Er ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Künstler: „Adel Tawil“ ist im Interview bei Miriam Audrey Hannah in der Radioshow: “Music Made in Germany“.
Er ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Künstler: „Adel Tawil“ ist im Interview bei Miriam Audrey Hannah in der Radioshow: “Music Made in Germany“.
Ludwigshafen, den 21. März 2023 Im Rahmen der Sendung “Music Made in Germany“ mit Miriam Audrey Hannah, gibt Pop-Musiker, Songschreiber und Produzent Adel Tawil der Moderatorin Miriam Audrey Hannah ein persönliches Interview, indem es um Rassismus, Vorurteile, Egoismus, den Preis des Erfolges und um die Liebe zur deutschen Sprache geht.
Adel Tawil ist durch seine Mitwirkung in den Bands ‚The Boyz’ und ‚Ich+Ich’ bundesweit bekannt geworden. 2013 startete er seine Solo-Karriere und ist fester Bestandteil der deutschsprachigen Musikszene. Die vollständige Sendung wird am Donnerstag, den 23. März 2023 um 19.00 Uhr auf RPR1., am Sonntag, den 26. März 2023 um 18:45 Uhr auf bigFM und um 19.00 Uhr bei RADIO REGENBOGEN ausgestrahlt, das gesamte Gespräch zum Nachhören im Interview-Podcast: www.musicmadeingermany.de
Hier Auszüge aus dem „Music Made in Germany“-Interview mit Miriam Audrey Hannah und Adel Tawil vorab:
> „Ich empfinde die deutsche Sprache und deutsche Lieder als deutsches Kulturgut und das sollte gefördert werden.“
> „Wenn immer der Beruf an erster Stelle steht, dann zahlt man dafür einen hohen Preis.“
> „Ich weiß nicht, ob ich heute mein Verhalten bereue. Ich sage aber ganz klar: ‚ich war ein krasser, krasser Egoist. “
> „Meine Schwester wurde in der U-Bahn aufs heftigste rassistisch beleidigt und bevor ich berühmt war konnte ich ein Autohaus nicht mal betreten ohne schräg angeschaut zu werden.“
> „Dieses hektische Leben macht einen krank, es ist schon besser geworden, ich habe mich gebessert, aber geschafft habe ich das noch nicht wirklich.“
Was von der Pandemie geblieben ist:
„Ich glaube, dass die ganze Pandemie für uns alle eine Phase war, in der wir einfach mal Zeit hatten, um sich um uns selbst zu kümmern und ein bisschen nachzudenken über das Leben, über die guten Dinge, die man hat, über die schlechten Dinge, die passiert sind und man vielleicht loswerden sollte. Für mich war die Zeit ein Rückblick und Selbstreflexion. Ich habe gemerkt, dass all die Jahre so an mir vorbeigerast sind. Ich habe gemerkt, dass ich manche Dinge vielleicht hätte anders machen sollen.“
Über den Preis seines Erfolgs:
„Für diesen Erfolg zahlt man auch einen hohen Preis. Es ist ähnlich wie bei Profifußballern. Du hast diese einmalige Chance, und da gehört ja auch viel Glück dazu, nicht nur Talent, man muss alles mitnehmen, man muss!
