Strompreise in der Corona-Krise: So könnte der Staat helfen
Heidelberg (ots)
Der geringere Energieverbrauch der Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise hat Energieträger wie Heizöl oder Benzin deutlich günstiger gemacht. Doch der Strompreis ist höher als jemals zuvor und hat sich bisher nicht geändert. Ein Hauptgrund dafür ist der hohe Anteil von Steuern, Umlagen und Abgaben am Strompreis. Die Energieexperten von Verivox haben berechnet, wie der Staat die Verbraucher entlasten könnte.
Über die Hälfte geht an den Staat
Von den rund 39 Milliarden Euro, die von den deutschen Haushalten in diesem Jahr voraussichtlich für Strom bezahlt werden, entfallen etwa 20 Milliarden Euro auf Steuern, Abgaben und Umlagen. Die Abgabenquote liegt bei rund 53 Prozent. Knapp 10 Milliarden Euro (26 Prozent) erhalten die Stromnetzbetreiber. Etwa 8 Milliarden Euro (21 Prozent) bleiben den Stromversorgern für Beschaffung, Marge und Vertrieb.
"Die Stromkosten sind höher als jemals zuvor und es ist davon auszugehen, dass der häusliche Stromverbrauch wegen des Kontaktverbotes in diesem Jahr deutlich höher ausfällt als in den Vorjahren", sagt Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox. "Der Staat hat eine Reihe von Möglichkeiten, die Verbraucher hier nachhaltig zu entlasten."
Was würde eine Senkung der EEG-Umlage bringen?
Für die Ökostromumlage, mit der der Ausbau erneuerbarer Energien finanziert wird, werden aktuell 6,76 Cent je Kilowattstunde fällig. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden bedeutet das eine jährliche Belastung von 242 Euro. Bei einem Wegfall der Umlage könnten die Strompreise entsprechend stark sinken.
"Für das kommende Jahr ist eine Senkung der EEG-Umlage von etwa 2 Cent/kWh eingeplant, die aus den neuen CO2-Abgaben für fossile Brennstoffe kommen soll. Allerdings ist nicht klar, wie hoch die EEG-Umlage 2021 sein wird und wie stark die Verbraucher tatsächlich entlastet werden. Denn aufgrund der gefallenen Strombörsenpreise könnte sie sogar höher als zuvor ausfallen", so Vogel.
Senkung der Stromsteuer würde Haushalte um 70 Euro entlasten
Die Stromsteuer für private Verbraucher macht mit 2,05 Cent je Kilowattstunde rund 7 Prozent der Stromrechnung aus. Für einen Durchschnittshaushalt entstehen Kosten von 73 Euro pro Jahr. Auf nationaler Ebene kann die Stromsteuer aufgrund von EU-Regeln zwar nicht gänzlich abgeschafft werden. Die Europäische Union sieht einen Mindestsatz von 0,1 Cent/kWh für die Stromsteuer vor. Eine entsprechende Senkung würde Haushalte aber immer noch um 70 Euro entlasten.
Ermäßigte Mehrwertsteuer sorgt für 92 Euro niedrigere Rechnung
Die Mehrwertsteuer macht mit einem Anteil von 16 Prozent (19 Prozent auf den Nettopreis) einen wesentlichen Teil der Stromrechnung aus. Aus Verbrauchersicht ist besonders ärgerlich, dass die Mehrwertsteuer auch auf die Stromsteuer sowie sämtliche Umlagen und Abgaben aufgeschlagen wird. Strom wird damit de facto doppelt besteuert. Die Mehrwertsteuer auf Strom belastet einen Durchschnittshaushalt mit 146 Euro pro Jahr. Würde Strom als lebensnotwendiges Gut eingestuft und damit unter den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent fallen, entspräche das einer jährlichen Entlastung von 92 Euro.
Methodik
Der jährliche Stromverbrauch privater Haushalte für das Jahr 2020 wurde auf Basis der jüngsten Daten der AG Energiebilanzen geschätzt. Die Stromkosten wurden anhand des Verivox-Verbraucherpreisindex für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden ermittelt. Der Verivox-Verbraucherpreisindex berücksichtigt die Preise der örtlichen Grundversorger sowie der wichtigsten überregionalen Versorger.
Über Verivox
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Im Energiebereich recherchiert Verivox tagesaktuell die Konditionen von über 1.100 Strom- und über 900 Gasanbietern und betreibt damit eine der deutschlandweit größten Datenbanken für Energietarife. Darüber hinaus ist Verivox das erste Fördermitglied der Schlichtungsstelle Energie e.V. Das Deutsche Institut für Service-Qualität hat im September 2017 sieben Vergleichsportale im Bereich Energie analysiert und Verivox mit dem Prädikat "Sehr gut" zum Testsieger gekürt.
Auf nationaler und europäischer Ebene engagiert sich Verivox seit vielen Jahren für besseren Verbraucherschutz und sucht den Dialog mit Behörden und Verbraucherschützern. Als erster Vertreter der deutschen Digitalwirtschaft haben die Tarifexperten von Verivox aktiv an der Ausarbeitung von EU-Kriterien für die Objektivität und Transparenz von Vergleichsportalen mitgewirkt sowie die Selbstverpflichtung zur Stärkung des Verbraucherschutzes auf digitalen Vergleichs- und Verbraucherplattformen unterzeichnet.
Die Verivox GmbH wurde 1998 in Heidelberg gegründet. Für das Unternehmen arbeiten heute rund 500 Menschen. In über 20 Jahren haben die Tarifexperten mehr als 8 Millionen Verbraucher kompetent beim Anbieterwechsel unterstützt und so für ihre Kunden mehr als 2 Milliarden Euro gespart.
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