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Appel an die Koalitionär*innen: Investiert in das Potenzial von Frauen

Appel an die Koalitionär*innen: Investiert in das Potenzial von Frauen
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Berlin (ots)

Die Frauenrechtsorganisation Women for Women International moniert fehlende Ambitionen im Eckpunktepapier hinsichtlich der globalen Verantwortung Deutschlands.

Die grundlegenden Weichen für eine Ampel-Koalition in Deutschland sind gestellt. Bevor die Koalitionsgespräche morgen beginnen, appelliert Women for Women International an die Koalitionär*innen, die transformative Kraft marginalisierter Frauen mitzudenken. Schätzungsweise 264 Millionen Frauen leben in fragilen und von Konflikt betroffenen Ländern. Wenn die Ampel-Koalition dafür sorgen will, dass Deutschland seiner globalen Verantwortung gerecht wird, muss deren Schutz und Förderung essenzieller Bestandteil künftiger Politik werden.

Women for Women International fordert die Koalitionär*innen auf:

  • Den von der Bundesregierung erstellten Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Resolution 1325 umzusetzen und zu finanzieren.
  • Das friedenstiftende Potenzial von Frauen sowie deren Schutz und Selbstbestimmung zu fördern.
  • Die Maßnahmen aus dem Nationalen Aktionsplan Frauen, Frieden und Sicherheit zur Priorität deutscher Außenpolitik zu machen und in den Koalitionsvertrag aufzunehmen.

Eine faire und gerechte Zukunftspolitik, die niemanden zurücklässt, muss die Bedürfnisse marginalisierter Frauen und deren essenzielle Rolle in der Friedenssicherung und Armutsbekämpfung miteinbeziehen.

Eine Investition in Frauen in fragilen und konfliktgetroffenen Gebieten ist der Gamechanger:

  • Ausgebildete Frauen investieren 90 % ihres Einkommens in ihre Familie; sie versorgen ihre Familien und sind der Schlüssel zu nachhaltigem Frieden, Stabilität und Wohlstand.
  • Frauen in fragilen und von Konflikt betroffenen Gebieten kommt eine besondere Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise und anderen globalen Herausforderungen zu: Sie sind es, die Gemeinschaften nach Krisen wieder aufbauen.
  • Wenn Frauen in Friedensverhandlungen einbezogen werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Friedensabkommen mehr als 15 Jahre Bestand hat, um 35%.

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe kommen in dem Eckpunktepapier kaum vor. "Wir fordern einen stärkeren Fokus auf Deutschlands Rolle bei der globalen Armutsbekämpfung und der Förderung von Frauen. Denn sie sind der Schlüssel zu einem friedlichen Zusammenleben und integraler Bestandteil einer verantwortungsbewussten Zukunftspolitik. Hier fehlen uns eindeutig die Ambitionen", so Caroline Kent, Direktorin Women for Women International Deutschland.

Women for Women International appelliert an die verhandelnden Parteien, bestehende globale Verpflichtungen mit Leben füllen: Deutschland muss seiner Rolle als Zeichensetzer und Vorreiter in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe Rechnung tragen.Caroline Kent sagt: "Ein "Weiter so" ohne ausreichende Finanzierung und besondere Akzente wird nicht reichen, um unserer globalen Verantwortung in der Welt gerecht zu werden."

Hintergrundinformationen:

Um Frauen in Kriegs- und Konfliktländern nicht weiter zurückzulassen, gibt Women for Women International folgende Handlungsempfehlungen:

  1. Frauen sichtbar machen. Frauen werden von politischen Entscheidungsträger*innen noch immer allzu oft als homogene Gruppe behandelt, wodurch spezifische Lebenswirklichkeiten außer Acht gelassen werden. So gehen Maßnahmen der Politik häufig an den Bedürfnissen und Herausforderungen konfliktbetroffener Frauen vorbei. Ein Grund dafür ist der Mangel spezifischer Daten für marginalisierte Frauen in konfliktreichen Ländern - diejenigen Menschen, die zu den Ärmsten der Armen gehören.
  2. Bessere Koordination zur Bewältigung der Lebenswirklichkeit von Frauen: Die Bemühungen in den Bereichen humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedenssicherung sind allzu oft unkoordiniert. Besonders die realen Bedürfnisse und Erfahrungen betroffener Frauen in Konflikten werden dabei oft übersehen - wobei sich patriarchische Strukturen und nachteilige Gendernormen während Konflikten zunehmend verfestigen. Politische Akteure und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen Geschlechtergerechtigkeit in jeder entwicklungspolitischen Maßnahme mitdenken.
  3. Frauen Gehör schenken: Trotz großer Gesten und vielfacher Anläufe überhört die Politik allzu häufig die Stimmen marginalisierter Frauen. In zahlreichen Ländern sind es nicht zuletzt die mangelnde Finanzierung und die nachteiligen patriarchalischen Geschlechternormen, die Frauen noch immer den Zugang zu Entscheidungsfindungsprozessen verwehren. Obwohl sie häufig die am meisten betroffenen sind, wird ihnen nur selten ernsthaft zugehört.
  4. Die Beendigung der Gewalt gegen Frauen zur Priorität machen: Mehr als 70 % aller Frauen in Krisenregionen wurden bereits Opfer von Gewalt. Die Anfälligkeit von Frauen für gewaltsame Übergriffe steigt in Zeiten von Konflikten zwar an, sie hat ihren Ursprung aber in geschlechtsspezifischen Normen, die auch vor dem Konflikt bereits bestanden. Daher erfordert die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen gesamtgesellschaftliche Veränderungen.
  5. In die Wirtschaftskraft von Frauen investieren. Marginalisierte Frauen in konfliktbetroffenen Ländern leiden oft über Jahre hinweg an Armut und Ausgrenzung. Zu persönlichen Traumata kommt häufig wirtschaftliche Perspektivlosigkeit, da Hindernisse und Stereotypen in der Gesellschaft deren soziale und wirtschaftliche Kraft verkennen. Dabei haben Frauen und ihre Fähigkeiten einen enormen Einfluss auf das Überleben ganzer Staaten.

