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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Lebendiger Pottwal in der Ostsee - tote Wale auf den Kanaren
Ungewöhnliche Ereignisse deuten auf den schädigenden Einfluss von Lärm im Meer hin

Berlin (ots)

Gemeinsame Pressemitteilung von: 
   M.E.E.R. e.V. (Berlin)
   Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD, München) 
   Deutsche Umwelthilfe (DUH, Radolfzell)
"Glauben Sie es oder nicht: ein Pottwal ist in die Ostsee
geschwommen" kommentiert Carl Kinze, Vorsitzender der Dänischen
Gesellschaft für Meeressäuger, die Sichtung eines Pottwals in
dänischen Gewässern. Der Wal wurde zuletzt nordöstlich von Bornholm
gesehen, eine Gegend, in die es die tief tauchenden Pottwale sonst
nie verschlägt. Es ist die erste gut dokumentierte Sichtung dieser
Walart in der Ostsee. "Über die Gründe der Verirrung kann man nur
spekulieren, vermutlich ist der Pottwal orientierungslos geworden,
bevor er in die Ostsee schwamm. Dies könnte auf den zunehmenden
Einfluss von Lärmverschmutzung in den Ozeanen hinweisen", sagt Fabian
Ritter, Biologe vom Berliner M.E.E.R. e.V. und Walexperte der
Deutschen Umwelthilfe.
Bei der erneuten Massenstrandung von Walen auf den Kanarischen
Inseln Ende Juli hingegen ist man einer Erklärung schon näher. Nach
einem NATO-Manöver vor der marokkanischen Küste, 100 Meilen von den
Kanaren entfernt, bei dem über 20 Kriegsschiffe teilnahmen,
strandeten Ende Juli an der Küste von Fuerteventura mehrere Wale -
die Angaben über die Anzahl der gefundenen Tiere schwankt zwischen
vier und elf. Alles deutet darauf hin, dass es zur massiven
Schädigung der Meeressäuger durch die Militärs kam. Denn ähnliches
ereignete sich bereits mehrfach auf den beliebten Urlaubsinseln,
zuletzt im September 2002. Damals wurde der Einsatz von extrem
schallintensiven Sonarsystemen der Militärs für den Tod von
mindestens 15 Walen verantwortlich gemacht. Besonders Schnabelwale
reagieren sehr empfindlich auf die Schallverschmutzung. Sie erleiden
Verletzungen aufgrund des hohen Schalldrucks, werden
orientierungslos, stranden schließlich oder sterben auf hoher See.
Vermutlich wird nur ein verschwindend kleiner Teil der tatsächlich
getöteten Tiere überhaupt gefunden, da nur wenige Kadaver an den
Küsten angeschwemmt werden. Die Kanarische Regierung hatte nach dem
letzten Vorfall die weitere Nutzung ihrer Gewässer für großangelegte
Manöver untersagt.
"Die militärische Nutzung von nieder- und mittelfrequentem Schall
hoher Intensität ist inzwischen ein globales Problem. Die Weltmeere
werden weltweit fast flächendeckend beschallt, ohne dass man die
Auswirkungen auf die Organismen eingehend untersucht hat", so Ritter,
der auch Mitglied der deutschen Delegation im Wissenschaftsausschuss
der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) ist. Erst vor wenigen
Wochen hat die IWC darauf hingewiesen, dass es sich beim zunehmenden
Lärm um eine massive und ernst zu nehmende Bedrohung der Meeresumwelt
handelt. Neben den Militärs nutzen auch Wissenschaftler Schall, etwa
für seismische Untersuchungen. Hinzu kommt der enorm angestiegene
Schiffsverkehr. Der Hintergrundschall im Meer hat sich so in den
letzten fünf Jahrzehnten jeweils verdoppelt. Gut möglich, dass auch
der Pottwal in der Ostsee durch Lärm desorientiert wurde. "Wale und
Delfine leben in einer Welt des Schalls, und wir sind weit davon
entfernt zu wissen, welche Auswirkungen unser Tun auf die Meerestiere
hat. Es wird höchste Zeit, vorbeugend und nachhaltig zu handeln und
nicht erst zu reagieren, wenn es wieder einmal zu spät ist", so
Ritter.

Pressekontakt:

Weitere Informationen :
M.E.E.R. e.V., Berlin. TEL: (030) 85 07 87 55,
meer@infocanarias.com
www.m-e-e-r.de
GRD, München. TEL: (089) 741 604-10, info@delphinschutz.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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