Bund der Freien Waldorfschulen
Erklärung zur Jahrespressekonferenz am 30. Juni 2003: Wer sparen will, muss freie Schulen wollen
Wer bessere Schulen will - ebenso
Stuttgart/Kiel (ots)
Das ist ein offenes Geheimnis. Finanzpolitiker wissen es, sagen es aber nicht laut. Allein in Deutschland entlasten die 186 Waldorfschulen die öffentliche Hand um derzeit 147 Mio. Euro, die sie weniger als die staatlichen Schulen erhalten.
Offenbar will der Staat aber die Konkurrenz für seine Schule klein halten, denn er finanziert die Kosten der Waldorfschulen nur in Höhe von dreiviertel der Ausgaben, die er für seine eigenen Schulen leistet. Ein Viertel der Ausgabe für den laufenden Betrieb und den größten Teil der Schulbauinvestitionen müssen Eltern und Lehrer der Waldorfschulen aufbringen. Nur durch dieses hohe finanzielle Engagement können die Waldorfschulen heute ihre Arbeit überhaupt noch leisten.
Im Gegensatz zum staatlich verwalteten Schulwesen legen Freie Waldorfschulen als öffentliche Schulen in freier Trägerschaft dank eines transparenten Budgets eindeutig Rechenschaft; der vorgelegte Gesamtjahresabschluss der deutschen Waldorfschulen für 2001 zeigt folgende aktuelle Eckdaten:
- Ein Anlagevermögen (Schulgebäude und -einrichtungen) von insgesamt rd. 705 Mio. Euro, das knapp zur Hälfte mit eigenen Mitteln (rd. 345 Mio. Euro) und zur anderen Hälfte (rd. 380 Mio. Euro) mit langfristigen Fremdmitteln finanziert ist, die in den nächsten Jahren zu tilgen sein werden.
- Regelerträge aus der Länderfinanzhilfe und Elternbeiträge (Schulgelder) in Höhe von 367 Mio. Euro: 74% von der öffentlichen Hand, 26% von den Eltern.
- Für Mitarbeitereinkommen wurden 316 Mio. Euro (= 86% der Regelerträge) eingesetzt. Bei den Sachaufwendungen betreffen rd. 22 Mio. Euro Bauzinsen, ein Viertel der Elternbeiträge wird damit für die Fremdfinanzierung der Schulbau-Investitionen benötigt. Am Ende konnte der durch Bauspenden und Bauzuschüsse ausgeglichene Jahresüberschuss mit nur noch 3,5 Mio. Euro (im Vorjahr noch 12,4 Mio. Euro) zur Schuldentilgung beitragen. Anlässlich der Jahrespressekonferenz am 30.6.2003 in Kiel erklärte der Sprecher der Freien Waldorfschulen, Walter Hiller:
- "Die Minderleistung der öffentlichen Hand - auch "Sparleistung" genannt - belegt unübersehbar die Ungerechtigkeit der bestehenden Finanzierungsleistung. Sparen auf Kosten der Freien Schulen ist auch bildungspolitisch höchst unklug. Die PISA-Studie hat gezeigt, dass die Waldorfschulen viele Merkmale der positiv bewerteten Länder aufweisen, wie: keine verfrühte Einschulung, keine Noten, keine Auslese, langjährig durch eine Lehrkraft geführte Lerngruppen, breite künstlerische und praktische Ausbildung und nicht zuletzt die Schulautonomie. Doch das verdrängt man in Deutschland."
Stattdessen beschließen die Kultusminister Leistungsnormierungen, verschärfte Prüfungsanforderungen und die Vorverlegung des Einschulungsalters und bedrohen damit den verfassungsrechtlich gewollten Pluralismus im Schulwesen. In Finnland als dem Spitzenreiter der PISA-Studie weiß man genau, was man den Waldorfschulen und ihrem Schulmodell verdankt. Wann wird man es auch in Deutschland wissen?
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