Libanon: Aktion gegen den Hunger weitet humanitäre Hilfe für Vertriebene aus
Berlin (ots)
Angesichts der eskalierenden Gewalt im Libanon weitet Aktion gegen den Hunger die humanitären Hilfsmaßnahmen in der Region aus. Mehr als 550 Menschen, darunter 50 Kinder, wurden bei den Luftangriffen am Montag getötet, 1.800 wurden verletzt. Dies ist der tödlichste Tag im Libanon seit dem Bürgerkrieg 1990. Die humanitäre Hilfsorganisation ist seit 2006 im Land und hat umgehend auf die Vertreibung Tausender Familien an der Grenze zu Israel reagiert und Hilfsgüter verteilt. Sie ruft alle Parteien zur sofortigen Deeskalation auf.
"Wir erleben eine neue Eskalationsstufe der Krise. Hunderte Menschen wurden an einem einzigen Tag getötet, fast so viele wie im gesamten vergangenen Jahr. So viele zivile Todesopfer in so kurzer Zeit gab es noch nie. Die Häuser einiger Kolleginnen und Kollegen wurden durch die Angriffe in Mitleidenschaft gezogen. Die Menschen hier sind sehr besorgt. Gestern waren die Straßen von Beirut praktisch menschenleer. Die Autobahnen hingegen waren voll, die Menschen fliehen vor den Angriffen. Sie wissen nicht, was als Nächstes kommt. Sie fühlen sich hilflos", berichtet Suzanne Takkenberg, Länderdirektorin von Aktion gegen den Hunger im Libanon.
Im vergangenen Jahr wurden rund 120.000 Menschen vertrieben, ein Anstieg von 1.800 Prozent. Die libanesische Regierung hat den Notfallplan aktiviert. Aktion gegen den Hunger koordiniert sich regelmäßig mit den Behörden, den Vereinten Nationen und anderen humanitären Organisationen, um eine effiziente Hilfe für Menschen in Not zu leisten.
"Wir sehen, dass eine enorme Anzahl von Vertriebenen in den Sammelunterkünften ankommt, und haben unsere Nothilfemaßnahmen sofort auf Beirut und das Bekaa-Tal ausgeweitet. Unsere Teams arbeiten von morgens bis nachts, um Decken, Matratzen, Wasser und Hygieneartikel an Unterkünfte zu verteilen", so Takkenberg.
Der Libanon hat die höchste Zahl von Vertriebenen pro Kopf weltweit und beherbergt derzeit schätzungsweise 1,5 Millionen syrische Geflüchtete. "Die syrischen Geflüchteten sind eine sehr gefährdete Gruppe im Land und haben große Schwierigkeiten, Unterkünfte zu finden. Aus diesem Grund richten sich die Hilfsmaßnahmen von Aktion gegen den Hunger an die gesamte bedürftige Bevölkerung, unabhängig von der Nationalität", sagt Takkenberg.
Schätzungsweise 1,14 Millionen Menschen im Libanon werden bis Ende 2024 mit einem hohen bis kritischen Maß an Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein. Die regionale Ausweitung des Gaza-Konflikts und eine landesweite Wirtschaftskrise im Land haben zu einer Nahrungsmittelknappheit geführt. Aufgrund von Sicherheitsbedenken haben viele Landwirte keinen Zugang zu ihrem Land und können es nicht bewirtschaften. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums und des Nationalen Rates für Wissenschaftliche Forschung hat die Zerstörung von fast 4.500 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, 47.000 Olivenbäumen und der Tod von 340.000 Nutztieren die Nahrungsmittelproduktion, insbesondere in der südlichen Region Nabatiye, erheblich beeinträchtigt.
Aktion gegen den Hunger ist seit 2006 im Land präsent und leistet seit Oktober vergangenen Jahres kontinuierlich Nothilfe für Vertriebene. Bis Mitte September, vor der jüngsten Eskalation, haben die Teams von Aktion gegen den Hunger unter anderem fast 600.000 Liter Trinkwasser, mehr als 95.000 warme Mahlzeiten und etwa 8.500 Decken sowie Bargeldtransfers an mehr als 7.500 von Vertreibung und Gewalt betroffene Menschen verteilt.
Viele Wasserversorgungsanlagen im Süden des Landes, darunter auch Systeme zur Förderung von Wasser mit erneuerbaren Energien, wurden zerstört. Im August waren mehr als 118.000 Menschen von der Versorgung mit sauberem Wasser abgeschnitten, eine Zahl, die nach den jüngsten Feindseligkeiten noch steigen dürfte. Die Zerstörung wichtiger ziviler Infrastrukturen wie Straßen, Telekommunikation, Gesundheits-, Bildungs-, Strom- und Wasserversorgungseinrichtungen hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Menschen und kann einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht darstellen.
"Vorrangig muss es darum gehen, die Gewalt zwischen allen Parteien zu beenden, sonst droht eine weitere humanitäre Katastrophe. Wir müssen auch den Schutz der humanitären Helfer gewährleisten, die sich um die Menschen in Not kümmern", so Takkenberg.
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