Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels: Umsatzwachstum durch Dosenpfand und Sommer
Düsseldorf (ots)
Voraussichtlich zweistelliges Umsatzplus im Jahr 2003. Lenkungswirkung der Pfandpflicht greift. Kooperationen nehmen zu. 2002 mit deutlicher Ertragsverbesserung. Nationale Interessenvertretung durch Bundesverband ab 1. Januar 2004.
Der vor einem Jahr geäußerte, vorsichtige Optimismus "erfuhr durch die im Jahr 2002 von der Industrie initiierten Preiserhöhungen und in diesem Jahr durch den Jahrhundertsommer sowie das Einweg-Pfand erhebliche Impulse", meldet der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV-GFGH) nach den letzten mageren Jahren ein sattes Umsatz- (6,5 %) und Ergebnisplus (8,5 %) für das Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr. Für das laufende Jahr erwartet der Geschäftsführende Vorstand des Bundesverbandes Günther Guder aufgrund der Sondereinflüsse durchaus ein zweistelliges Umsatzwachstum. In dem aktuell vorgelegten Geschäftsbericht prognostiziert der Bundesverband Chancen für eine weitere Geschäftsbelebung durch wachsende Dienstleistungsaufgaben und die positiven Auswirkungen der Einweg-Bepfandung auf den Mehrwegabsatz: "Die Mitgestaltung eines Convenience-orientierten Einweggeschäfts oder zunehmende Sortieraufgaben als Dienstleistungen für die Industrie waren zentrale Themen auf der Delegiertenversammlung in München Ende Oktober." Insgesamt setzen die 1.111 (2002: 1.180) in den Landesverbänden organisierten Mitgliedsbetriebe im vergangenen Jahr 13,488 Mrd. Euro um und damit fast 90 Prozent aller rund 3.100 Getränkefachgroßhändler Deutschlands.
Fusion der Landesverbände zum 1. Januar 2004
Als Gegengewicht zur anhaltenden Konzentration in der Getränkeindustrie und im Handel rücken auch die Getränkefachgroßhändler enger zusammen. Kooperationen ähnlich der Profi-Gruppe für gemeinsamen Einkauf, Logistik und EDV sind dafür ebenso ein Indiz, wie die jetzt von fast allen Landesverbänden zum 1. Januar 2004 beschlossene Fusion zu einem zentralen Bundesverband. Auf der Versammlung Ende Oktober in München votierten die Delegierten des Bundesverbandes einstimmig für den endgültigen Zusammenschluss, "der unserem Berufsstand in zentralen europäischen und deutschen Fragen sowie in Verhandlungen mit Industrie- und Handelspartnern noch mehr Gewicht und Stimme verleihen wird", so Guder. Lediglich der Landesverband Rheinland-Saar wartet mit seinem Anschluss an den Bundesverband noch ein weiteres Jahr bis Ende 2004. Thema in München war auch die Lkw-Maut im nächsten Jahr, "die unsere überwiegend regional operierenden Unternehmen und die mittelständischen Getränke-Produzenten eher stützt", gewinnt Guder unter dem Strich der Regelung auch einen positiven Aspekt ab. Klar sei aber, dass die Mehrkosten für überregionale Transporte weiter gegeben werden müssten. Allerdings reklamiert der Bundesverband die kartellrechtliche Überprüfung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Toll Collect: "Unter dem Deckmantel 'hoheitlicher Aufgaben' postuliert das Konsortium Alleinstellungs- und Vorzugsansprüche, die kartellrechtlich mindestens bedenklich sind." "Einheitliches Einwegsystem bis Ende 2004"
Die Interessen des mittelständisch geprägten Getränkefachgroßhandels hatte der Bundesverband besonders in Sachen Pflichtpfand auf Einweggetränke in Berlin und Brüssel erfolgreich vertreten: "Das Einwegpfand ist nun in trockenen Tüchern", kommentierte Guder die Entscheidung der EU-Kommission, ein Vertragsverletzungsverfahren anzustrengen. "Das Verfahren richtet sich ausdrücklich nicht gegen das Pfand, sondern nur gegen die leider uneinheitlichen Modalitäten", erläutert der Bundesverband und ist sicher, "dass bereits bis Ende 2004 die bisher am Markt agierenden Systeme sich zu einem einheit-lichen Rücknahmesystem verständigen werden".
