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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Atomenergie ist keine LÖSUNG, sondern ein PROBLEM!

Hamburg (ots)

Gemeinsame Pressemitteilung
Heute beginnt das Deutsche Atomforum in Hamburg mit seiner 
Jahrestagung Kerntechnik 2008. Aus Anlass dieser Lobby-Veranstaltung 
haben die Deutsche Umwelthilfe, ROBIN WOOD und die Koordination 
Endlagerstandorte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz deutlich 
gemacht, dass die Atomenergie keine Zukunftstechnologie sein kann. 
Atomenergie hilft nicht beim Klimaschutz und kann aufgrund ihrer 
enormen Risiken keinen Beitrag für eine ökologische und 
zukunftsweisende Energiepolitik liefern.
Dr. GERD ROSENKRANZ, Deutsche Umwelthilfe, Leiter Politik und 
Presse:
Es ist Zeit für eine Neubewertung der Atomenergie. Das Risiko der 
Atomenergienutzung ist in den letzten Jahren deutlich angewachsen. 
Die beinahe Katastrophen oder schweren Störfälle in Forsmark, 
Brunsbüttel etc. haben das deutlich unterstrichen. Die Endlagerfrage 
ist nach über einem halben Jahrhundert des kommerziellen Einsatzes 
nicht gelöst. Hinzu kommen neue Risiken: Atommeiler sind zum Ziel 
terroristischer Aktivitäten geworden. Das AKW Indian Point -  40 
Meilen südlich von Manhattan - war in der Zielplanung der Attentäter 
des 11.9.2001. Die Ausweitung der Atomenergie in weitere Länder würde
sie zum Ziel innerstaatlicher Konflikte und kriegerischer 
Auseinandersetzungen machen und die Weiterverbreitung von Atomwaffen 
anheizen.
Einen weltweiten Aufschwung der Atomenergie, wie ihn die Lobby 
seit Jahren herbeizureden versucht, gibt es nicht. Weltweit sinken 
sowohl die Zahlen der in Betrieb befindlichen Atommeiler als auch die
Zahl der Neubauprojekte. Dabei zeigt sich, dass die wenigen Neubauten
vor allem politisch veranlasste Projekte sind, die ohne staatliche 
Subventionen nicht auskommen. Nach anfänglich geplanten knapp drei 
Milliarden Euro wird das finnische Neubauprojekt Olkiluoto nach nicht
einmal zwei Jahren Bauzeit nun schon deutlich über vier Milliarden 
Euro kosten. Statt geplanter vier Jahre sind inzwischen mindestens 
sechs Jahre bis zur Inbetriebnahme zu erwarten.
Wo immer Regierungen ihre Energieversorger zum Bau von 
Atomkraftwerken drängen, verlangen diese umgehend massive staatliche 
Subventionen. Nicht nur das Katastrophenrisiko macht Atomkraftwerke 
einzigartig: Sie sind auch die einzige Technologie, die 54 Jahre nach
ihrem kommerziellen Start überall auf der Welt erneut 
´Markteinführungshilfen´ erfordert. Nur stört das in diesem Fall 
viele eingefleischte Marktliberale nicht.
Hanna Poddig, ROBIN WOOD, Fachgruppe Energie:
Um zu verhindern, dass die Uralt-Atomkraftwerke Brunsbüttel, 
Neckarwestheim 1 und Biblis A noch vor der kommenden Bundestagswahl 
2009 endgültig abgeschaltet werden müssen, haben die Betreiber 
Anträge für die Übertragung von Strommengen von neueren AKWs auf 
diese Anlagen gestellt.
Klimaschutz und drohende Stromversorgungslücken führen die 
Stromkonzerne an, um den weiteren Betrieb ihrer gefährlichen 
Kraftwerke zu begründen.  Doch Stromlücken wird es nicht geben. Das 
Umweltbundesamt hat zuletzt im April deutlich aufgezeigt, dass 
Versorgungslücken durch den Atomausstieg nicht zu erwarten sind.
Auch für den Klimaschutz spielen die Atommeiler keine Rolle. 
Werden die energiepolitischen Vorgaben bei der Stromeinsparung, dem 
Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energie 
eingehalten, werden die CO2-Reduzierungen um 40 Prozent im Jahr 2020 
erreicht.
Angesichts der enormen Gefährdungspotenziale kann die 
Atomenergienutzung keine Alternative für den Klimaschutz darstellen. 
Das Risiko schwerer Störfälle, die ungelöste Entsorgung der 
radioaktiven Abfälle, aber auch die drohende Weiterverbreitung von 
spaltbaren Materialien zum Bau von Atomwaffen - all das sind 
gewichtige Gründe, die gegen die Atomenergie sprechen.
Wenn die großen Stromkonzerne jetzt die Atommeiler als Klimaretter
verkaufen, dann ist das unglaubwürdig.  Die gleichen Konzerne, die 
bei Atomenergie vom Klimaschutz reden, wollen mindestens 19 neue 
Kohlekraftwerke bauen. Das würde die CO2-Emissionen für mindestens 
weitere 40 Jahre auf hohem Niveau festschreiben.
Die Atommeiler sollen länger am Netz bleiben und neue 
Kohlekraftwerke hinzukommen, um noch höhere Gewinne zu machen. Die 
Stromkonzerne wollen expandieren: Allein in den beiden letzten Jahren
haben sie jeweils rund 19 Terawattstunden Strom mehr exportiert als 
importiert (Tabelle siehe Anhang). Das entspricht der Leistung von 
drei bis fünf großen Kraftwerken, die ausschließlich für den 
Stromexport betrieben werden!
Von den Gewinnen, die die Konzerne damit erlösen, geht jedoch kaum
etwas in den Ausbau der erneuerbaren Energie. Aber Milliarden-Beträge
werden derzeit in den Neubau von klimaschädlichen Kohlekraftwerken 
gesteckt.
PETER DICKEL, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. und 
Koordination Endlagerstandorte:
Die Atomlobby verweist darauf, dass das Endlager SCHACHT KONRAD 
genehmigt worden sei und die Klagen dagegen weitgehend ablehnt worden
sind. Aber sicherheitsrelevante  Fragen - wie der für eine Million 
Jahre erforderliche Nachweis der Sicherheit oder die enormen Risiken 
der Atomtransporte zum Endlager - sind von den Gerichten nie 
behandelt worden.
Für KONRAD und das in Gorleben angestrebte Endlager für 
hochradioaktiven Atommüll wird die Isolation des Atommülls von der 
Biosphäre für 1.000.000 Jahre versprochen. In Morsleben und vor allem
in der ASSE II bei Wolfenbüttel hat es gerade mal 40 Jahre gedauert, 
bis der Müll jetzt abzusaufen droht.
Dramatisch ist die Situation bei der ASSE II. Dort könnte der 
Salzstock, im dem über 100.000 Atommüllfässer mit radioaktiven 
Abfällen lagern, einstürzen und mit Wasser volllaufen. Neue Studien 
zeigen, dass dann schon nach nur 150 Jahren die Radioaktivität an die
Oberfläche gelangen kann und die Grenzwerte zum Schutz der 
Bevölkerung deutlich überschritten werden. Dabei sind katastrophale 
Abläufe auch vorher nicht auszuschließen.
Wer heute in der Auseinandersetzung um den Umgang mit Atommüll 
öffentlich ernst genommen werden will, kann sich nicht um die 
desaströsen Erfahrungen aus Morsleben und v.a. ASSE II herumdrücken. 
Alle Faktoren, die zum Scheitern der ASSE II geführt haben,  sind von
Anfang an von Anwohnern und unabhängigen Wissenschaftlern dargelegt 
worden. Politik und Betreiber haben dieser Kritik widersprochen und 
sie geleugnet. Wurde die Bevölkerung belogen oder war die 
Wissenschaft nicht in der Lage, mit ihren Methoden das 
offensichtliche wahrzunehmen?
Solange diese wesentliche methodische "Randbedingung" nicht geklärt 
ist, gibt es keinen Grund, sich über neue oder weitere 
Endlager-Standorte zu unterhalten.
Anhang: Zahlenmaterial
Atomenergie ist keine LÖSUNG, sondern ein PROBLEM!
Zur Pressekonferenz am 27. Mai
AKW Statistik (Quelle: IAEA)
AKW in der Welt	AKW in Europa	AKW im Bau
Jahr	Anzahl	Jahr	Anzahl	Jahr	Anzahl
2002	444	1988	177	1990	83
2008	439	2007	146	1998	36
2008	34
Saldo der deutschen Stromex- und -importe
Exportüberschuss in Terawattstunden (TWh)
1 TWh =  1 Milliarde Kilowattstunden = 109 kWh)
1997	1998	1999	2000	2001	2002	2003	2004	2005	2006	2007
2,4	0,6	-1,1	-3,0	1,3	-0,7	8,0	7,3	8,5	19,8	19,0

