"Forderung der Böll-Stiftung kontraproduktiv für das Klima"
Bonn (ots)
Die Heinrich-Böll-Stiftung fordert in ihrem aktuellen Fleischatlas die deutliche Reduzierung der Fleischproduktion in Deutschland. Ein solcher Ausstieg trage zum Klimaschutz bei. Die Fleischwirtschaft widerspricht dieser Forderung ausdrücklich und bezweifelt, dass diese Forderung den gewünschten Effekt erzielen kann. Dies bestätigt auch eine Studie der EU-Kommission.
Die einfache Rechnung, die Fleischproduktion in der EU zu verringern und damit den Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase zu reduzieren, geht nicht auf. Das bestätigt die Folgenabschätzung der EU-Kommission für den Green Deal. Demzufolge führt eine Reduzierung der europäischen Fleischproduktion zu einer Substitution durch andere Regionen der Welt. "Die Forderungen der Böll-Stiftung sind nicht zielführend, sondern sogar kontraproduktiv", erläutert Steffen Reiter, Sprecher der Initiative Fokus Fleisch. "Wenn in der EU weniger Fleisch produziert wird, werden Länder außerhalb der EU im Gegenzug ihre Produktion erhöhen, um die Nachfrage zu decken. Dabei ist davon auszugehen, dass die Produktion in anderen Regionen der Welt nicht den Standard der EU-Produktion hat und dadurch sogar mehr Treibhausgase freigesetzt werden könnten."
Die Heinrich-Böll-Stiftung operiert in ihrem Fleischatlas zudem mit Zahlen, die für Deutschland nicht zutreffen. So liegt der Ausstoß von klimaschädigenden Gasen der gesamten deutschen Landwirtschaft nur bei knapp 8 Prozent und nicht bei 21 Prozent, wie dies von der Heinrich-Böll-Stiftung angenommen wird. "Dies zeigt, dass die Produktion in Europa in Sachen Klima sehr effizient ist und eine Verlagerung in Drittländer entsprechend negative Effekte hätte", erläutert Steffen Reiter weiter.
Zudem hat die heimische Landwirtschaft den Ausstoß klimaschädlicher Gase in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert. So wurden alleine zwischen 1990 und 2019 die THG-Emissionen der Landwirtschaft um knapp 20 % heruntergefahren, während sie im deutlich größeren Verkehrssektor im gleichen Zeitraum sogar gestiegen sind. Durch Innovationen z.B. in den Bereichen Fütterung und Zucht sind weitere deutliche Fortschritte zu erwarten.
Einer Forderung der Heinrich-Böll-Stiftung kann die Fleischwirtschaft aber durchaus zustimmen: Der EU-weiten Kennzeichnung der Haltungsformen "Deutschland ist mit seinem System "Initiative Tierwohl" in diesem Segment Vorreiter. Unsere europäischen Nachbarn sollten diesem Beispiel folgen", sagt Steffen Reiter, Sprecher der Brancheninitiative Fokus Fleisch. Dies sei auch deshalb von Bedeutung, damit die Produzenten in anderen Ländern oder andere Vertriebskanäle die hohen zusätzlichen Standards in Deutschland nicht unterlaufen können.
In Sachen Tierwohl fordert die Fleischwirtschaft auch von der Politik deutlich mehr Engagement: Die Empfehlungen der Borchert-Kommission müssen schnell auf den Weg gebracht werden, damit weitere konkrete Verbesserungen zeitnah umgesetzt und finanziert werden können. Die Umsetzung der gesellschaftlichen Anforderungen muss von der Gesellschaft getragen werden, damit der Umbau gelingen kann. "Tierwohl darf nicht warten", meint Steffen Reiter. "Die Politik muss nun die schrittweise Umstellung bis zum Zieljahr 2040 auf den Weg bringen und auch die bau- und umweltrechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, die den Landwirten Investitionen in die gesellschaftlich gewünschten Tierwohlmaßnahmen ermöglichen." Die Finanzierung der zusätzlichen Kosten wird dabei durch die Gesellschaft getragen - das heißt durch langfristig gesicherte staatliche Ausgleichszahlungen für die Umsetzung der vorgegebenen Tierwohlmaßnahmen auf den landwirtschaftlichen Betrieben. Genau das ist das Konzept der Borchert-Kommission.
Pressekontakt:
Frank Habekost
Mail: habekost@gavf.de
Tel.: 0228 - 91424-23
Original-Content von: GAVF, übermittelt durch news aktuell