Armutsbekämpfung: Neues Handbuch fördert die Berücksichtigung von Menschen mit Behinderung
München (ots)
1999 haben die Weltbank und der Internationale Währungsfond (IWF) das Konzept der Armutsbekämpfungsstrategien vorgestellt (besser bekannt unter der englischen Abkürzung PRSP für "Poverty Reduction Strategy Paper"). Eine der Grundideen des Konzepts ist, dass hoch verschuldete Entwicklungsländer ihre eigene nationale Strategie entwerfen, wie die Armut im betroffenen Land reduziert werden kann. Dabei soll die Regierung eng mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten und den verschiedenen Akteuren die Möglichkeit geben, sich an der Erarbeitung des PRSPs zu beteiligen.
Bisher mussten Menschen mit Behinderung jedoch feststellen, dass ihre Bedürfnisse in den PRSPs nicht zur Sprache kommen, und dass sie daher auch nicht von den umgesetzten Maßnahmen profitieren. Und dies, obwohl ein deutlicher Zusammenhang zwischen Armut und Behinderung besteht: Behinderung ist oft Ursache für Armut und umgekehrt. Zudem haben Menschen mit Behinderung und ihre Organisationen selten die Möglichkeit, bei der Gestaltung und Umsetzung der PRSPs mitzuwirken.
Um diesen Mängeln in PRSP-Prozessen entgegenzuwirken haben Handicap International und die Christoffel-Blindenmission im vergangenen Jahr ein Projekt durchgeführt. Das Projekt wurde von der Weltbank initiiert und durch einen deutschen Treuhänderfonds (aus Mitteln von BMZ und GTZ) finanziert. Schon im September 2005 fand ein Workshop in Tansania statt, bei dem Vertreter von Behindertenorganisationen, der Regierung und anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen, Lösungen diskutierten.
Als Ergebnis des Projekts ist nun ein Handbuch verfügbar: "Making PRSP Inclusive" gibt eine grundlegende Einführung in den Themenbereich PRSP und Behinderung, aber vermittelt auch Fähigkeiten wie Projektplanung und Lobbyarbeit, die in diesem Kontext äußerst wichtig sind. Außerdem wurden die gemachten Erfahrungen aus Tansania und auch aus Honduras, Bangladesch und Sierra Leone zusammengefasst.
Das Handbuch und weitere Informationen sind auf http://www.handicap-international.de/projekte/prs01.html oder http://www.christoffel-blindenmission.de/baum/CBM_DE_baumbart_2210.html zu finden. Außerdem können Druckversionen und CD-ROMs in Englisch, Französisch oder Portugiesisch bei Handicap International bestellt werden.
Für 2006/07 sind weitere Aktivitäten in PRSP-Ländern geplant, um die gemachten Erfahrungen an dortige Behindertenorganisationen weiterzugeben, aber auch, um neue Praxiserfahrungen zu sammeln.
Zu den Organisationen: Handicap International ist als internationale Hilfsorganisation in 60 Ländern der Welt für Menschen mit Behinderung tätig: in der Rehabilitation und Integrationsarbeit sowie in der Prävention. Handicap International setzt sich auf regionaler und internationaler Ebene für die Rechte der Menschen mit Behinderung ein, u.a. auch im Rahmen der UN-Menschenrechtskonvention.
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) ist ein freies Hilfswerk von Christen verschiedener Konfessionen, dessen Ziel es ist, Menschen mit Behinderungen in rund 1000 Entwicklungsprojekten weltweit ein selbstständigeres Leben zu ermöglichen. Medizinische Hilfe, Rehabilitation und Integration in die Gesellschaft stehen dabei im Vordergrund, zum Beispiel durch die Unterstützung von Augenhospitälern, Blindenschulen und Förderprogrammen für Hörgeschädigte und Körperbehinderte. Beide Organisationen sind Mitglieder der Weltbankinitiative "Global Partnership for Disability and Development" (GPDD).
Pressekontakt:
Ursula Miller, Handicap International, 089 / 54 76 06 23,
umiller@handicap-international.de
Andreas Pruisken, Christoffel-Blindenmission, 06251 / 131 155,
andreas.pruisken@cbm-i.org
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