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V.
Hanna Poddig, ROBIN WOOD
Peter Dickel, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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  • 26.05.2008 – 10:45

    Atomenergie ist keine LÖSUNG, sondern ein PROBLEM!

    Hamburg (ots) - Gemeinsame Einladung zur Pressekonferenz anlässlich der "Jahrestagung Kerntechnik 2008" Dienstag, 27. Mai - 13.15 UHR Hotel RADISSON SAS im "Hamburger Zimmer" Ort: Marseiller Str. 2, 20355 Hamburg - direkt an der S-Bahnstation Dammtor am CCH Sehr geehrte Damen und Herren, das Deutsche Atomforum veranstaltet vom 27. - 29. Mai im Hamburger Congress Centrum (CCH) die "Jahrestagung Kerntechnik ...

  • 23.05.2008 – 14:02

    Europäische Abfallpolitik auf der Kippe

    Berlin (ots) - Showdown bei der europäischen Abfallpolitik - Unter maßgeblich deutschem Einfluss sollen von der Mehrheit des EU-Parlaments geforderte Recyclingziele verwässert und verschoben werden - Deutsche Umwelthilfe fordert "anspruchsvolle Abfallgesetzgebung als Einstieg in die Recyclinggesellschaft" 23. Mai 2008: Drei Tage vor entscheidenden Verhandlungen in Brüssel über die Zukunft der europäischen ...