Microsoft und Musikwirtschaft fordern einen besseren Schutz der Urheberrechte
Unterschleißheim (ots)
Unternehmen beider Branchen definieren gemeinsame Interessen auf einer Podiumsdiskussion zum Thema "Copyright-Schutz für den Vertrieb von Software und Musik im Internet-Zeitalter"
Auf einer gemeinsamen Podiumsdiskussion , die am 25. September 2002 in München stattfand, formulierten Vertreter der Musikwirtschaft und der Softwareindustrie ihre gemeinsamen Interessen im Kampf um einen besseren Schutz von Copyrights. Beide Branchen wollen künftig stärker zusammenarbeiten, um die Verbreitung illegaler Musik-CDs und illegaler Softwarekopien einzudämmen. Microsoft plädiert zum Beispiel für die Einführung einer gesetzlichen Pauschalierung des Schadenersatzes auf eine doppelte Lizenzgebühr nach österreichischem Vorbild. Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft will noch konsequenter gegen illegale Musikangebote vorgehen und erwartet deswegen eine schnelle Umsetzung der neuen EU-Richtlinie zum Urheberrecht.
Die Musikwirtschaft musste im vergangenen Jahr einen Umsatzverlust von über zehn Prozent hinnehmen. Der Hauptgrund sind massenhafte Musikkopien auf CD-Rohlingen oder als Downloads aus dem Internet. Die betroffenen Unternehmen versuchen deshalb seit mehreren Monaten, durch technische Maßnahmen der Verbreitung von Kopien entgegenzuwirken. Die Softwareindustrie kennt das Problem der Raubkopien schon seit ihrer Geburt. Kurt Sibold, Geschäftsführer der deutschen Microsoft GmbH, verweist denn auch auf die Erfolge seiner langjährigen Arbeit für den Schutz von Copyrights: "Neben technischen Kopierschutzverfahren und der juristischen Verfolgung des international organisierten Handels mit Raubkopien geht es vor allen Dingen um Aufklärung und Vertrauensarbeit. Nur durch intensive Öffentlichkeitsarbeit für die Interessen von Programmierern und Softwareentwicklern ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, die Raubkopierate in Deutschland von früher über 40 Prozent auf heute 34 Prozent zu senken." Zufrieden zeigt sich die Softwarebranche damit allerdings noch lange nicht. Allein in Deutschland beläuft sich der Umsatzverlust durch Copyright-Vergehen auf rund 762 Millionen Euro.
Mit der Verbreitung des Internet rücken Softwareindustrie und Musikwirtschaft nun enger zusammen. Produkte können immer leichter kopiert werden - seit der Einführung der Digitalkopie erkennt man kein Qualitätsunterschied zwischen Kopie und Original mehr. Und nicht zuletzt erschwert das Internet die Verfolgung derjenigen, die illegale Angebote von Musik, Software und künftig auch Filmen veröffentlichen. Durch die scheinbare Anonymität des Netzes wird die Hemmschwelle gegenüber Copyright-Verletzungen zunehmend geringer.
Kopierschutzbestimmungen Software- und Musikbranche
Bei aller Interessenskonvergenz von Musik- und Softwarebranche gibt es auch eine Reihe von Unterschieden. Über die rechtlichen Unterschiede im Gebrauch von Copyrights für Musik und Software sind sich die Verbraucher zumeist nicht ausreichend im Klaren: So sind Musikkopien für persönliche private Zwecke erlaubt, das öffentliche Anbieten allerdings illegal. "Wir setzen darauf, dass in naher Zukunft die Kopien aus illegalen Quellen nach der neuen EU-Richtlinie ausdrücklich verboten sein werden", erläutert Christian Wolff, Geschäftsführer BMG Berlin.
Für Software gelten schon heute wesentliche härtere Bedingungen. Software lag im Gegensatz zur Musik schon immer in digitaler Form vor und konnte fehlerfrei digital kopiert werden. Die Weitergabe von Kopien auch im privaten Freundeskreis ist hier deshalb nicht gestattet. Bei Software ist nicht nur die Erstellung von Raubkopien, sondern auch der Einsatz solcher illegaler Produkte verboten. Jeder Download von Software aus dem Internet ist ohne Zustimmung des Inhabers der Copyrights illegal.
Die Musikwirtschaft kommt einerseits, dem Verbraucher mit dem Ausbau von Online-Musikangeboten entgegen und geht andererseits hart gegen illegale Anbieter vor. Als Ausgleich für die berechtigten Ansprüche der Urheber und Leistungsschutzinhaber wurden bereits 1965 pauschale Gerätevergütungen eingeführt. Von jeder Summe, die man für den Kauf eines Kopiergeräts, zum Beispiel eines CD-Brenners,[a1] bezahlt, wird ein Teil der Musikwirtschaft als Vergütung zugeführt. Peter Zombik, Geschäftsführer des Bundesverbandes Phono, erläutert: "Pauschale Vergütungen für Musikkopien sind immer dann erforderlich, wenn andere Vergütungen unmöglich sind. Das gilt z. B. für Mitschnitte von Rundfunksendungen."
