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Analyse der Deutschen Umwelthilfe deckt gravierendes Palmöl-Problem in Futtermittel-Industrie auf

Berlin (ots)

  • Nur 4 von 68 Unternehmen in Deutschland wollen ab Anfang 2022 auf zertifiziert nachhaltiges Palmöl umstellen
  • Anbau von Palmöl in Südostasien verantwortlich für Zerstörung wertvoller Ökosysteme wie tropischem Regenwald und Menschenrechtsverletzungen
  • DUH fordert verstärkten Einsatz heimischer Futtermittel, kurzfristig Selbstverpflichtungen und zeitnah gesetzliche Vorgaben für den Import und glaubwürdige Zertifizierungssysteme

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) deckt mit einer neuen Analyse ein gravierendes Palmöl-Problem in der Futtermittel-Industrie auf: Für den "Futtermittel-Radar" der DUH wurden 68 Unternehmen aus Einzelhandel, Gastronomie, Milchwirtschaft und Fleischverarbeitungs- sowie Futtermittel-Industrie in Deutschland befragt, ob sie auf nachweislich nachhaltiges und entwaldungsfreies Palmöl-Futter entlang ihrer Lieferketten setzen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Lediglich 4 der 68 angefragten Unternehmen planen eine Umstellung auf ausschließlich zertifizierte Produkte bis Anfang 2022. Die Bundesregierung wollte eigentlich schon 2020 den Ausstieg aus nicht-zertifiziertem Palmöl erreichen. Palmöl kommt wie auch Soja in Futtermitteln in der Nutztierhaltung zum Einsatz. Palmölplantagen in den Hauptanbauregionen Indonesien und Malaysia zerstören wertvolle Ökosysteme wie tropischen Regenwald, heizen die Klimakrise an und verletzen Menschenrechte.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer: "Unser Klima und der Lebensraum von bedrohten Arten darf nicht länger für billige Fleisch- und Milchprodukte geopfert werden. Unser Futtermittel-Radar zeigt erschreckend deutlich, dass kaum ein Unternehmen Verantwortung für den Regenwaldschutz übernimmt. Dabei gibt es einfache Sofortmaßnahmen, die jetzt umgesetzt werden müssen: Palmöl kann durch heimisches Raps- oder Sonnenblumenöl ersetzt werden. Außerdem ist schon lange zertifiziert nachhaltiges Palmöl verfügbar, bei dem zum Beispiel im Anbau neue Rodungen wertvoller Ökosysteme ausgeschlossen werden. Wir fordern von der künftigen Bundesregierung, umgehend gesetzlich zu regeln, dass kein nicht-zertifiziertes Palmöl mehr importiert werden darf. Bis dahin erwarten wir von allen Unternehmen, dies bereits als Selbstverpflichtung umzusetzen. Außerdem braucht es dringend gesetzliche Vorgaben für glaubwürdige Zertifizierungssysteme mit strengeren Kontrollen."

Trotz der vielen Enttäuschungen gibt es auch Lichtblicke im Futtermittel-Radar: Einzelne Unternehmen beziehen bereits ausschließlich entwaldungsfreie oder heimische Futtermittel oder leiten jetzt neue Maßnahmen ein, um vollständig umzusteigen. Die Supermarktkette Lidl Deutschland macht sich als einziger Händler für einen umfassenden und unverzüglichen Umstieg auf entwaldungsfreie Futtermittel über alle Tierprodukte hinweg stark und wird nach eigener Auskunft ab 1. Januar 2022 bei Eigenmarken nur noch zertifiziertes Palmöl in der Tierhaltung zulassen und auch Fremdmarken prüfen. Der Fleischproduzent Danish Crown will ab 2023 vollständig auf den Einsatz von Palmöl-Futter verzichten und bis dahin auf nachhaltiges Palmöl setzen. Auch zwei Futtermittelproduzenten, die Agravis Raiffeisen und Bewital agri, geben an, ab 1. Januar 2022 auf zertifiziertes Palmöl umzusteigen.

"Leider tut der Großteil der Einzel- und Großhändler, Fast-Food-Ketten wie McDonald's oder Vapiano, Fleischverarbeiter und Molkereien noch zu wenig. Sie haben bisher keine klaren Ziele zu 100 Prozent entwaldungsfreien Futtermitteln gesetzt oder wollen erst bis 2025 entwaldungsfreie Futtermittel umsetzen. Wir fordern, dass sich bis Ende 2021 weitere Unternehmen zu einer zügigeren Umstellung verpflichten und bleiben in Austausch mit den Unternehmen. Wichtig ist dabei, Landwirtinnen und Landwirte bei der Umstellung auf eine nachhaltige Fütterung durch höhere Abnahmepreise zu unterstützen", so Karoline Kickler, Projektmanagerin für Naturschutz bei der DUH.

Hintergrund:

Ende März hatte die DUH 68 Unternehmen entlang der Lieferkette tierischer Erzeugnisse dazu aufgefordert, Selbstverpflichtungen zur Umstellung auf ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Palmöl in der Nutztierfütterung zu veröffentlichen. Rund 12 Prozent des Palmölkonsums in Deutschland entfallen auf die Futtermittel-Industrie. Die Futtermittel-Industrie hat nach den Sektoren Energie und Lebensmitteln den drittgrößten Anteil am deutschen Palmölverbrauch. Gleichzeitig ist hier der Einsatz von nachhaltigem Palmöl ohne neue Rodungen am geringsten. Rund 80 Prozent des Palmöls im Futtermittelsektor landen in der Mastgeflügel- und Legehennenhaltung, auf künstliche Kälbermilch entfallen 10 Prozent, auf Schweinefutter 8 Prozent. 2 Prozent des Palmöls wird an sonstige Nutztiere verfüttert (Meo Carbon Solutions, 2018).

Nachhaltig zertifiziertes Palmöl ist bereits seit Jahren auf dem Markt verfügbar. Dennoch stellen nur wenige Futtermittelunternehmen ihre Palmölbeschaffung entsprechend um und verfehlen das Ziel der Bundesregierung von 100 Prozent entwaldungsfreiem, nachhaltigem Palmöl bis Ende 2020. Während in Lebensmitteln, Wasch- und Reinigungsprodukten und Chemie seit 2017 ein Anstieg des Einsatzes nachhaltigen Palmöls zu beobachten ist, stagniert der Anteil bei Futtermitteln seit einigen Jahren bei 25 Prozent.

Palmöl in der Lebensmittelverarbeitung stammt bereits zu 90 Prozent aus nachhaltig zertifiziertem Anbau, weil Kundinnen und Kunden Palmöl dank einer Deklarationspflicht auf dem Produkt erkennen können. Für Non-Food-Produkte, wie Kerzen und Reinigungs- und Pflegeprodukte, gilt diese bisher nicht. Nicht-zertifiziertes Palmöl in Futtermitteln können Verbraucherinnen und Verbraucher vermeiden durch den Kauf von Bio-Ware oder spezieller Produktlinien. Derzeit besitzen Zertifizierungsstandards den Charakter von Minimalstandards und müssen deshalb weiter verbessert werden.

Links:

Pressekontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Karoline Kickler, Projektmanagerin Naturschutz
030 2400867-896, kickler@duh.de

Tina Lutz, Campaignerin Naturschutz und Biologische Vielfalt
030 2400867-890, 0163 2822403, lutz@duh.de

DUH-Newsroom:

030 2400867-20, presse@duh.de

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