Mit der realisierten Bepfandung von Einweg seien rund 250.000 Arbeitsplätze gesichert worden in den Unternehmen der Mehrweg orientierten Branchen, davon alleine 45.000 in den Unternehmen des Bundesverbandes, betont der Bundesverband und verwahrt sich gegen die Argumentation der Einweg-Lobby, "das Dosenpfand vernichte Arbeitsplätze". Mehr noch: "Eine Befragung bei 49 repräsentativ aus- gewählten Mitgliedern ergab hoch gerechnet allein für das erste Halb- jahr 2003 sogar eine Zunahme von über 6.000 Arbeitsplätzen", berichtet Günther Guder. Auch wirtschaftlich war die Realisierung der
Einweg-Bepfandung für den GFGH das richtige Signal. Im Vertrauen auf die Verpackungsverordnung hatten Getränkefachgroßhandel, Getränke- Einzelhandel und mittelständische Getränkehersteller Milliarden investiert.
Gestärkt in die Zukunft
Ebenso aus wirtschaftlichen Erwägungen sprach sich die Delegiertenversammlung in München dafür aus, "das Convenience-orientierte Einweg-Geschäft mit zu gestalten". "Unsere Mitglieder sind ohnehin vor Ort unterwegs, und wir wollen eine aktive Rolle in der Logistik von Einweg übernehmen", so Guder. Nach wie vor setzt der Getränkefachgroßhandel auf sein Mehrweg-Kerngeschäft, aber er könne in der Versorgungskette zwischen Industrie und Konsumenten sowie bei der Rücknahme- und Pfandpflicht wesentliche Leistungen erbringen. Außerdem stünden einige der GFGH-eigenen Getränke-Abholmärkte der Vermarktung eines begrenzten Einweg-Angebots als Ergänzung ihres Sortiments durchaus positiv gegenüber.
Insgesamt gehe der Getränkefachgroßhandel gestärkt in die Zukunft. "Unsere Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind inzwischen komplette Dienstleister geworden für Industrie, Handel, Fachmärkte, Gastronomie und weitere Absatzwege, wie Feste oder Heimdienst", stellt der Verband in seinem Geschäftsbericht fest. Zum Programm der Serviceleistungen des GFGH könnte auch bald die Leergut- Sortierung von Individual-Flaschen in Kästen gehören. "Die Getränkeindustrie signalisiert inzwischen Gesprächsbereitschaft, unseren Mitgliedern auch solche Leistungen zu honorieren", begrüßt Guder die wachsenden Chancen, über derartige bezahlte Logistik- Dienstleistungen zu verhandeln.
Nach wie vor bewegen die Unternehmen 79 Prozent des gesamten Bier-, 88 Prozent des Mineralwasser- und 45 Prozent des Fruchtsäfteabsatzes in Deutschland. Die wachsende positive Stimmung unter den Mitgliedern wird deutlich in den beiden Konjunkturumfragen aus März und Juli 2003. Im März meldeten die 188 teilnehmenden Betriebe plus 6,5 Prozent Umsatz für das Jahr 2002 (im Vorjahr plus 0,7 Prozent). Damit liegen die Unternehmen des Bundesverbandes erneut über dem Durchschnitt aller Getränkefachgroßhändler, die das Statistische Bundesamt mit plus 5,6 Prozent angibt. Die Entwicklung der Erträge lag mit plus 8,5 Prozent (Vorjahr: plus 0,3 Prozent) sogar noch darüber. Für die rund 7.000 eigenen Getränke-Abholmärkte gaben die Unternehmen ein Umsatzplus an von 14,75 Prozent (Vorjahr: plus 1,34 Prozent). In der Juli-Umfrage spiegelten sich die anhaltend günstige Wetterlage und die Lenkungswirkungen der Einweg- Pfandpflicht wider. "Nach den vorliegenden Prognosen aus eigenen Reihen wird das Jahr 2003 dem Getränkefachgroßhandel ein im Durchschnitt zweistelliges Umsatzwachstum bescheren", berichtet Guder.
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