6000 Bäume in Ratingen gepflanzt - Ingenieurkammer-Bau NRW sieht Aufforstungsprojekt als Generationenvertrag
Die Ingenieurkammer-Bau NRW pflanzt im April an zwei Standorten insgesamt 12.000 Bäume. In Ratingen bei Düsseldorf und Stolberg bei Aachen entsteht so ein klimaresilienter Mischwald. Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW: „Die Verantwortung für das Gemeinwesen gehört zur DNA des Bauingenieurwesens. Deshalb haben wir als IK-Bau NRW beschlossen, uns für die Zukunft des Waldes in NRW zu engagieren. Die Lebensdauer der Setzlinge, die wir in diesem Frühjahr pflanzen, weist dabei über das einzelne Menschenleben hinaus und wir verstehen unser Engagement für den Wald in NRW als eine Art Generationenvertrag.“
Am 26.04.2022 pflanzten Vertreter der Ingenieurkammer-Bau NRW bei Schloss Linnep in Ratingen die letzten der 6000 Bäume für diesen Standort, darunter Buchen, Vogelkirschen, Bergahorn und Traubeneichen. Am kommenden Donnerstag werden dann die Bäume am zweiten Standort in Stolberg bei Aachen gepflanzt.
Die Ingenieurkammer-Bau NRW hat sich bewusst dafür entschieden, kleine und mittelständische Forstbetriebe vor Ort zu unterstützen, die oft durch das Raster staatlicher Förderung fallen, so Dr.-Ing. Hubertus Brauer, Vizepräsident der IK-Bau NRW: „Der Klimawandel ist ein weltweites Problem, und wir handeln nach dem Motto ‚global denken, lokal handeln‘. Uns war es wichtig, nicht einfach an einem namenlosen Ort Bäume pflanzen zu lassen, deren Wachsen und Gedeihen niemand von uns in Augenschein nehmen kann. Dieses Projekt verpflichtet uns auf Dauer und selbstverständlich hat sich die Kammer vertraglich zusichern lassen, dass sie die gepflanzten Bäume jederzeit besichtigen darf.“
In Stolberg und Ratingen entstehen mit Hilfe der IK-Bau NRW aus ehemaligen Monokulturen klimaresiliente Mischwälder mit hohem Laubbaumanteil. Ralph Prym, Forstwirt und Geschäftsführer der Laufenburg GmbH in Stolberg: „Auf der aufzuforstenden Fläche standen bis 2021 Fichten im Alter von 60 Jahren. Die Fichten waren vom Borkenkäfer befallen und mussten gefällt werden … Wir werden auf der Fläche verschiedene Baumarten pflanzen, wie amerikanische Roteichen, Esskastanien, Hybridlärchen und Küstentannen.“ Auch in Ratingen bestand die Fläche vor der Aufforstung aus einem 31-jährigen Fichtenwald. „Nach der Aufforstung wird ein Mischwald aus Buchen, Vogelkirschen, Bergahorn und Traubeneichen entstehen“, so Wilderich Freiherr von Ketteler, Inhaber des Forstes in Ratingen.
Der nordrhein-westfälische Wald hat in den letzten Jahren unter Stürmen, Trockenheit und der Massenvermehrung des Borkenkäfers enorm gelitten. Die Menge des sogenannten Kalamitätsholzes, das wegen Dürre, Sturm und Borkenkäferverfall vorzeitig verwertet werden musste, ist in diesem Zeitraum mit 34 Mio. Festmetern (fm) auf einen Rekordwert gestiegen. Wilderich Freiherr von Ketteler, Inhaber des Forstes in Ratingen: „Wetterkapriolen wie die Stürme Kyrill, Ela etc. und klimatische Veränderungen wie die Dürren 2018, 2019 und 2020 spielten und spielen weiterhin unseren Wäldern übel mit. Deren Spätfolgen haben einen generationsüberschreitenden desaströsen Effekt.“
Auch Forstwirt Ralph Prym aus Stolberg verzeichnet in seinem Forst in den letzten Jahren erhebliche Schäden: „Der Wald der Laufenburg GmbH & Co KG in Stolberg-Schevenhütte ist bedingt durch die Katastrophen der letzten Jahre, insbesondere den Klimawandel verbunden mit Trockenheit, Dürre und dadurch bedingten Käferbefall sowie durch Stürme in einem sehr schlechten Zustand. Wir haben Kahlflächen aufgrund der Trockenheit und Sturmschäden von ca. 100 Hektar (ha) bei einer Gesamtgröße des Waldes von 575 ha. Die Kahlflächen müssen kontinuierlich wiederaufgeforstet werden, wie es das Gesetz auch vorschreibt.“
Die Gründe, sich für den Wald zu engagieren, sind vielfältig: An erster Stelle ist der Wald als Kohlenstoffsenke ein entscheidender Faktor im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Aber auch über die Klimaschutzfunktion hinaus, leistet der Wald vieles für Mensch und Umwelt: Bäume und Waldboden speichern Niederschlagswasser. Der Wald trägt so direkt zum Hochwasserschutz und zu unserer Versorgung mit sauberem Wasser bei. Wälder filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft und bilden einen natürlichen Lärmschutz. Die Wälder sind seit jeher Orte der Ruhe, der Erholung und ermöglichen ein direktes Naturerlebnis.
