IFAW - International Fund for Animal Welfare
Schutz des Wolfes herabgestuft: Tierschutzorganisationen kritisieren EU-Entscheidung
Schutz des Wolfes herabgestuft: Tierschutzorganisationen kritisieren EU-Entscheidung
Hamburg, 3. Dezember 2024 - Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat heute in Straßburg beschlossen, den Schutzstatus des Wolfes von "streng geschützt" auf "geschützt" herabzustufen. Mehrere Tierschutzorganisationen sehen darin einen gefährlichen Rückschritt für den Erhalt der Artenvielfalt und einen bedenklichen Präzedenzfall für den Schutz von Wildtieren in Europa. Der IFAW, die Eurogroup for Animals und die Humane Society International/Europe warnen davor, dass diese politisch motivierte Entscheidung die langsamen, aber stetigen Fortschritte der letzten Jahrzehnte bei der Erholung der Art untergräbt.
„Diese Entscheidung ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse und öffnet der politischen Einflussnahme auf den Artenschutz Tür und Tor“, sagt Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter des IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Deutschland. „Der Wolf ist in vielen Teilen Europas noch immer bedroht und eine Schwächung seines Schutzes wird nur zu weiteren Konflikten führen und seine Erholung gefährden“.
Dr. Joanna Swabe, leitende Direktorin Public Affairs bei der Humane Society International/Europe (HSI), fügt hinzu: „Die Entscheidung der EU, den gesetzlichen Schutz für Wölfe zu verringern, stellt einen gefährlichen Präzedenzfall für andere europäische Arten wie Bären und Luchse dar. Alle Entscheidungen, die den Schutzstatus von Wildtierarten betreffen, müssen auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Stattdessen ist die Herabstufung des Wolfs eindeutig von politischen Interessen bestimmt und dient nur dazu, lautstarke Interessengruppen zu beschwichtigen. Beispielsweise Jäger, die lieber zum Gewehr greifen, als eine Koexistenz mit großen Raubtieren anzustreben.“
Obwohl sich der Wolf in Teilen Europas erholt hat, sind sechs der neun europäischen Wolfspopulationen noch immer vom Aussterben bedroht oder gefährdet. Schutzmaßnahmen sind nach Ansicht von Naturschützern unerlässlich, um einen günstigen Erhaltungszustand zu erreichen und zu erhalten. Wird die Herabstufung des Schutzstatus in EU-Recht umgesetzt, wird die Bejagung des Wolfes wieder flexibler möglich. Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse haben jedoch gezeigt, dass Abschüsse zur Reduzierung von Nutztierrissen unwirksam sind - im Gegensatz zu Präventionsmaßnahmen, die von vielen Landwirten in der EU erfolgreich umgesetzt werden.
Léa Badoz, Wildlife Programme Officer bei der Eurogroup for Animals, kommentiert: „Der Wolf ist leider der neueste politische Spielball und ein Opfer von Fehlinformationen. Eine Herabstufung des Schutzes wird weder die Herausforderungen der Koexistenz lösen noch den Landwirten helfen. Die Entscheidung basiert auf falschen Vorstellungen und bedroht die Wölfe, während sie Landwirten und Gemeinden, von denen viele die Koexistenz mit dem Wolf befürworten, keine echte Unterstützung bietet. Bewährte Koexistenz-Maßnahmen müssen Priorität haben, und die EU sollte mit finanziellen Mitteln helfen.“
Die drei NGOs setzen sich für die Förderung der Koexistenz mit wild lebenden Tieren ein. IFAW, Eurogroup for Animals und Humane Society International/Europe werden alle weiteren Änderungen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie genau beobachten, um sicherzustellen, dass der Schutz der europäischen Arten nicht weiter untergraben wird.
Weiterführende Informationen: Umfrage über die Einstellung der ländlichen Bevölkerung in Bezug auf große Beutegreifer - Downloadlink
Für weitere Informationen oder Interviews kontaktieren Sie bitte:
Raphael Heinetsberger
Pressesprecher
t: +49 (0) 40 866 500 38
Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) ist eine weltweit tätige gemeinnützige Organisation für die bessere Koexistenz von Tieren und Menschen. Wir sind in mehr als 40 Ländern der Welt und auf den Meeren im Einsatz. Wir retten und pflegen Tiere, wildern sie wieder aus und bewahren und schützen ihre natürlichen Lebensräume. Die Probleme, denen wir uns stellen, sind drängend und komplex. Um sie zu lösen, brauchen wir mutiges Handeln und kluges Denken. Wir arbeiten mit Gemeinden, Regierungen, anderen NGOs und Unternehmen zusammen. Gemeinsam finden wir neue und innovative Wege, damit sich alle Arten in ihrem Lebensraum entwickeln können. So geht’s: ifaw.org