Zum Weltwassertag: GNF und Netzwerk Lebendige Seen fordern wirksamen Wasser- und Gewässerschutz
Bitte beachten Sie die Sperrfrist 22.03.2025 00:01 Uhr
Zum Weltwassertag: GNF und Netzwerk Lebendige Seen fordern wirksamen Wasser- und Gewässerschutz
- Keine Nominierung zum „Lebendiger See 2025“aufgrund fehlender Fortschritte im Gewässerschutz
- Kritik an Gewässerzustand: Weniger als 10 % der deutschen Gewässer erfüllen die Mindestkriterien des EU-Berichts
- Forderungen an die Bundesregierung: Investitionen in Gewässerwiederherstellung, Einhaltung von EU-Gesetzen und bessere Klimaschutzmaßnahmen
Berlin / Radolfzell, 22.03.2025: Zum heutigen UN-Weltwassertag fordern der Global Nature Fund (GNF) und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland (NLSD) einen wirksamen Schutz der natürlichen Wasserressourcen in Deutschland. Im 15. Jahr wird kein lebendiger See vom NLSD nominiert. Aktuelle Ereignisse fordern klare Bekenntnisse aller politischen Akteure und ein konsequentes Handeln der neuen Bundesregierung zum Wasser- und Gewässerschutz.
Bereits seit dem Jahr 2011 benennen GNF und das NLSD jährlich den Lebendigen See des Jahres, um auf Fortschritte und Erfolge im Feuchtgebietsmanagement hinzuweisen. Seen und Seenregionen in ganz Deutschland wurden auf diese Weise ausgezeichnet, was vielerorts die Verankerung des Gewässerschutzes unterstützt und insgesamt bundesweit das Augenmerk immer wieder auf diese Thematik gerichtet hat. „Vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse haben wir im 15. Jahr der Aktion entschieden, keinen Lebendigen See 2025 auszuzeichnen,“ so Thomas Schaefer, der beim GNF das NLSD koordiniert. Stattdessen verweisen die Experten auf die Dringlichkeit des wirksamen Schutzes der natürlichen Wasserressourcen in Deutschland und fordern einen wirksamen natürlichen Klimaschutz. Rasches Handeln ist dringend nötig.
Folgende Entwicklungen haben GNF und NLSD dazu bewogen, 2025 keinen Lebendigen See auszuzeichnen:
- In Deutschland erreicht gemäß dem EU-Bericht zum Gewässerschutz vom 02. Februar 2025 nicht einmal eines von zehn Gewässern die geforderten Mindestkriterien für einen guten Gewässerzustand. Nach wie vor werden zu große Mengen Exkremente aus der Tierproduktion auf Freiflächen ausgebracht und zunehmend giftigere Pestizide in der Landwirtschaft eingesetzt. Hinzu kommen Emissionen aus Industrie und Kraftwerken, die auch an Grenzen nicht halt machen. Der EU-Bericht macht deutlich, dass Deutschland die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL, Richtlinie 2000/60/EG vom 23. Oktober 2000) auch 2027 nicht erreichen wird. „Seit 25 Jahren werden die für uns Menschen unverzichtbaren Ziele der WRRL zum guten Zustand der Gewässer immer wieder verfehlt. Auch wenn auf behördlicher Ebene vielfach gute Arbeit geleistet wurde, muss man das Versagen beim Gewässerschutz den sieben Bunderegierungen anlasten, die in diesem Zeitraum zuständig waren“, betont Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des GNF.
- Das jüngste Urteil des Bundeverwaltungsgerichtes (BVerwG 10 C 1.24 – Urteil) vom 06. März 2025 zeigt auf, wie sehr Wasser- und Gewässerschutz wirtschaftlichen Zielen in Deutschland untergeordnet werden. Erhöhte Aufwendungen der Wasserbetriebe in Norddeutschland belegen die Vergesellschaftung von Umweltschäden zugunsten von Gewinnen der Fleischindustrie. Dies wird seit Jahrzehnten thematisiert und nicht gelöst. Die Qualität des Lebensmittels „Wasser“ muss oberste Priorität haben.
