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McKinsey-Studie: Sinkendes Wachstum belastet Billigflieger
Boombranche vor dem Wendepunkt - Verdrängungswettbewerb setzt ein - Nur wenige Low-Cost Carrier in Europa können überleben

Frankfurt (ots)

Starke Überkapazitäten und die Aufholjagd
etablierter Airlines führen zu einem Verdrängungswettbewerb unter den
europäischen Fluglinien. Zwar wächst der Markt für Low-Cost Carrier
bis 2010 im Schnitt jährlich um 13 Prozent, jedoch kann er nicht an
die enormen Steigerungen der Vorjahre von mehr als 50 Prozent
anknüpfen. Trotz der Kostenvorteile der Billigflieger reicht das
erwartete Wachstum für viele Unternehmen nicht aus, um profitabel
arbeiten zu können. Das sind Ergebnisse einer neuen Studie der
Unternehmensberatung McKinsey & Company zur Zukunft der
Billigfluglinien in Europa, die am Donnerstag in Frankfurt
vorgestellt wurde. Die Untersuchung nennt drei Ursachen für die
sinkende Profitabilität: zunehmend gesättigte Märkte,
Flugzeugbestellungen, die den voraussichtlichen Bedarf übersteigen,
und die immer stärkere Konkurrenz der Linienairlines,
Chartergesellschaften und auch der Billigflieger untereinander. Auf
Dauer werden sich europaweit nur zwei bis drei Low-Cost Carrier
erfolgreich auf dem Markt behaupten.
"Die Zeiten der weitgehend konkurrenzlosen Expansion der
Billigflieger durch Marktstimulation sind vorbei. Es wird zunehmend
schwieriger, neue Kunden zu gewinnen. Da die Geschäftsmodelle vieler
Low-Cost Carrier aber auf einen weiter boomenden Markt ausgerichtet
sind, wird die Profitabilität sinken und neue Strategien sind
notwendig", sagt McKinsey-Partner Lucio Pompeo, Autor der Studie.
Für viele Billigflieger wird die Luft dünner
Das verlangsamte Wachstum führt zu Überkapazitäten. So haben
allein die drei größten europäischen Low-Cost Carrier - easyJet,
Ryanair und Air Berlin - bis zum Jahr 2012 insgesamt 300 Flugzeuge
für die Mittelstrecke bestellt und halten Optionen auf 350 weitere.
Die nationalen europäischen Airlines haben im Vergleich dazu nur
knapp 30 Maschinen dieses Flugzeugtyps geordert und haben etwa 160
Optionen - bei einem Marktanteil von derzeit 66 Prozent am gesamten
europäischen Flugverkehr. Sämtliche europäischen Billigflieger
verfügen über einen Anteil von 16 Prozent. Bis 2010 wird dieser nach
Schätzungen von McKinsey auf 24 Prozent ansteigen.
Zudem gibt es erste Anzeichen einer Marktsättigung. "An
europäischen Standorten, wie zum Beispiel Dublin, Köln und Brüssel,
besteht ein Überangebot an Flügen. Einige Strecken wurden bereits
eingestellt", so Pompeo. "Dies führt dazu, dass Billigflieger immer
mehr auf bereits hochfrequentierte Strecken der Chartergesellschaften
und nationalen Linienairlines ausweichen." Folge sei ein sich
verschärfender Verdrängungswettbewerb.
Die zunehmende Angleichung der Angebote von Charter-, Linien- und
Billigfliegern ist McKinsey zufolge der dritte Grund für die sinkende
Profitabilität. Die bisher sich weitgehend ergänzenden
Positionierungen der unterschiedlichen Airlinetypen überlappen sich
immer mehr. So konkurrieren Low-Cost Carrier und nationale
Fluggesellschaften verstärkt um Business-Kunden. Charterlinien und
Billigflieger kämpfen um Urlaubsreisende - die Chartergesellschaften
etwa haben zwischen 2000 und 2004 ihre Nur-Flug-Angebote von 20 auf
