilprojekte zusammen. Der Professor für Konstruktiven Ingenieurbau untersuchte die Tragfähigkeit und die Entwicklung etwaiger Risse in der Brückenkappe experimentell und analytisch. Basierend auf seinen Untersuchungen entstand ein Bemessungsmodell, das an einem statischen Belastungsversuch einer Brückenkappe überprüft wurde.
Die Neuentwicklung setzte die Deutsche Basalt Stab GmbH bei der Sanierung der 500 Meter langen Carolabrücke in Dresden in der Praxis um und ersetzte mit ihr die alten Brückenkappen im Bereich des Fuß- und Radweges. Projektleiter Prof. Görtz hofft, dass dieses Beispiel Schule machen wird: „Die Anwendung der nichtmetallischen Bewehrung und des Recyclingbetons ist nicht auf Brückenkappen beschränkt, sondern kann für viele Bereiche eine sinnvolle Alternative sein. Nichtmetallische Bewehrung bietet sich vor allem in korrosiver Umgebung an, z.B. im Bereich von Meerwasser oder dort, wo im Winter mit Tausalz gestreut wird. Recyclingbeton kann für viele Massenbauteile, z. B. konventionelle Deckenplatten im Hochbau, eine ressourcenschonende Alternative sein.“
Kontakt: Ralf Kastner unter T 089 1265-1922 oder per Mail.
Hochschule München Die Hochschule München ist mit über 500 Professor:innen, 820 Lehrbeauftragten und über 18.500 Studierenden eine der größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften Deutschlands. In den Bereichen Technik, Wirtschaft, Soziales und Design bietet sie rund 100 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Exzellent vernetzt am Wirtschaftsstandort München, arbeitet sie eng mit Unternehmen und Institutionen zusammen und engagiert sich in praxisnaher Lehre und anwendungsorientierter Forschung. Die HM belegt im Gründungsradar des Stifterverbands deutschlandweit erneut den ersten Platz unter den großen Hochschulen und Universitäten. Neben Fachkompetenzen vermittelt sie ihren Studierenden unternehmerisches und nachhaltiges Denken und Handeln. Ausgebildet im interdisziplinären Arbeiten und interkulturellen Denken gestalten ihre Absolvent:innen eine digital und international vernetzte Arbeitswelt mit. In Rankings zählen sie bei Arbeitgeber:innen zu den Gefragtesten in ganz Deutschland. hm.edu