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Exklusiv: So begründet TU-Präsidentin Geraldine Rauch die geplante Klage gegen das Land Berlin - Wissenschaftsstandort in akuter Gefahr

Exklusiv: So begründet TU-Präsidentin Geraldine Rauch die geplante Klage gegen das Land Berlin - Wissenschaftsstandort in akuter Gefahr

Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin, Prof. Dr. Geraldine Rauch, plant, juristisch gegen das Land Berlin vorzugehen. In einem exklusiven Interview mit dem Magazin „Capital Beat“ begründet sie diesen drastischen Schritt mit gebrochenen Versprechen, verschleppten Bauprojekten und existenzbedrohenden Sparmaßnahmen.

„Der Wissenschaftsstandort Berlin ist akut gefährdet“, warnt die TU-Präsidentin. Nach monatelangen, ergebnislosen Verhandlungen mit der Berliner Landesregierung sei eine Klage unausweichlich. Die renommierte Hochschule reagiere damit auf eine zunehmend kritische finanzielle Lage, die nicht nur den Lehr- und Forschungsbetrieb, sondern auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit Berlins massiv bedrohe.

Finanzielle Krise eskaliert

Bereits im Mai 2024 habe die Landesregierung in die Rücklagen der Universität gegriffen – unter der Bedingung, dass den Hochschulen an anderer Stelle entgegengekommen werde. Doch zugesagte Bau- und Sanierungsprojekte seien gestrichen oder verzögert worden. Besonders dramatisch sei die Situation beim dringend benötigten Neubau für die Experimentalphysik: Ein bereits bewilligtes Vorhaben sei zunächst verschoben, dann gestrichen worden. Obwohl die TU Berlin eine Bundesförderung über 31,5 Millionen Euro für das Projekt sichern konnte und sogar bereit sei, den Eigenanteil des Landes selbst zu tragen, verweigere die Senatsverwaltung für Finanzen die Freigabe. „Ohne diese Räumlichkeiten wird es keine Experimentalphysik an der TU Berlin mehr geben“, erklärt Geraldine Rauch.

Arbeitsplatzabbau und Gefährdung der Spitzenforschung

Die Kürzungen haben bereits drastische Folgen: Befristete Verträge werden nicht verlängert, Studiengänge stehen vor dem Aus, Forschungsprojekte müssen gestoppt werden. „Das trifft vor allem die wissenschaftlichen Nachwuchskräfte und prekär Beschäftigten – ein sozialpolitisches No-Go“, so Geraldine Rauch zu „Capital Beat“. Gleichzeitig fordere die Landesregierung, dass keine neuen Dauerstellen geschaffen werden, obwohl sie die Hochschulen verpflichtet habe, die Quote unbefristeter Stellen auf 40 Prozent zu erhöhen. „Das ist eine Politik voller Widersprüche, die exzellente Wissenschaftler*innen aus Berlin vertreibt.“

Politische Verantwortung und mangelnde Kommunikation

Die TU-Präsidentin erhebt zudem schwere Vorwürfe gegen den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner: Seit Monaten blieben Gesprächsanfragen unbeantwortet, stattdessen würden die Hochschulen aus der Presse über entscheidende Entwicklungen informiert. Wegner selbst habe im Herbst 2024 öffentlich versichert, dass im Wissenschaftsbereich nicht gespart werde – eine Aussage, die sich nun als leeres Versprechen entpuppe.

Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort in Gefahr

Die Folgen könnten weit über die TU Berlin hinausreichen: „Ohne eine stabile Hochschullandschaft gibt es keinen wirtschaftlichen Aufschwung“, macht Geraldine Rauch deutlich. Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen seien zunehmend verunsichert, internationale Spitzenkräfte würden Berlin meiden.

Die geplante Klage der TU Berlin ist ein historischer Schritt, der weitreichende Auswirkungen auf die Hochschulfinanzierung in Deutschland haben könnte. „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Berlins Wissenschaftslandschaft systematisch zerstört wird“, erklärt Geraldine Rauch entschlossen. Es brauche dringend eine transparente und verlässliche Politik, um den Hochschulstandort zu retten – bevor es zu spät ist.

Das gesamte Interview ist auf Capital Beat abrufbar.

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