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Ippen-Digital-Chef Markus Knall über KI im Journalismus: "Wir setzen ein, was auf dem Markt ist"
Bonn (ots)
Viele Redaktionen experimentieren derzeit mit Chatbots wie Chat-GPT. Markus Knall, Chefredakteur von Ippen Digital, spricht im Interview mit dem journalist offen darüber: "Bis Ende April sind bei uns mehrere hundert Beiträge erschienen, die in irgendeiner Weise KI unterstützt hat", so der Chefredakteur des Medienunternehmens, zu dem rund 50 Nachrichtenportale gehören, darunter merkur.de, FR.de und HNA.de. "Wir haben tatsächlich schon Texte veröffentlicht, die nahezu komplett von einem Sprachmodell geschrieben wurden."
Man sei aber noch in der Testphase, so Knall. "Wir setzen ein, was auf dem Markt ist." Neben Chat-GPT nutzt man bei Ippen Digital zum Beispiel das Sprachmodell Luminous von Aleph Alpha. Mit Hilfe solcher Modelle generieren die Journalist*innen Kleintexte wie Überschriften und Teaser, fassen Texte zusammen oder lassen sie fast komplett von der KI schreiben. Vorbehalte hat Chefredakteur Knall bei meinungsbildenden Texten. "Entscheidend ist, dass die intellektuelle Leistung vom Redakteur ausgeht", sagt er. "Die Qualität einer Anfrage an ein Sprachmodell, der Prompt, bestimmt maßgeblich die Qualität des Ergebnisses." Weil diese Fähigkeit zentral sei, habe Ippen Digital eine Prompt-Redakteursstelle ausgeschrieben. Zu den Aufgaben gehört es, Prompt-Standards zu kreieren und für die Qualitätssicherung zu sorgen.
Bei Ippen Digital ist es bereits zu mindestens einer Falschinformation in einem mit Hilfe von KI erstellten Artikel gekommen. Im Fall der Fake-Bloggerin "Jule Stinkesocke" hat die KI in einem Beitrag für ingame.de fälschlicherweise einen Zusammenhang zu einem lange zurückliegenden anderen Fall in den USA hergestellt. Hier habe die Qualitätssicherung nicht richtig gegriffen, sagt Knall. "Der Fehler lag also nicht bei der Technik." Man prüfe nun noch einmal die Redaktionsprozesse bei KI-unterstützten Texten. Fünf Regeln hat Ippen Digital bereits dafür formuliert - darunter das Human-in-the-Loop-Prinzip: "Der Mensch ist immer im Prozess involviert. Das heißt zum Beispiel, dass redaktionelle Inhalte immer von Redakteuren geprüft und beauftragt werden."
Laut CTO Markus Franz, der ebenfalls beim journalist-Interview dabei war, folgt nun die nächste Evolutionsstufe. "Spezifische Sprachmodelle sind die Zukunft", so der Technikchef. Dafür gebe es zwei Ansätze: die eigenständige Entwicklung solcher Modelle und das Transfer-Learning, für das ein bestehendes Modell mit eigenen Daten trainiert wird - diesen Weg wolle man bei Ippen gehen. Man wolle mit KI keine Stellen einsparen, beteuert Franz, sondern neue Möglichkeiten schaffen: "Grundsätzlich werden wahrscheinlich in allen Branchen Menschen, die mit Hilfe von KI ihre Produktivität und ihre Kreativität steigern, Menschen ersetzen, die das nicht tun."
Das komplette Interview mit Chefredakteur Markus Knall und Technikchef Markus Franz von Ippen Digital lesen Sie in der aktuellen journalist-Ausgabe und auf www.journalist.de. Im Juni erscheint der journalist als monothematische "KI-Ausgabe". Darin u.a.: Das große Werkstatt-Experiment mit 3 Titelseiten von Lokalzeitungen und der Frage an die KI: Kannst du das besser?
Der journalist ist mit einer Druckauflage von 28.000 Exemplaren (IVW) das größte und wichtigste Magazin für Journalist*innen in Deutschland. Herausgeber ist der Deutsche Journalisten-Verband, Verlag: Journalismus3000 GmbH
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