Afghanistan tritt Minenverbotsabkommen bei - die Umsetzung setzt internationale Hilfe voraus
München (ots)
Das wichtigste Ergebnis der Internationalen Konferenz gegen Landminen, die vom 28. bis 31. Juli in Kabul tagte, ist die Unterzeichnung des Ottawa-Vertrags durch die afghanische Regierung am vergangenen Dienstag.
Mit der Unterzeichnung des Abkommens für das Verbot von Anti-Personen-Minen hat die afghanische Regierung ihren festen Willen bekundet, dem Geschäft mit Landminen und nicht explodierenden Sprengkörpern ein Ende zu setzen und die Anstrengungen auf die allgemeine Entwicklung des Landes, insbesondere auf die Verbesserung der Sicherheit und der Verkehrswege zu konzentrieren. Sie appellierte an die internationale Gemeinschaft, ihrem Land bei der Umsetzung des Vertrages mit umfassenden Hilfsmaßnahmen und Erfahrungsaustausch zur Seite zu stehen. Mit dem Beitritt hat sich Afghanistan unter anderem verpflichtet, seine Bestände an Anti-Personen-Minen zu sammeln und zu vernichten. Dabei steht der Regierung die schwierige Aufgabe bevor, die verschiedenen Kriegsherren und Stammesführer zur Kooperation zu bewegen.
Der Beitritt zum Ottawa-Vertrag hat darüber hinaus eine große symbolische Wirkung: Afghanistan ist der bisher einzige Unterzeichnerstaat in der Region. Keiner der Nachbarstaaten hat diesen Schritt bisher getan, wobei Pakistan, Indien, Russland und China zu den größten Minenproduzenten weltweit gehören.
Auf der Konferenz in Kabul, an der etwa 100 Repräsentanten der Ottawavertragstaaten, von Organisationen der Vereinten Nationen, internationale Geldgeber und Nichtregierungsorganisationen sowie professionelle Entminer und Minenopfer teilnahmen, wurde außerdem beschlossen, die gemeinsamen Anstrengungen zur Bewältigung der Minenproblematik zu verstärken: Die Umsetzung des Minenverbots, Minenräumung und Opferhilfe.
Afghanistan gilt als eines der am stärksten verminten Länder der Erde. Die 7000 Minenräumer, die bereits in Afghanistan arbeiten, würden noch 10 Jahre brauchen, um nur die Prioritätszonen - gerade die Hälfte der bekannten verminten Gebiete - vollständig zu räumen. Viele der schätzungsweise 300 000 Opfer der letzten 23 Jahre warten immer noch auf die nötigste Versorgung. Hier ist internationale Hilfe dringend nötig.
Handicap International ist seit 1986 in Afghanistan im Einsatz. Die Aktivitäten umfassen neben der Herstellung von Prothesen und Gehhilfen, Minenräumung und Minenaufklärung auch die Verstärkung der Infrastruktur für die Opferhilfe, insbesondere in abgelegenen Gebieten. Als Hilfsorganisation, die sich für die Belange von behinderten Menschen in Afghanistan einsetzt, begrüßt Handicap International besonders, dass die afghanische Regierung nicht allein der finanziellen und technische Hilfe, sondern auch dem Aufbau einer Behindertenpolitik auf nationaler Ebene Priorität einräumt. Nur so werden die unzähligen Minenopfer in Afghanistan langfristig die Chance haben, in ein selbständiges und menschenwürdiges Leben zurück zu kehren.
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