McKinsey analysiert PISA-Daten: Konkrete Empfehlungen für Schulreform
Düsseldorf (ots)
Studie identifiziert Defizite in Deutschland: Zu frühe Differenzierung der Schultypen verbunden mit geringer individueller Förderung, mangelhaftes Qualitätsmanagement und fehlende Leistungsorientierung
Individuelle Schülerförderung und späte institutionelle Trennung in Schultypen sowie konsequentes Qualitätsmanagement und mehr Leistungsorientierung sind entscheidende Faktoren für die notwendige Schulreform in Deutschland. Zu diesem Schluss kommt die Unternehmensberatung McKinsey & Company in einer aktuellen Untersuchung der PISA-Daten. Die Berater sind darin der Frage nachgegangen, welche Reformstoßrichtungen sich analytisch aus den Ergebnissen der PISA-Studie ableiten lassen. In Deutschland sind demzufolge vor allem vier große Bereiche reformbedürftig: die individuelle Förderung, die Primarstufe, das Qualitätsmanagement und die Autonomie der Schulen. Die Studie "PISA-Leistungsvergleich" wurde im Rahmen der seit zwei Jahren andauernden Initiative McKinsey bildet. durchgeführt.
Individuelle Schülerförderung und späte institutionelle Trennung in Schultypen: Einer der wichtigsten Einflussfaktoren für den Bildungserfolg ist die späte institutionelle Differenzierung in Schultypen. Gerade hier hat Deutschland im Ländervergleich nach Erkenntnissen von McKinsey den größten Reformbedarf. Trotzdem wird dieses Thema in der öffentlichen Diskussion auch aus Angst um eine endlose Strukturdebatte gern ausgespart.
Außerdem muss eine stärkere individuelle Schülerförderung mit der späteren institutionellen Trennung in Schultypen einhergehen. Dies bedeutet aber nicht automatisch ein Plädoyer für die Gesamtschule. Die Studie attestiert der individuellen Förderung in Deutschland ein insgesamt unzureichendes Niveau. Sowohl schwächere als auch besonders begabte Kinder werden nicht hinreichend gefördert. Notwendig sind daher Konzepte und Lehrmethoden, die dem einzelnen Schüler helfen, seine Stärken besser zu entfalten und an seinen individuellen Schwächen zu arbeiten.
Größeres Gewicht auf frühe Bildungsphasen: Die für den späteren Bildungserfolg wichtige Primarstufe wird in Deutschland finanziell zu knapp gehalten. Auch bei frühkindlicher Bildung hinkt Deutschland sowohl in punkto Qualität als auch Quantität des Angebots hinterher. Zwar gehen 89 Prozent der Kinder ab drei Jahren in den Kindergarten. Doch nur 25 Prozent von ihnen kommen in den Genuss einer ganztägigen Betreuung. Krippenplätze stehen nur für 7 Prozent der unter Dreijährigen zur Verfügung. Die Politik muss daher nach Ansicht von McKinsey ein größeres Gewicht auf frühe Bildungsphasen legen: Die Anzahl der Krippen- und Ganztagsplätze muss ausgebaut, die Qualität der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen verbessert werden. In Zeiten knapper Kassen ist zudem darüber nachzudenken, die Primarstufe durch Umschichtung von Mitteln aus der wesentlich besser ausgestatteten Sekundarstufe zu fördern.
Konsequentes Qualitätsmanagement: Gerade beim Thema Qualitätsmanagement zeigen sich in Deutschlands Schulsystem dramatische Defizite. Die McKinsey-Modellrechnungen belegen, dass der deutsche Güteindikator für Qualitätsmanagement fast um den Faktor 3 von dem der PISA-Spitzenländer abweicht. Ein Blick auf diese Länder zeigt, dass deren Systeme zum Qualitätsmanagement gemeinsame Grundelemente aufweisen, auch wenn die Detailausgestaltung durchaus unterschiedlich sein kann. So messen diese Länder regelmäßig die Qualität von Schülern und Schulen, stellen Transparenz über die Ergebnisse her und sorgen für die gebotenen Verbesserungen im Rahmen von klaren Konsequenzen aus den Ergebnissen.
Eigenverantwortung und Leistungsorientierung: Schulen in PISA-Spitzenländern genießen deutlich mehr Freiheiten als in Deutschland und schaffen es hierdurch, größere Bildungserfolge zu erzielen. Auch deutsche Schulen müssen der McKinsey-Studie zufolge die Autonomie erhalten, über die Einstellung und Qualifizierung von Personal, Budgets etc. zu entscheiden. Darüber hinaus müssen sie den Lehrern aber auch Anreize zur Leistungsorientierung geben können, z.B. durch variable Gehaltsbestandteile oder befristete Arbeitsverträge.
Die Reformempfehlungen von McKinsey sind mit Hilfe eines eigens dafür entwickelten Modells erarbeitet worden. Das Modell sollte eine Erklärung dazu liefern, wie verschiedene Einflussfaktoren ("Input") mit guter Schulbildung, gemessen durch das Abschneiden eines Landes in der PISA-Studie ("Output"), zusammenhängen. Mit den Originaldaten der PISA-Studie sowie zusätzlichen Sekundärdaten der OECD sind insgesamt Datensätze aus 27 Ländern, von knapp 6.000 Schulen sowie von über 155.000 Schülern in die Modellierung eingeflossen.
Der Reformbedarf wird der Analyse zufolge dort am höchsten eingestuft, wo sich zwischen den Einflussfaktoren und einem guten Abschneiden bei der PISA-Studie eine statistisch signifikante Korrelation ergab und sich gleichzeitig erwies, dass diese Einflussfaktoren in Deutschland im Vergleich mangelhaft ausgeprägt sind.
Detaillierte Informationen zur Modellierung des PISA-Leistungsvergleichs und zur Datenanalyse können Sie der Internetseite www.mckinsey-bildet.de entnehmen.
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