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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Raubtierlobbyismus der Automobilindustrie beeinträchtigt die Umwelt - und die Chancen deutscher Pkw auf dem Weltmarkt

Radolfzell/Berlin (ots)

Deutsche Umwelthilfe fordert verbindliche
   Kraftstoffverbrauchs-Grenzwerte für alle Neuwagen ab 2008
Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hat die negativen Konsequenzen
der innigen Verbindungen zwischen Automobilindustrie und Politik
angeprangert. "Seit Jahren bremst und verwässert der
Raubtierlobbyismus einiger Konzerne umwelt- und gesundheitspolitische
Grundsatzentscheidungen der Politik", kritisierte DUH -
Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die Praxis bestimmter Unternehmen,
Politiker mit gut bezahlten "Telearbeitsplätzen" auszustatten. Das
sei jedoch nur das halbe Problem. Was sich die "Verantwortlichen für
Politikbeeinflussung" der Automobilhersteller als Erfolg anrechneten,
drohe schon bald auf sie selbst zurückzufallen. "Ein gern verdrängtes
Ergebnis dieser Art von Lobbyarbeit ist technologisches
Nachzüglertum, das die traditionelle Qualitätsmarke Made in Germany
auf den Weltmärkten in Misskredit bringt. Wenn die Politik die
Unternehmen nicht auf einen innovativen Fortschrittskurs
zurückzwingt, werden deutsche Autos auf den wichtigsten
Zukunftsmärkten bald nicht mehr abgesetzt werden können", warnte
Resch.
Immer mehr Länder setzten sich gegen die Überflutung ihrer
Automobilmärkte mit schmutzigen, ungefilterten Diesel Pkw und
übermotorisierter Edel-Jeeps (Sport Utility Vehicles, SUV) zur Wehr,
erklärte Resch. Mit Verboten, Strafsteuern oder Steueranreizen für
rußgefilterte und sparsame Fahrzeuge werde dort versucht,
gegenzusteuern. In Frankreich, wo im letzten Sommer eine geplante
Strafsteuer gegen durstige Luxusfahrzeuge unter anderem an einer
massiven Intervention der deutschen Automobilindustrie scheiterte; in
Kalifornien, wo Gouverneur Arnold Schwarzenegger die Autohersteller
ab 2009 zur Absenkung ihrer Schadstofffrachten zwingen will - auch
hier gegen den erbitterten Widerstand insbesondere der deutschen
Hersteller Daimler-Chrysler, BMW, Porsche und VW, die gemeinsam mit
General Motors vor Gericht zogen.
Weniger erfolgreich waren die Hardcore-Lobbyisten der Autobranche
in Asien: Die Deutsche Umwelthilfe stellte in jüngster Zeit
verabschiedete gesetzliche Bestimmungen zum
Kraftstoff-Maximalverbrauch für neu zugelassene Pkw in Japan und auf
dem weltweit mit Abstand wichtigsten Zukunftsmarkt China vor. Peking
wird den Höchstverbrauch von Pkw-Neuwagen erstmals Mitte diesen
Jahres und noch einmal im Jahr 2008 in zwei Stufen absenken. Damit
dürfen binnen Jahresfrist hoch motorisierte Edelkarossen wie die
S-Klasse, Porsche Cayenne, VW Touareg sowie viele weitere
Neufahrzeuge, die die in 16 Gewichtsklassen aufgefächerten Grenzwerte
nicht einhalten, in China nicht mehr verkauft werden. Eine ähnliche
Höchstverbrauchs-Regelung hat Japan für das Jahr 2010 erlassen. Damit
drohen gerade bei deutschen Pkw mit vergleichsweise hohen
Spritverbräuchen dramatische Absatzeinbrüche.
So erfüllten nach einer Studie des Washingtoner World Resources
Institute 2003 nur 130.000 (oder 19 Prozent) der in China verkauften
knapp 700.000 Pkw aus dem Hause VW die ab 2008 gültigen
Maximal-Verbräuche.
Zur Entlastung der Umwelt und zur Sicherung der
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie, fordert die
Deutsche Umwelthilfe deshalb auch für Deutschland und die EU
verbindliche Verbrauchs-Grenzwerte. Sie sollen ab 2008 für alle neu
zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge gelten. Das von der DUH
in Berlin vorgeschlagene Konzept kombiniert die in Japan und China
erlassenen Regelungen.  Mit ihm könnte die deutsche Industrie nach
Überzeugung der DUH kurzfristig veranlasst werden, bereits verfügbare
Techniken zur Spriteinsparung (moderne Diesel- und Hybridantriebe
bzw. Gasaggregate) auch tatsächlich einzusetzen, statt hoch
qualifizierte Ingenieure in alberne Spielereien wie die Entwicklung
der "leistungsfähigsten Kraftstoffpumpe der Welt" für den VW-Bugatti
mit 1001 PS zu treiben.
Fahrzeuge, die die von der DUH vorgeschlagenen Grenzwerte bei den
CO2-Emissionen einhalten, schonen nicht nur die Umwelt und den
Geldbeutel der Autofahrer. Sie sind auch unbeschränkt exportfähig,
insbesondere im Wachstumsmarkt Asien. Resch nannte es einen
"unerträglichen Anachronismus, dass für sämtliche Luftschadstoffe
seit 15 und mehr Jahren kontinuierlich die Grenzwerte verschärft
werden, es für das dominierende Treibhausgas CO2 im Kfz-Bereich aber
nicht einmal einen gibt".
Verantwortlich für derartige "absurde Fehlentwicklungen" macht
Resch die rücksichtlose und mittelfristig selbst zerstörerische
Lobbyarbeit der Autokonzerne, die in Deutschland viel zu oft
erfolgreich sei. Als Beispiele aus jüngster Zeit nannte er:
·den jahrelangen Kampf der Industrie gegen den maßgeblich von
    deutschen Mittelständlern entwickelten Rußfilter für
    Dieselfahrzeuge,
·die von Bundeskanzler Gerhard Schröder für den 1. Januar 2005
    versprochene und inzwischen auf unbestimmte Zeit verschobene
    steuerliche Förderung eben dieses Filters,
·die Steuer- und Verschmutzungsprivilegien für Edel-Jeeps, die  
    erst jüngst nach einer Intervention der Umwelthilfe teilweise   
    aufgehoben wurden,
·die Regelung über die Spritverbrauchs-Kennzeichnung, die nach
    jahrelanger Verzögerung im November in verwässerter Form in Kraft
    trat und insbesondere von VW aber auch von anderen Unternehmen   
    nur halbherzig umgesetzt werde.
Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315
Radolfzell (www.duh.de)
Tel.: 0 77 32/ 9995-0, Mobil.: 0171/ 3649170, Fax.: 0 77 32/ 9995-77,
E-Mail:  resch@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, (www.duh.de),Tel.: 030/ 25 89 86-15, mobil 0171/ 56 60
577, E-Mail:  rosenkranz@duh.de
Dr. Remo Klinger, Rechtsanwaltskanzlei Geulen & Klinger,
Schaperstraße 15, 10719 Berlin, Tel.: 030 884728 0, Fax.: 030 884728
10, E-Mail:  klinger@geulen.com

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