- Die Havarie eines Tanklasters in den Rheinland-Pfälzischen „Thürer Wiesen“ am 24.Februar 2025 zeigt beispielhaft und einmal mehr, wie verletzlich Gewässer in Deutschland nach wie vor sind. Die Seveso III Richtlinie (Richtlinie 2012/18/EU vom 4. Juli 2012 zur Beherrschung der Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen) verlangt einen wirksamen Schutz von Naturschutzgebieten und insbesondere von Feuchtgebieten. Dennoch sind geschätzt 12.000 der 31.000 geladenen Liter Heizöl in das wertvolle Ökosystem gelangt. Auswirkungen auf die Tierwelt waren sofort sichtbar, Langfristwirkungen sind noch nicht abschätzbar.
Am heutigen UN Weltwassertag fordern die Gewässerschutzexperten von GNF und NLSD von der neuen Bundesregierung
- substanzielle Investitionen in die Wiederherstellung von Gewässern, naturbasierte Lösungen und faire Wasserpreise;
- zuverlässige Integration von Risiken durch Klimawandel, durch Dürren und Hochwasser, um eine bessere Resilienz zu erzielen und Menschen und Natur zu schützen;
- keine Ausnahmen bei der Zielerreichung von EU-Gesetzen zu akzeptieren;
- Einhaltung aller Grenzwerte für die Verschmutzung durch die Landwirtschaft und andere Sektoren, Abwässer dürfen nicht ungehindert eingeleitet werden;
- eine umfassende Untersuchung des Katastrophenverlaufes an den Thürer Wiesen, um die Verantwortlichkeiten und die Vermeidung ähnlicher Ereignisse in Zukunft zu verhindern.
- Wiederverwendung von Wasser in Trockenregionen muss Wasser wiederverwendet werden, um die Übernutzung der Wasserressourcen zu verhindern. Illegale Entnahmen müssen gestoppt werden, auch um temporäre Dürren zu mildern.
Geeignete Lösungsansätze liegen seit Jahren auf dem Tisch. Neben den erwähnten EU Richtlinien, zu deren Einhaltung sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet hat, muss auch das neue EU Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Verordnung EU 2024/1991) umgesetzt werden. Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung und der Länder ist ein unverzichtbarer Baustein, um Feuchtgebiete in Deutschland zu schützen, wiederherzustellen und um Deutschland für den Klimawandel hinsichtlich Überschwemmungen und Dürren fit zu machen. Verschiedene Aktivitäten dazu, die wichtigsten Feuchtgebiete in Deutschland durch die Internationale Feuchtgebietskonvention („Ramsar-Konvention“, UN Treaty Series No. 14583) zu schützen und ihren Wert zu kommunizieren, weisen ebenfalls in die richtige Richtung.
Über das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland
Das Netzwerk „Lebendige Seen Deutschland“ schafft eine bundesweite Plattform für den Erfahrungsaustausch für den Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Organisationen, die vor Ort für den Schutz von Seen und Feuchtgebieten aktiv sind. Das Netzwerk ist verknüpft mit der erfolgreichen internationalen Umweltinitiative Living Lakes, die über 140 Partnerorganisationen weltweit verbindet. Im Mittelpunkt des Netzwerks steht der nachhaltige Schutz von Seen und Feuchtgebieten.
Global Nature Fund | Gewässerschutz
Über den Global Nature Fund (GNF)
Der Global Nature Fund (GNF) ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung für Umwelt und Natur mit Sitz in Radolfzell am Bodensee und weiteren Büros in Bonn und Berlin. Der GNF engagiert sich international mit Projekten in den Bereichen Naturschutz, nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Wasser & Living Lakes, Biodiversität & Unternehmen sowie Umweltbildung.
Kontakt:
Global Nature Fund
Dr. Thomas Schaefer
Leiter Living Lakes & Naturschutz
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell
Telefon: +49 7732 9995 85
E-Mail: schaefer@globalnature.org