Fraunhofer-Studie: Lotto-Spieldaten als belastbarer, branchenübergreifender Indikator für regionales Verbraucherverhalten
Gibt es regionale Präferenzen für Lotterien? Wird in der Stadt mehr Eurojackpot gespielt? Wohnen mehr Lottospieler auf dem Land? Die Spieldaten aus den Sachsenlotto-Annahmestellen liegen anonym und in großer Anzahl vor. Pro Woche werden zwischen 600.000 und 1 Million Datensätze in Sachsen aufgezeichnet. Sie geben Antworten zum Spielverhalten.
In einer wegweisenden Forschungskooperation zwischen der Sächsischen Lotto-GmbH (SLG) und dem Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW wurden die Daten der letzten fünf Jahre im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes analysiert. Die Studie basiert auf der Analyse der Verkaufsdaten und der regionalen Parameter mit einer geografischen Auflösung auf Orts- und Stadtteilebene. Es ist die erste europäische Studie, die in dieser Tiefe und in diesem Umfang Lotteriedaten sowohl des terrestrischen als auch des Onlinebereichs analysiert.
Bereits im Januar 2023 gaben Sachsenlotto und das Fraunhofer IMW ihre Zusammenarbeit bekannt. Ziel war es, die grundsätzliche Auswertbarkeit von Lottodaten zu belegen und Ansätze von Entscheidungen für die Ableitungen zu dokumentieren.
„Mit dieser Kooperation konnten wir unser umfangreiches Datenvolumen erstmals mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden analysieren lassen. Die Ergebnisse übertreffen die Möglichkeiten unserer internen Analysen und geben uns einen klaren strategischen Vorteil,“ erklärt Frank Schwarz, Geschäftsführer der SLG.
„Besonders wichtig war uns dabei die strikte Einhaltung der datenschutzrechtlichen Regelungen und der Schutz jeglicher Kundendaten,“ ergänzt Studienleiter Dr. Oliver Janke.
Ausgewählte Erkenntnisse aus der Studie im Überblick:
- Regionale Unterschiede im Spielverhalten: Ländliche Gemeinden spielen eine überproportionale Rolle beim Vertrieb von Sachsenlotto-Produkten, während die Spielintensität in urbanen Wohngebieten, wie beispielsweise in Leipzig, geringer ausfällt. Diese Erkenntnis bietet Potenziale für regionalspezifisches Marketing, darunter Pilotprojekte, die gezielt auf die Bedürfnisse städtischer Zielgruppen abgestimmt sind.
Besonders bemerkenswert ist, dass es kleinräumige Lotto-Hot-Spots gibt, die sich durch besondere geografische Merkmale auszeichnen. Dies ist insbesondere für vertriebliche Aktivitäten relevant.
- Produktbündelung: Das Projekt hat das Kaufverhalten von Kunden hinsichtlich Warenkorbbildung analysiert. Dabei ist u. a. deutlich geworden, dass bestimmte Lose, wie „Heiße 7“ und „Goldene 7“, in den letzten Jahren häufig zusammen gekauft worden sind. Saisonale Bundle-Angebote könnten diesen Trend weiter verstärken und gleichzeitig neue Zielgruppen erschließen.
- Spielen ist auch stimmungsabhängig
Bestimmte Produktgruppen werden bei positiver gesellschaftlicher Stimmungslage stärker gespielt. Mithilfe dieser Erkenntnis können auch Rückschlüsse auf das aktuelle Verbraucherklima gezogen werden.
Wissenschaftliche Ergebnisse als Grundlage für strategische Entscheidungen
„Die Ergebnisse der Studie liefern uns klare Handlungsempfehlungen, um unser Angebot weiterzuentwickeln und die regionale Verankerung zu stärken,“ erläutert Frank Schwarz. Neben der regionalen Analyse geben die Erkenntnisse Aufschluss über Jackpot-Effekte, saisonale Muster und die Bedeutung von Gewinnreinvestitionen. „Die detaillierten Analysen zu häufig gekauften Produktkombinationen und saisonalen Spielmustern sind ein echter Gewinn für uns. Sie helfen dabei, unser Angebot weiter zu optimieren und innovative Produkte zu entwickeln, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden abgestimmt sind. Beispielsweise sehen wir nun, dass viele Kunden gerade eine Kombination aus dem Traum für den großen Gewinn wie bei Eurojackpot mit dem schnellen, kleinen Glück eines Rubbelloses kombinieren und hierbei stark durch Losfamilien angesprochen werden,“ betont Dr. Oliver Janke, Leiter des Kooperationsprojekts bei der SLG. Gleichzeitig bieten die Erkenntnisse auch Ansätze für zielgerichtete Präventionsmaßnahmen.