Das Problem für die Forstwirte: Es gibt bislang kein etabliertes System, die vielfältige Nutzung des Waldes durch die Gesellschaft auch angemessen zu honorieren. Ralph Prym fordert daher ein Umdenken: „Leider ist die Gesellschaft nicht bereit, die Leistungen des Waldes angemessen zu honorieren, vielmehr ist in der Gesellschaft ein Anspruch auf alle Leistungen des Waldes verankert. Der Wald benötigt mehr Honorierung und Förderung z. B. eine CO2-Prämie für den Wald analog zum Kohlepfennig in der Vergangenheit, um den Ansprüchen gerecht werden zu können.“
Auch Wilderich Freiherr von Ketteler fordert ein Umdenken in Politik und Gesellschaft: „All diese … Eigenschaften des Waldes sind Leistungen, welche in Einklang miteinander gebracht und dauerhaft honoriert werden müssen. Hinsichtlich der Honorierung gibt es Modelle, welche die Politik aufgegriffen hat und langsam damit beginnt, diese umzusetzen.“
Dabei müssen die wirtschaftliche Verwertung des Holzes und der Klimaschutz kein Gegensatz sein. „Wird Holz als Bauholz genutzt, bleibt das CO2 im Holz gespeichert und wird erst mit der energetischen Verwertung wieder freigesetzt. Gelingt es, die Holzbauquote in NRW und in der ganzen Republik zu erhöhen und Baustoffe mit großem CO2-Fußabdruck wie Beton dort, wo es Sinn ergibt, zu ersetzen, hätte das einen unmittelbar positiven Effekt im Kampf gegen den Klimawandel“, so Dipl.-Ing. Axel Conrads, Mitglied des Vorstandes der IK-Bau NRW.
„Wollen wir mehr mit Holz bauen, muss dieser Baustoff aus regionalen und nachhaltig betriebenen Forsten und zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten zur Verfügung stehen. Gerade die letzten Monate haben die Auswirkungen eines sehr volatilen Holzpreises für Bauherren und Bauwirtschaft unter Beweis gestellt. Dabei findet auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Verwertung des Waldes als Bauholz ein Umdenken statt. Während früher hierzulande die Monokultur des Fichtenwaldes das Bild dominierte, setzt die moderne Forstwirtschaft auf Mischwälder, wie sie nun auch die IK-Bau NRW in Stolberg und Ratingen pflanzt“, so Axel Conrads.
Die IK-Bau NRW bekennt sich deshalb zum nachhaltigen Bauen. So hat sich die Kammer erfolgreich für eine Erleichterung des Holzbaus in der novellierten Landesbauordnung eingesetzt. Ein eigener Ausschuss setzt sich in der IK-Bau NRW aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und treibt die Thematik in Veröffentlichungen und Veranstaltungen zum Thema voran.
Die Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen (IK-Bau NRW) ist die berufsständische Selbstverwaltung und Interessenvertretung der im Bauwesen tätigen Ingenieurinnen und Ingenieure in Nordrhein-Westfalen. Mit ca. 11.000 Mitgliedern ist sie die mitgliederstärkste Ingenieurkammer in Deutschland. Gemeinsamer Sitz ihrer Geschäftsstelle und der Ingenieurakademie West gGmbH, Fortbildungswerk der IK-Bau NRW, ist Düsseldorf. Weitere Informationen unter www.ikbaunrw.de
Pressekontakt Dr. Bastian Peiffer Pressesprecher
Ingenieurkammer-Bau NRW Zollhof 2 40221 Düsseldorf
Mobil 0151 518 257 63 Telefon 0211 13067-157 Mail peiffer@ikbaunrw.de