36 Prozent nahezu verdoppelt. Außerdem kopieren die
Linienfluggesellschaften Konzepte der Billigflieger und bieten
ebenfalls günstigere Tickets an, bauen den Online-Verkauf aus und
haben zum Teil eigene Low-Cost Carrier gegründet.
Sinkende Erträge bei den Billigairlines
Bereits seit einigen Jahren sind bei den Billigfliegern die
Erträge pro Passagier rückläufig. Zwischen 2000 und 2004 gingen diese
bei easyJet pro Passagier und geflogenen Kilometer pro Jahr im
Schnitt um 3,6 Prozent zurück. Ryanair verlor im gleichen Zeitraum
jährlich sogar 7,3 Prozent. Da gleichzeitig die Stückkosten nicht
ebenso schnell zurückgingen, hat sich die Break-even-Sitzauslastung
erhöht.
Signifikante Gewinne erwirtschaften fast ausschließlich die
Marktführer. Ryanair ist mit 27 Prozent der gesamten Kapazität im
europäischen Low-Cost-Carrier-Segment der größte Anbieter und
erzielte von 2000 bis 2004 eine durchschnittliche operative Marge von
25,4 Prozent. EasyJet erreichte 8,9 Prozent. Alle übrigen Low-Cost
Carrier - ohne Ryanair und easyJet - kamen im gleichen Zeitraum auf
-3,5 Prozent, machten also im operativen Geschäft Verluste. In den
USA ist ein ähnliches Phänomen zu beobachten.
Drei Strategien versprechen Erfolg
Die Kostenführerschaft übernehmen, das Angebot vom Wettbewerb
differenzieren und die Einnahmequellen diversifizieren - das sind
nach der McKinsey-Studie drei mögliche Strategien für die
Billigflieger.
In puncto Kosten führt Ryanair: Im Vergleich zu den drei besten
nationalen Airlines arbeitet die irische Linie um 67 Prozent
günstiger, easyJet um 42 Prozent. Diese Kostenvorteile erreichen die
Billigflieger unter anderem durch eine optimierte Sitzplatzdichte,
höhere Flugzeugproduktivität, wenig Personal, Direktvertrieb über das
Internet und geringere Ausgaben für Service.
In einem gesättigten Markt wird Differenzierung wichtiger. So
unterscheiden sich auch die Angebote von Billigfliegern immer mehr,
etwa bei Flugzeug- und Flughafentyp, Flughäufigkeit sowie im Service.
Diese Entwicklung kann bestimmte Airlines attraktiver für gewisse
Kundensegmente machen - was jedoch Auswirkungen auf die Kosten hat.
Während Ryanair vor allem abgelegene und kleine Flughäfen ansteuert
und auf die Verpflegung der Gäste verzichtet, konzentriert sich Air
Berlin auf große Flughäfen und bietet eine Bordverpflegung an.
EasyJet dagegen fliegt höhere Frequenzen als seine Wettbewerber.
Um konkurrenzfähig zu bleiben und den Rückgang der
Durchschnittserträge zu kompensieren, können die Billigflieger auch
zusätzliche Einnahmequellen erschließen und ihr Geschäft
diversifizieren, etwa mit zusätzlichen Services wie der Vermittlung
von Autovermietung, Versicherungs- oder Mobilfunkangeboten. Schon
jetzt erzielt Ryanair fast 16 Prozent seiner Umsätze mit
Nebengeschäften. Denkbar ist auch eine Ausweitung von Kurz- und
Mittelstrecken auf längere Distanzen innerhalb Europas und im
Mittelmeerraum oder die Ausdehnung auf weniger frequentierte Märkte
mit Flugzeugen bis zu 100 Plätzen.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Rolf Antrecht, Tel.: 0211 136-4690, 
E-Mail:  rolf_antrecht@mckinsey.com
www.mckinsey.de

Original-Content von: McKinsey & Company, übermittelt durch news aktuell

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