„Noch wichtiger als die initialen Erkenntnisse ist für uns jedoch, dass wir damit die Sächsische Lotto-GmbH erneut als Innovationsführer im deutschen und internationalen Lotteriemarkt präsentieren können. Wir sind froh, dass dieser innovative Ansatz seitens des Gesellschafters, dem Freistaat Sachsen unterstützt wird. Sachsen ist und bleibt ein Forschungsland.“
Auch für das Fraunhofer IMW war die Kooperation erfolgreich. „Unsere Zusammenarbeit zeigt, wie wichtig es ist, große Datenmengen sinnvoll zu analysieren. Dank der Expertise in unserem Team Innovative Regionen konnten wir komplexe Datenstrukturen entschlüsseln und entscheidende neue Perspektiven eröffnen,“ ergänzt Dr. Friedrich Dornbusch, Leiter der Abteilung Regionale Transformation und Innovationspolitik. Da das Fraunhofer IMW zum 31. März 2025 als eigenständiges Institut der Fraunhofer-Gesellschaft geschlossen wird, forscht seine Abteilung seit Januar 2025 am neuen Leipziger Standort des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI.
Ausblick: Weitere Forschungsprojekte geplant
Die Kooperation zwischen der SLG und den Leipziger Fraunhofer-Forschenden markiert den Beginn eines langfristigen Innovationsprozesses. „Wir sehen diese Studie als ersten Schritt, weitere wissenschaftliche Partnerschaften zu initiieren, um zukünftige Markttrends frühzeitig zu erkennen und gezielt darauf zu reagieren,“ betont Frank Schwarz.
Für die SLG und das Forschungsteam ist das Projekt nicht nur ein Erfolg, sondern ein Vorbild für die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft.
Hintergrund zur Forschungskooperation
Die Kooperation wurde mit dem Ziel gestartet, sozioökonomische Forschung und Branchenwissen zu bündeln. Dabei stehen keine personenbezogenen Daten im Fokus, sondern vielmehr Verkaufsstellen und Produktgruppen. Diese wurden mit sozioökonomischen Entwicklungen und Verbraucherstimmungen in Sachsen verknüpft, um ein umfassendes Bild des Marktes zu zeichnen.
Über das Fraunhofer IMW
Das Fraunhofer IMW blickt auf mehr als fünfzehn Jahre angewandte, sozioökonomische Forschung und Erfahrung in internationalen Projekten am Standort Leipzig zurück. Für den langfristigen Erfolg von Kunden und Partnern aus Wirtschaft, Industrie, Forschung und Gesellschaft entwickelt das interdisziplinäre Team wissenschaftlich fundierte Lösungen für die Herausforderungen der Globalisierung. Das Institut und seine Köpfe besitzen ausgewiesene Kompetenzen in den Bereichen Internationalisierung, Innovations- und
Technologiemanagement, Technologieökonomik, Strukturwandel, regionale Transformation, Daten- und Plattformökonomie, digitale Wertschöpfung, Strategieentwicklung und Wissensökonomie.
Die Sächsische Lotto-GmbH führt im Auftrag des Freistaates Sachsen staatliche Lotterien durch. In rund 1200 Sachsenlotto-Annahmestellen, auf sachsenlotto.de und mit der App kann man sachsenweit an diesem Spielangebot teilnehmen. Sachsenlotto steht für Glück auf der Basis von Verantwortung. Mit den Reinerträgen der staatlichen Lotterien werden über den Landeshaushalt zahlreiche Projekte in den Bereichen Suchtprävention, Sport, Kultur, Umwelt, Jugend und Wohlfahrtspflege durch den Freistaat unterstützt.
Kerstin Waschke Telefon: +49 341 8670-720 Fax: + 49 341 8629327 E-Mail: K.Waschke@sachsenlotto.de www.sachsenlotto.de | Blog: www.entdecke-sachsenlotto.de
Sächsische Lotto-GmbH | Oststraße 105 | 04299 Leipzig Geschäftsführer: Frank Schwarz | Vorsitzender des Aufsichtsrates: Hansjörg König | Amtsgericht Leipzig HRB 72 | Sitz: Leipzig Zertifiziert nach den Sicherheitsstandards der WLA und ISO 27001