Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine Lübke Stiftung
"Pflege-Triage" zeigt Mängel im Pflegesystem
Berlin (ots)
Prävention und sektorenübergreifende Versorgungsnetze können Kliniken entlasten
Berichte über Kliniken, die ihre Notaufnahme schließen müssen, weil sie nicht mehr genügend betreute Betten frei haben, sind aus Sicht des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) alarmierend. "Die Krise des Gesundheits- und des Pflegesystems wird lebensbedrohlich, wenn Notaufnahmen schließen müssen und Pflegeeinrichtungen Menschen mit höheren Pflegegraden abweisen", kritisierte KDA-Vorsitzender Helmut Kneppe. "Diese Form der 'Pflege-Triage' ist mit unserem Verständnis von Menschenwürde und Sozialstaat nicht vereinbar!" Er fordert eine Stärkung der Prävention und der intersektorellen Zusammenarbeit.
Als ein Grund für die enge Bettenkapazität in Kliniken wird neben dem Personalmangel auch eine zunehmend schwierigere Suche nach einer Anschlussversorgung genannt. Das gelte insbesondere, wenn Patientinnen und Patienten einen höheren Pflegegrad haben. Pflegeeinrichtungen lehnten in einem Bericht von "Report Mainz" (SWR) die Aufnahme dann ab, weil sie dafür keine Kapazitäten hätten.
Übergangsstationen mit Kurzzeitpflege
"Wir können Kliniken entlasten, wenn wir die Prävention stärken", sagte Kneppe. "Zudem sollten wir dringend mehr Zusammenarbeit über die Sektorengrenzen hinaus ermöglichen, um effektive Versorgungsnetze zu knüpfen." Als Beispiele im klinischen Bereich nannte er die Ermöglichung von Übergangsstationen mit Kurzzeitpflege oder das Entlassungsmanagement. "Wir sollten schon ab der Aufnahme in eine Klinik das Entlassungsmanagement sektorenübergreifend mit allen Beteiligten planen." Wichtig sei dabei auch die frühe Einbindung der Familien und der Menschen, die nach dem Klinikaufenthalt die Sorgeverantwortung übernehmen. "Die professionellen Mitarbeitenden sollten gemeinsam mit den pflegenden Angehörigen ein Versorgungsnetz knüpfen. In dieses Netz sollten auch Ehrenamtliche und Nachbarschaftsinitiativen eingebunden werden."
Stärkung der Vorsorgestrukturen
Die Stärkung der Prävention im Vorfeld von Klinikeinweisungen werde noch zu wenig mitgedacht. "Dabei geht es nicht nur um die Motivation zu vorbeugendem Verhalten des Einzelnen", erklärte Kneppe. "Es geht um eine Stärkung der Vorsorgestrukturen insgesamt." So gebe es erfolgreiche Projekte, die ausgebaut werden könnten. "In Wiesbaden hatte eine Zusammenarbeit von Rettungsdiensten und Altenhilfe eine spürbare Reduktion der Klinikeinweisung zur Folge. In Rheinland-Pfalz übernehmen Advanced Practice Nurses Hausbesuche, in Hamburg werden Bürgerinnen und Bürgern ab einem Alter von 70 Jahren Hausbesuche angeboten."
Strukturelle, personelle und finanzielle Notlagen führten dazu, dass eine angemessene Versorgung nicht mehr in jedem Fall gewährleistet ist. "Das ist ethisch nicht vertretbar und mit der Würde des Menschen unvereinbar! Die Krise der sozialen Systeme ist abwendbar. Hier sind die öffentliche Hand und der Gesetzgeber in der Pflicht", mahnte Helmut Kneppe.
Pressekontakt:
Solveig Giesecke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kuratorium Deutsche Altershilfe
Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V.
Michaelkirchstr. 17-18
10179 Berlin
Tel.: +49 30 / 2218298 - 58
Fax: +49 30 / 2218298 - 66
E-Mail: solveig.giesecke@kda.de
Internet: www.kda.de
Original-Content von: Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine Lübke Stiftung, übermittelt durch news aktuell