Für die Softwareindustrie spielen solche Geräteabgaben keine Rolle. "Die Verluste lassen sich durch Geräteabgaben gar nicht kompensieren", erklärt Rudi Gallist, Vorsitzender des VSI (Verband der Softwareindustrie Deutschlands).
"Die Preissteigerung wäre um ein vielfaches höher als in der Musikbranche. Außerdem unterscheidet sich eine Softwarekopie in einem Punkt sehr wohl vom Original: Anspruch auf Support und Serviceleistungen wie Updates sowie Schutz vor Viren hat man bei einer Kopie nicht."
Microsoft fordert für digitale Kopien die Abschaffung von Pauschalabgaben und die Einführung individueller Abrechnungssysteme, da sie heute technisch möglich und in jedem Fall gerechter als pauschalierte Abgaben sind. Zum anderen wirken Geräteabgaben auf PCs oder PC-Komponenten kontraproduktiv im Kampf um den Schutz der Copyrights der Softwarehersteller, da sie den Kunden suggerieren, auch das Kopieren von Software sei durch die Pauschalabgabe abgegolten.
Vereint argumentieren Musik- und Softwareunternehmen auch gegen den häufig erhobenen Vorwurf, ihre Produkte seien schlichtweg zu teuer, und schon aus diesem Grunde würden massenhaft illegal Kopien von Musik und Computerprogrammen erstellt. Insbesondere der Musikwirtschaft wird häufig vorgeworfen, dass die CDs auf Grund ihrer niedrigen Herstellungskosten deutlich billiger als früher Vinylplatten angeboten werden müssten. Übersehen wird bei diesem Argument freilich, dass der Materialpreis noch nicht einmal zehn Prozent der Gesamtkosten bei CD-Herstellung und -vertrieb ausmacht. Der größte Teil der Kosten entstehen durch den Staat, den Händler, den Rechteinhaber, den Talentsucher, die Studioproduktion und das Marketing, also durch Dienstleistungen, die in den vergangenen Jahren nicht billiger geworden sind. Der Preis für Musik-CDs ist heute inflationsbereinigt nicht höher als der von Schallplatten vor 25 Jahren. Die Softwareindustrie, die ihre Produkte in den vergangenen Jahren durch Mengeneffekte und erhebliche Rationalisierungen im Vertrieb stark verbilligen konnte, verweist darauf, dass die Piraterierate in Niedrigpreismärkten ähnlich ausgeprägt ist wie im Hochpreissegment. [bs2]Auch Versuche, besonders preiswerte Produktlinien für private Anwender aufzulegen, hatten niemals den gewünschten Effekt, die Raubkopierate bei professionellen Produkten wie Microsoft Office zu senken. Künftig sei der Spielraum für Preissenkungen im Softwaremarkt ohnehin weitgehend ausgeschöpft. Die Lizenzeinnahmen müssen die erheblichen Kosten für die Softwareentwicklung einspielen. Bei Microsoft Windows beläuft sich dieser Posten jährlich auf rund 15.000 Mannjahre, dazu kommt noch die Grundlagenforschung.
In einem Punkt sind sich Musik- und Softwareindustrie einig: Die Maßnahmen gegen das unerlaubte Kopieren von Musik und Software müssen künftig noch weiter verstärkt werden. So sollen digitale Schutz-, Kontroll- und Verwertungsmöglichkeiten berücksichtigt sowie individuelle Abrechnungsmodelle (DRM-Systeme) eingeführt und standardisiert werden. Zudem muss das Urheberrecht angepasst und erweitert werden. Mit einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Internet-Recherchen wollen Musikwirtschaft und Softwareindustrie noch effektiver gegen professionelle Raubkopierer vorgehen.
"Die Urheber- und Autorenrechte müssen gestärkt werden, denkbar wäre beispielsweise die Einführung des doppelten Schadensersatzes wie in Österreich. Ein wirksames Schutzsystem von Copyrights muss aber nicht nur die Aufgabe eines gerechten Schadenausgleichs erfüllen, sondern vor allem eine Präventivfunktion gegen professionelle Raubkopierer", erklärt Kurt Sibold. "Am wichtigsten ist die Aufklärungsarbeit und die Sensibilisierung der Verbraucher für den kulturellen und technologischen Wert von Musik und Software sowie die legitimen Interessen von Anwendern, Autoren und Urhebern."
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