Wenn du da irgendwas liegen lässt, das bereut man ewig. Und genau so war das bei mir. Ich habe einfach gedacht: ‚Ich muss jetzt Vollgas geben und jede Chance ergreifen. ‘ Und so habe ich das lange und weit über meine Grenzen gemacht. Immer mal wieder wollte ich anhalten oder mal, bildlich gesprochen, auf die ‚rechte Spur’ wechseln, mal mit Tempo 100 fahren, und meine immerwährenden Gedanken ruhen lassen, auch mal chillen oder mir einfach keine Sorgen mehr machen. Dieses hektische Leben macht einen krank, es ist schon besser geworden, ich habe mich gebessert, aber geschafft habe ich das noch nicht wirklich.“
Über seinen gelebten Egoismus und über Beziehungen:
„Zum Erfolg gehört leider auch egoistisches Handeln. Man kann jetzt sagen: ‚Okay, ich wäre nicht da, wo ich bin, wenn ich nicht so egoistisch gewesen wäre. ‘ Aber das hatte alles einen hohen Preis. Die Familie leidet darunter, es leiden Beziehungen, die besten Freunde. Wenn immer der Beruf an erster Stelle steht, dann zahlt man dafür auch was. Also es ist nicht leicht, mit so jemanden wie mit mir, sein Leben zu verbringen. Und besonders schwer wird es, wenn in einer Beziehung Neid aufkommt. Also wenn man merkt, dass der andere auf einmal genau dasselbe haben will. Für mich ist es ganz wichtig, dass man sich auf Augenhöhe trifft. Wenn mir jemand den Rücken freihält, für die Familie da ist, sei es jetzt meine Beziehung oder meine Freunde, rechne ich das genauso hoch an, wie wenn jemand so viel arbeitet wie ich. Also das ist fifty-fifty. Es hat den gleichen Stellenwert und die gleiche Wichtigkeit. Der oder die eine kam damit besser klar, der oder die andere halt nicht so gut, und ich weiß nicht, ob ich heute mein Verhalten bereue. Ich sage aber ganz klar: ‚ich war ein krasser, krasser Egoist. ‘“
Über die rassistischen Erfahrungen der Familie Tawil:
„Meine Geschwister und ich haben schon unsere Erfahrungen gemacht. Meine Schwester wurde aufs heftigste rassistisch beleidigt, weil sie mit ihren drei Kindern in der Berliner U-Bahn saß und der Typ, der sie beschimpft hat, davon ausgegangen war, dass jemand, der ausländisch aussieht und drei Kinder hat, vom Sozialamt leben muss und vom Staat Kindergeld kassiert ohne was dafür zu tun. Der Typ wusste natürlich nicht, dass meine Schwester Abitur gemacht- studiert hat und einen festen Job hat. Schon Wahnsinn, was für Ressentiments vorliegen. Das finde ich auf jeden Fall sehr, sehr schwierig.
Und wir Künstler, glaube ich, haben da auch ein Stück weit Verantwortung, darauf aufmerksam zu machen. Wenn ich in früher, bevor ich berühmt war, in ein Autohaus gekommen bin, wurde ich extrem komisch angeschaut und sollte den Mercedes am besten nicht anfassen. Und jetzt kommt man mir freudestrahlend mit offenen Armen entgegen und das geht einem tierisch auf die Nerven.“
Adel Tawil über Berlin über Deutschland:„Also ich lebe für diese Stadt hier, ich liebe dieses Land. Ich denke deutsch, ich singe auf Deutsch. Im Moment werden extrem wenig deutschsprachige Songs im Radio gespielt. Das finde ich extrem schade- ich empfinde die deutsche Sprache und deutsche Lieder als deutsches Kulturgut und das sollte gefördert werden. Deswegen ist es dann natürlich doppelt so schlimm, wenn man solche Sachen wie zum Beispiel nach Silvester lesen muss, dass jetzt tatsächlich diese Vornahmen-Abfrage praktiziert wird. Es geht also nicht mehr nur darum, ob man nun einen deutschen Pass hat, sondern es geht jetzt auch darum, wie man heißt. Mein ausländisch-klingender Name würde ja jetzt auch dazugehören; das finde ich sehr verletzend. Und dann kann ich viele verstehen, die dann sagen: ‚wenn ihr mich nicht wollt, dann will ich auch nicht mehr. ‘ Zu jeder Bewegung gibt es immer auch eine Gegenbewegung. Die Welt funktioniert durch Mangel und Überfluss. Man sollte die Leute doch auch immer ein Stück weit heranführen, mitnehmen, das würde schon mal viel helfen. Wenn z.B. gerade auch ältere Menschen das Gefühl haben, irgendwie läuft hier alles schief, wir sind in diesem Land benachteiligt, müsste man damit deutlich sensibler umgehen. Leben und leben lassen, sage ich immer. Ich denke aber, dass wir uns in die absolut richtige Richtung entwickeln. Ich finde, es ist schon viel getan und die ersten Schritte sind immer am Schwierigsten. “
Die Radioshow und der Interview-Podcast „Music Made in Germany“ mit Miriam Audrey Hannah ist seit 2012 eine Initiative für die Künstlerszene in Deutschland. Die Plattform gibt Raum für Geschichten, die nach dem Ende nicht vorbei sind und leistet einen Beitrag zur Stärkung und Wahrnehmung der Künstler: innen.
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MICHAEL WEILAND
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