Online-Hilfe für Kinder setzt sich durch
Die anerkannten
Hilfeorganisationen wollen zusammen arbeiten
Köln (ots) Obwohl erst weit weniger als die Hälfte der in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen über einen Internet-Zugang verfügen, nimmt die Zahl der Hilferufe über dieses Medium stark zu. Daraus ergibt sich gleichzeitig ein neues Problem: das der Qualität der Beratung durch die meist ehrenamtlichen Helfer am Bildschirm. Das war das Ergebnis der ersten bundesweiten Arbeitstagung "Onlineberatung für Kinder und Jugendliche", zu der die deutschen Kinderschutz-Zentren nach Köln eingeladen hatten.
"Eigentlich", gab sich der Düsseldorfer Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Matthias Petzold überzeugt, "ist das Internet das ideale Medium für Kinder und Jugendliche, die Hilfe in ihren altersspezifischen Nöten suchen." Das scheinen die Jungen und Mädchen ähnlich zu sehen. Immer öfter wenden sie sich an eine der im Internet bereit stehenden Hilfeeinrichtungen, wenn es um Probleme mit Eltern, Lehrern, Liebe und Sexualität geht. Aber bekommen sie da auch eine adäquate Beratung?
"Abgesehen davon, dass diese Kinder in ihrer Not unter Umständen an höchst zweifelhafte Adressen geraten könnten", so Arthur Kröhnert, der Bundesgeschäftsführer der Kinderschutz-Zentren, "stellen sie auch die geschulten Mitarbeiter der seriösen Hilfeorganisationen vor ganz neue Aufgaben." Eine Beratung über das Medium Internet folgt ganz anderen Gesetzen als die Beratung von Angesicht zu Angesicht. "Das muss eigens gelernt sein, und da kann auch nicht jeder Sozialarbeiter oder Kinderpsychologe für alles kompetent sein", ist seine Erfahrung aus der Auswertung der Online-Beratung des Kinderschutz-Internetportals "YoungAvenue.de", das seit einem Jahr im Netz steht.
Ein Ausweg verspricht hier die in Köln angeregte Vernetzung der einzelnen Organisationen. "Im von uns angestrebten Idealfall wird ein hilfesuchendes Kind innerhalb dieses Netzes zu genau dem Partner vermittelt, der in seiner spezifischen Fragestellung die höchste Kompetenz hat", blickt Kröhnert in die Zukunft.
Ein zweites Problem ist die finanzielle und personelle Ausstattung dieses schnell wachsenden Hilfebereichs. Noch kümmern sich die Fachfrauen und -Männer um die jugendlichen Ratsuchenden überwiegend in ihrer Freizeit vom heimischen Computer aus. "Das wird die Kapazität und das Engagement dieser MitarbeiterInnen auf Dauer überfordern", konstatiert Kröhnert. Das heißt, dass die öffentliche Hand Mittel bereit stellen muss, um diesen wachsenden Bereich der sozialen Betreuung nicht zum Tummelplatz von unqualifizierten oder gar suspekten "Hilfe"-Anbietern verkommen zu lassen.
In einem Kästchen:
YoungAvenue.de - wenn Kids (und ihre Eltern!) Hilfe brauchen...
Eine zerbrochene Freundschaft, Stress mit Lehrern und Ausbildern, Ärger mit den Eltern, Essprobleme, Angst vor (oder nach) dem ersten sexuellen Kontakt - Kinder und Jugendliche haben reichlich Probleme mit sich und der Welt. Und da ist oft genug niemand, mit dem man über dieses ganze Unglück reden kann. Bislang jedenfalls.
Denn jetzt gibt es die Möglichkeit, notfalls auch ganz anonym, sich an erfahrene Helfer und Helferinnen zu wenden. Seit einem Jahr ist das spezielle Portal YoungAvenue.de der Kinderschutz-Zentren online, und die ersten Erfahrungen zeigen, dass sich da ein Weg auftut, der ohne Hemmschwelle direkt zu individuellem Rat führt.
Das Kinder- und Jugendportal "YoungAvenue.de" wurde in der Kölner Zentrale der Kinderschutz-Zentren in enger Zusammenarbeit mit Jugendlichen entwickelt und von einer in Wirtschaftskreisen sehr bekannten Schweizer Internet-Agentur zu Sonderkonditionen realisiert. Weitere Unterstützung erfuhr das Projekt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Die Eingangseite zeigt in kindgerechter Form einen Marktplatz mit Arztpraxis und Rechtsanwaltskanzlei, eine Art "Bürgerhaus", ein Straßencafe und sogar einen Fußballplatz. Per Mausklick führen diese symbolischen Darstellungen zu den entsprechenden Seiten.
Im "Ärztehaus" zum Beispiel können Kinder und Jugendliche sich erste Informationen rund um die Themen abholen, die in ihrem Alter interessieren oder direkt an eine Kinderärztin schreiben, die ihnen innerhalb weniger Tage ganz individuell eine Antwort gibt. In der "Anwaltskanzlei" ist es ähnlich. Auch hier können Fragen direkt an eine junge Anwältin gestellt werden, die - natürlich im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften - per E-Mail weiter hilft. Und für die anderen, nicht klassifizierbaren Nöte stehen Kinderpsychologen und Pädagogen mit ihrem Wissen bereit.
Da "YoungAvenue.de" als Portal speziell die Interessen von Kindern und Jugendlichen im Auge hat, bemüht man sich auch, interessierte Jugendliche in das Beraterteam einzubinden. Das geschieht selbstverständlich erst nach einer entsprechenden Schulung und unter der Anleitung der Fachfrauen und -Männer.
Da Kindernöte meist auch die Nöte der Eltern sind, steht diesen ebenfalls die Möglichkeit offen, sich per E-Mail Rat einzuholen.
Rückfragen bitte an:
Die Kinderschutz-Zentren
Anne Möhrke
Referentin
Spichernstraße 55
50672 Köln
Telefon: 0221-569753
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