Starke Worte zum heutigen Welt-Aids-Tag: Gegen das HIV-Stigma, für Versorgungssicherheit
Berlin (ots)
Stigmatisierung und Diskriminierung erschweren das Leben mit HIV. Noch immer sind Menschen von der HIV-Behandlung ausgeschlossen. Aids- und Drogenhilfe-Angebote teils in Gefahr. Politik und Gesellschaft sind aufgefordert zu handeln: für Menschenrechte und Gleichberechtigung.
Der heutige Welt-Aids-Tag ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven Menschen. Die Deutsche Aidshilfe (DAH) ruft dazu auf, Stigmatisierung und Diskriminierung im Alltag tatkräftig entgegenzutreten.
"Vier Jahrzehnte nach Entdeckung des HI-Virus gehören Benachteiligung, Abwertung und Schuldzuweisungen immer noch zum Alltag von Menschen mit HIV. Stigmatisierung und Diskriminierung müssen endlich ein Ende haben. Ein gutes und langes Leben mit HIV ist medizinisch längst möglich - und darf nicht durch soziale Nachteile belastet werden", sagt Sven Warminsky vom Vorstand der Deutsche Aidshilfe.
Klare Worte gegen Diskriminierung - für ein realistisches Bild von HIV
In der Kampagne "Leben mit HIV. Anders als du denkst?" von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen Aidshilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung rufen Menschen mit HIV dazu auf, Vorurteile auf den Prüfstand zu stellen. Sieben neue Kampagnengesichter geben in diesem Jahr Einblick in ihr Leben und erzählen, wie sie sich gegen Diskriminierung wehren - von der prominenten Drag-Queen Barbie Breakout aus Berlin über Kampfsportler Denis aus Leipzig bis zur bayerischen Postbotin Hildegard.
"Redet doch bitte mit uns, nicht über uns!", sagt Barbie Breakout. Und Hildegard verrät ihre Vorgehensweise: "Als in meinem Dorf die Gerüchteküche brodelte, habe ich den Deckel vom Topf genommen, um Druck rauszunehmen - durch Offenheit."
Wir alle können etwas tun
In der Kampagne "Ich bin dran!" ( Pressemitteilung) präsentieren sich so genannte Allys als tatkräftige Verbündete und rufen dazu auf, ihrem Beispiel zu folgen. Dazu sagt DAH-Vorstand Holz:
"Wir alle können Verbündete sein und zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft beitragen. Zu einer Gesellschaft, die am Ende gut für alle ist, weil sie Gleichberechtigung ernst nimmt."
Heike Gronski, DAH-Referentin für das Leben mit HIV und Leiterin der Kampagne, erläutert: "Menschen mit HIV werden nach wie vor oft als Gefahr wahrgenommen. Im Alltag bekommt HIV eine völlig unangemessene dramatische Bedeutung zugeschrieben." Ihr Appell zum Welt-Aids-Tag: "Nehmt teil, informiert euch, und zeigt, wie ihr in eurem Umfeld eure Möglichkeiten nutzt, etwas zu verändern."
Ein gutes und langes Leben mit HIV ist möglich
HIV ist seit Mitte der 90er Jahre durch Medikamente beherrschbar. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung bleiben HIV-positive Menschen gesund und können leben wie alle anderen Menschen - sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit oder mit Blick auf Sexualität und Familienplanung. Denn unter Therapie ist HIV nicht übertragbar. Menschen mit HIV leiden heute also mehr unter Diskriminierung als unter der HIV-Infektion selbst. (Quelle: positive stimmen 2.0)
Therapie für alle Menschen mit HIV - auch in Deutschland
Es gibt jedoch auch in Deutschland Menschen, die von der HIV-Therapie ausgeschlossen sind. Dazu sagt DAH-Geschäftsführerin Silke Klumb:
"Menschen ohne Aufenthaltstitel oder Krankenversicherung haben oft keinen Zugang zur HIV-Behandlung. Wir brauchen dringend Lösungen, damit alle Menschen mit HIV so schnell wie möglich eine HIV-Therapie erhalten. Das ist eine Frage der Menschenrechte, sorgt aber auch dafür, dass HIV nicht mehr übertragbar ist", so Klumb.
Weltweit haben laut UNAIDS nach wie vor rund 9 Millionen Menschen keinen Zugang zu den lebensrettenden Medikamenten.
Neuinfektionen: Nicht nachlassen bei Prävention und Versorgung!
Zahlen zu HIV in Deutschland im Jahr 2022 hat anlässlich des Welt-Aids-Tages das Robert Koch-Institut veröffentlicht ( Bericht). Die Zahl der Neuinfektionen ist auf niedrigem Niveau weitgehend stabil. Bei den schwulen und bisexuellen Männern hat es seit 2007 einen starken Rückgang gegeben. Die Zahl der HIV-Übertragungen durch intravenösen Drogenkonsum und heterosexuellen Geschlechtsverkehr ist in den letzten Jahren leicht gestiegen.
Dazu sagt DAH-Geschäftsführerin Silke Klumb:
"Die HIV-Prävention in Deutschland ist sehr erfolgreich. Die neuen Zahlen zeigen, dass wir jetzt nicht nachlassen dürfen. Wir können weitere Anstiege verhindern und einen Rückgang in allen Gruppen erreichen. Prävention, Test- und Beratungsangebote müssen dafür ausgebaut und an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden."
Das Gegenteil jedoch passiert zurzeit. Klumb weiter:
"Wir erleben leider zurzeit eine Gefährdung von Test- und Beratungsangeboten durch rückläufige finanzielle Mittel für Aids- und Drogenhilfeeinrichtungen in den Ländern und Kommunen. Teilweise gibt es nicht einmal mehr genug Geld für sterile Spritzen. Das kann fatale Folgen haben. Wir brauchen einen klugen Ausbau statt eines Rückgangs, um Erfolge zu vergrößern und Rückschritte zu verhindern", sagt DAH-Geschäftsführerin Silke Klumb.
Pressekontakt:
Deutsche Aidshilfe
Holger Wicht - Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 - 16
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de
Original-Content von: Deutsche Aidshilfe, übermittelt durch news aktuell