Verbot einzelner Einweg-Plastikprodukte reicht nicht aus: Deutsche Umwelthilfe fordert Mehrweg in der Fläche
Berlin (ots)
- Verbot von Einweggeschirr, Wattestäbchen und Luftballonstäben aus Kunststoff tritt ab 3. Juli 2021 in Kraft
- DUH warnt vor Ausweichen auf Wegwerfverpackungen aus Aluminium, Pappe oder anderen biogenen Materialien: Pool-Mehrwegsysteme müssen zum Standard werden
- Lösung der Plastikkrise braucht Ziel zur Halbierung des Verpackungsmülls, Umsetzung der Mehrwegquote für Getränkeverpackungen und Abgaben auf alle Einweg-to-go-Artikel
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert anlässlich des am 3. Juli 2021 in Kraft tretenden Verbots von Einweggeschirr und anderen Wegwerfprodukten aus Kunststoff flächendeckende Mehrwegsysteme als Lösung für die Plastikmüllkrise. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband warnt vor einem Ausweichen auf Einwegvarianten aus Pappe, Aluminium oder anderen biogenen Materialien. Diese sind aus Umweltsicht nicht besser und tragen nicht zur Abfallvermeidung bei.
"Das Verbot bestimmter Einweg-Plastikprodukte ist zwar richtig, aber reicht nicht aus, um das Müllproblem zu lösen. Egal, aus welchem Material: Einweg bleibt umweltschädlich und muss künftig die Ausnahme sein. Es bringt nichts, wenn Einwegartikel aus Kunststoff verboten, aber solche aus Pappe erlaubt bleiben und wirklich umweltfreundliche Mehrwegalternativen von der Politik nicht gefördert werden. Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Dieses Ziel muss die Bundesregierung nun konsequent umsetzen. Verbindlichkeit bei der Abfallvermeidung lässt sich nur durch ein gesetzliches Vermeidungsziel und eine konsequente Mehrwegförderung erreichen. Wir müssen es schaffen, den Verpackungsabfall bis 2025 auf jährlich nur noch 120 Kilogramm pro Person zu halbieren. Eine Abgabe von mindestens 20 Cent muss Einweg-to-go-Becher und -Essensboxen, egal aus welchem Material, unattraktiv machen. Die Einnahmen aus der Einwegabgabe sollten zur Förderung von Mehrwegsystemen eingesetzt werden", sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Angesichts des ungebremsten Anstiegs von Verpackungsmüll sind ein verbindliches Abfallvermeidungsziel, eine Umsetzung der Mehrwegquote von 70 Prozent für Getränkeverpackungen sowie Abgaben auf alle Einweg-to-go-Verpackungen von mindestens 20 Cent und unabhängig vom Material notwendig. Ob bei Getränkeflaschen, Bechern oder Essensboxen: Pool-Mehrwegsysteme müssen zum Standard werden. Für to-go-Becher und Essensboxen gibt es mit Recup und Vytal bereits beispielhafte Mehrwegsysteme, die besonders verbraucherfreundlich und weit verbreitet sind. Mehrweg funktioniert bei großen und kleinen Gastonomen ganz hervorragend und muss jetzt ausgerollt werden.
Nicht verbotene Einweg-Artikel, wie zum Beispiel Einweg-Plastikflaschen für Getränke, sollten ebenfalls durch eine Abgabe von mindestens 20 Cent deutlich teurer werden, um eine Lenkungswirkung in Richtung Mehrweg zu erreichen. Große Teile des Handels boykottieren die im Verpackungsgesetz festgelegte Mehrwegquote von 70 Prozent.
Für Getränkebecher, Essensboxen, Sushi- und auch Pizzaverpackungen gibt es inzwischen verbraucherfreundliche und maßgeschneiderte Mehrwegsysteme. Das Kölner Nachhaltigkeitsstartup Vytal bietet die bequeme Ausleihe einer Vielzahl von Mehrwegbehältern ohne Pfand an - per App oder einmalig erworbener Vytal Mitgliedskarte. Mit der App des Startups können Gäste Mehrwegbehälter kostenlos ausleihen, Getränke und Speisen vorbestellen und digital bezahlen. Sollte die Rückgabe des Bechers oder der Essensbox vergessen werden, wird eine Gebühr erhoben. Ein Anreizsystem, das besonders gut funktioniert. "Deutschlandweit liegt die Rücklaufquote unserer Mehrweggefäße bei 99 Prozent und die durchschnittliche Rückgabezeit beträgt nur drei Tage. Das zeigt wie verbraucherfreundlich, effizient und bequem das pfandfreie Vytal-Mehrwegsystem funktioniert. Abfälle zu vermeiden war noch nie so einfach. Allein in diesem Jahr konnten wir einzeln gezählte 1,1 Millionen Einwegverpackungen einsparen", sagt der Vytal-Geschäftsführer Tim Breker.
"Es ist unser aller Aufgabe, Einweg abzuschaffen. Dafür ist Mehrweg die sinnvollste Lösung. Seit 2016 haben wir als First Mover mit Recup ein Mehrweg-Pfandsystem aufgebaut, das für alle zugänglich ist und sich bereits erfolgreich bewährt hat. Nun muss es Ziel sein, Mehrweg optimal zu fördern und in den Alltag von Konsumentinnen und Konsumenten sowie Gastronominnen und Gastronomen zu integrieren", sagt Fabian Eckert, Geschäftsführer von Recup. Das Unternehmen hat sein Mehrweg-Pfandsystem bereits deutschlandweit etabliert. Täglich nehmen mehr Geschäfte an dem Mehrweg-Pfandsystem teil und machen so die Rückgabe der Mehrwegbecher und -schalen immer leichter. In Deutschland beteiligen sich bereits mehr als 8.000 Ausgabe- und Rückgabestellen am Recup-System. Der Recup ersetzt bis zu 1.000 Einwegbecher und die Rebowl bis zu 500 Einwegschalen.
Links:
- FAQs zur Einwegkunststoffverbotsverordnung und Informationen zu Mehrweg im Außer-Haus-Konsum: https://www.duh.de/becherheld/
- Informationen zur Plastikstrategie der EU: https://www.duh.de/projekte/plastikstrategie/
Aktivitäten der DUH zur Vermeidung von Verpackungsmüll werden ermöglicht und gefördert aus Mitteln des Venture and Nature Fund VNF.
Pressekontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin DUH
0170 7686923, metz@duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft DUH
030 2400867-43, 0151 18256692, fischer@duh.de
Dr. Tim Breker, Geschäftsführer Vytal Global GmbH
0157 79516154, tim@vytal.org
Fabian Eckert, Geschäftsführer Recup GmbH
0170 3311471, fabian.eckert@recup.de
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