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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Kohlendioxid-Grenzwerte für Pkw in der Bewertung

Berlin, 29.01.08 (ots)

EU-Vorgaben zur CO2-Reduktion reichen
nicht aus / Mehr Effizienz durch zulassungsrelevante Grenzwerte 
gefordert / Bundesregierung muss Widerstand aufgeben
Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), die Deutsche Umwelthilfe 
e.V. (DUH) und der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) haben 
heute auf einer Pressekonferenz in Berlin die Vorschläge der 
EU-Kommission zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Pkw nach 
eingehender Prüfung als unzureichend bewertet. Um dringend notwendige
Fortschritte im Klimaschutz zu erzielen, seien unter anderem höhere 
Strafzahlungen und zulassungsrelevante Grenzwerte unabdingbar. Die 
Verbände forderten die Bundesregierung auf, ihren Widerstand gegen 
die Brüsseler Pläne aufzugeben und stattdessen für anspruchsvollere 
Grenzwerte und eine schnelle Umsetzung zu sorgen. Im Vorgehen der EU 
sehen die drei Umweltverbände die logische Konsequenz aus dem 
Versagen der Autoindustrie, die ihre Selbstverpflichtung zum 
Klimaschutz nicht annähernd erfüllt habe. Widerstand von 
Autoherstellern und Bundesregierung sei deshalb völlig fehl am 
Platze.
"Die Kritik der Bundesregierung am EU-Vorschlag ist heuchlerisch 
und entlarvend. Auch die Industrie sollte endlich aufhören zu 
jammern, schließlich hat sie den technologischen Rückstand in Sachen 
Klimaschutz selbst zu verantworten", urteilte Gerd Lottsiepen, 
verkehrspolitischer Sprecher des VCD. Die EU könne ihre Klimaziele 
nur erreichen, wenn sie die für 2012 vorgeschlagenen CO2-Grenzwerte 
für Pkw konsequent durchsetze und in den Folgejahren stufenweise 
verschärfe. Es werde keine ausreichenden Neuerungen im Automarkt 
geben, wenn die Hersteller bei Grenzwertüberschreitungen ab 2012 
zunächst nur geringe Strafen zu zahlen hätten. "Die EU muss ihren 
Vorschlag daher jetzt überarbeiten. Die für 2012 geplanten Grenzwerte
dürfen keinesfalls verwässert oder nach hinten verschoben werden. 
Spätestens ab 2015 müssen sie sogar ausschlaggebend für die Zulassung
neuer Modelle werden", forderte Lottsiepen. Nur so werde es eine 
schnelle Effizienzsteigerung geben.
Als "konzeptionell falsch" am Vorschlag der EU-Kommission 
bezeichnete DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die Orientierung 
des CO2-Grenzwertes am Gewicht der Fahrzeuge. Nur wenn der erlaubte 
Treibhausgasausstoß an der Grundfläche eines Fahrzeugs festgemacht 
werde, gebe es einen ausreichenden Anreiz, leichtere und effizientere
Modelle auf den Markt zu bringen. Resch: "Hier haben sich die 
Lobbyisten der Hersteller in Brüssel offensichtlich durchgesetzt." 
Für die diversen Mängel im EU-Vorschlag machte Resch aber auch die 
deutsche Bundesregierung verantwortlich. Sie habe sich in den 
vergangenen Wochen "eins zu eins den Einflüsterungen der deutschen 
Autohersteller ergeben" und betreibe in dieser Frage "puren 
Industrie-Nationalismus zugunsten der Hersteller der europaweit 
schwersten Fahrzeuge". Es sei ein starkes Stück, dass dabei 
ausgerechnet der Umweltminister in der ersten Reihe agiere. Wenn 
schon die Kanzlerin ihre Glaubwürdigkeit als oberste Klimaschützerin 
aufs Spiel setze, solle sich wenigstens Minister Gabriel konsequent 
für eine maximale Treibhausgasminderung in allen Bereichen einsetzen.
Andernfalls werde sein allgemeines Engagement bei der 
Weltklimakonferenz in Bali im Konkreten wieder einmal nicht 
eingelöst.
Nach Ansicht des NABU ist die geplante Anrechenbarkeit von 
sogenannten Biokraftstoffen eine der größten Schwachstellen im 
Gesetzentwurf der EU-Kommission. "Autos werden unter den derzeitigen 
Bedingungen keinesfalls umweltfreundlicher, wenn sie mit 
Agrarkraftstoffen fahren", erklärte NABU-Verkehrsexperte Dietmar 
Oeliger. "Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen muss deshalb 
ausschließlich über technische Verbesserungen der Fahrzeuge erfolgen.
Und das ist auch möglich." In der öffentlichen Diskussion kämen zudem
die volkswirtschaftlichen Vorteile der geplanten Gesetzgebung viel zu
kurz. Je ambitionierter die Regelung ausfalle, desto besser sei das 
letztlich für die Bürger. Oeliger: "Jedes eingesparte Gramm an CO2 
wird sich angesichts steigender Ölpreise auszahlen. Denn die 
Ersparnisse durch geringere Kraftstoffkosten im Betrieb werden 
mögliche Mehrkosten bei der Autoanschaffung deutlich übersteigen."
Nach Berechnungen des VCD gibt es schon heute viele Fahrzeuge auf 
dem Markt, die den von der EU für 2012 angepeilten Grenzwert 
unterschreiten. Dazu zählten nicht nur Kleinwagen oder ausgewiesene 
Ökoautos wie die japanischen Hybridmodelle, sondern auch die 
effizientesten Varianten häufig verkaufter deutscher Massenmodelle. 
So lägen beispielsweise der VW Golf BlueMotion, der BMW 318d und 
320d, zwei Großraummodelle des Ford Focus sowie der Opel Zafira mit 
Erdgasmotor bereits jetzt unterhalb der angepeilten 
EU-Grenzwertlinie. Nach Auffassung von VCD, DUH und NABU bestätigen 
diese Beispiele ihre Forderung nach ambitionierteren CO2-Grenzwerten.
Die drei Umweltverbände fordern von der EU außerdem eine 
langfristige Strategie zur Verbrauchsminderung im Verkehr. 
Zielvorgaben dürften daher nicht im Jahr 2012 enden. Vielmehr müsse 
die Halbierung des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes bei Neuwagen von 
derzeit 160 g/km auf 80 g/km bis 2020 angestrebt werden.
Ein detailliertes Hintergrundpapier mit Bewertung des EU-Vorschlags 
und Beispielen steht im Internet unter www.vcd.org/klimaschutz0.html 
zum Download bereit.
Das VCD-Hintergrundpapier "CO2-Grenzwerte für PKW" finden Sie 
unter 
http://www.duh.de/uploads/media/VCDHintergrundpapier_CO2Grenzwert.pdf

Pressekontakt:

Daniel Kluge, VCD-Pressesprecher, Fon 030 280351-12, Fax 030
280351-10, Mobil 0171 6052409, E-Mail presse@vcd.org, Internet
www.vcd.org.

Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD,
Fon 030 280351-11, Mobil 0171 8824449,
E-Mail gerd.lottsiepen@vcd.org, Internet www.vcd.org.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH),
Fon 030 25 89 86-0, Mobil 0171 3649170, E-Mail resch@duh.de,
Internet: www.duh.de

Dietmar Oeliger, NABU-Verkehrsexperte, Fon 030 284984-1613,
Mobil 0172 9201823, E-Mail Dietmar.Oeliger@NABU.de,
Internet www.NABU.de

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