Aktionsagenda

Die detaillierten Forderungen und Handlungsempfehlungen finden Sie im deutschsprachigen Handout. Die Aktionsagenda definiert fünf Handlungsfelder, in denen eine Veränderung stattfinden muss, damit die internationale Gemeinschaft der Ausgrenzung von Frauen in konfliktbetroffenen Regionen entgegenwirken kann. Den englischsprachigen Gesamtbericht finden Sie hier.

Über Women for Women International

Wenn Krieg ausbricht, leiden Frauen oft am meisten darunter - sie müssen Traumata, sexualisierte Gewalt und den Tod ihrer Angehörigen erleben. Wenn der Konflikt schließlich vorbei ist, bewegt sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit weiter und es fällt den zurückgebliebenen Frauen zu, ihre Familien und Gemeinschaften wiederaufzubauen.

Women for Women International unterstützt Frauen, die an einigen der gefährlichsten Orte der Welt leben. Diese Frauen schreiben sich in unserem einjährigen Programm ein. Hier lernen sie, wie sie Geld verdienen und sparen können, die Gesundheit ihrer Familie verbessern und wie ihre Stimmen gehört werden - zu Hause und in ihrer Gemeinschaft.

Seit 1993 hat die Organisation mehr als einer halben Million marginalisierten Frauen, die Kriege in Afghanistan, Bosnien und Herzegowina, der Demokratischen Republik Kongo, Irak, Kosovo, Nigeria, Ruanda und im Südsudan überlebt haben, geholfen.

Mit mehr als fünfzig brutalen und bewaffneten Konflikten auf der Erde, gab es nie eine größere Dringlichkeit, Frauen zu unterstützen, die Kriege überlebt haben. Mit Hilfe von Spenden können Frauen die Ausbildung, die von Women for Women International ermöglicht wird, mit den Fähigkeiten, Kenntnissen und den Ressourcen abschließen, die sie brauchen, um ihr eigenes Geld zu verdienen. Unsere Absolventinnen geben ihr Wissen an ihre Nachbarn und Kinder weiter und sorgen so für einen Welleneffekt.

Women for Women International (DE) gGmbH ist eine gemeinnützige GmbH mit Sitz in Hamburg, Deutschland, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Hamburg (HRB 153306). Geschäftsführerinnen: Laurie Adams, Nathalie Busch, Anja Langenbucher, Preeti Malkani, Vanessa Mitchell-Thomsen, Andrea Tiedemann.

Mehr Informationen unter: www.womenforwomeninternational.de; @WomenforWomenDE

Weiterführende Ressourcen:

Auswärtiges Amt, 2021: 3. Nationaler Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Resolution 1325 Frauen, Frieden, und Sicherheit

BMZ, 2019: Prozentsatz Entwicklungsausgaben am deutschen BIP

Georgetown Institute for Women, Peace and Security, 2019: Anzahl der Frauen, die in Konfliktgebieten leben

OECD, 2021: 0,7% Ziel der OECD Staaten

US Aid, 2014: "An educated Girl has a ripple effect"

UN Women, 2021: Die Resolution 1325 mit der Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit

UN Women, 2018: Frauen und ihre Rolle in Friedensprozessen

WELT, 2021: Ergebnis der Sondierungen zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP

WfWI, 2021: Unsere Policy und Advocacy Arbeit

WfWI, 2020: Unheard. Unseen. Aktionsagenda für Frauen in Kriegsgebieten

Pressekontakt:

Caroline Kent
ckent@womenformwomen.org
+49 176 43257358

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