Bierbrauer profitieren von Traditionswerkstoff Glas
Berlin (ots)
Anlässlich einer zweitägigen Informationsreise durch Nordrhein-Westfalen haben sich Umweltschützer und Vertreter von Mehrweg-Initiativen von den Leistungen einer modernen Glasindustrie überzeugen können. In Begleitung der Geschäftsführer der Fachvereinigung Behälterglas, Michael Frerker, und der Gesellschaft für Abfallvermeidung und Glasaufbereitung (GGA), Wolfgang Brauck, besuchten der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH), Jürgen Resch, und der frühere Umwelt-Staatssekretär Clemens Stroetmann (CDU) von der Stiftung Initiative Mehrweg die Glashütte der Saint-Gobain Oberland AG in Essen, die nahe gelegene Glasaufbereitung und schließlich die Krombacher Brauerei im siegerländischen Krombach.
DUH-Geschäftsführer Resch betonte, dass "der Werkstoff Glas für regionale Mehrweg-Kreisläufe auf Dauer unverzichtbar" bleibe. Nach der Einführung des Dosenpfands Anfang 2003 habe sich die Verbreitung der Bierglasflasche "enorm stabilisiert". Gerade beim Bier zeige sich eindrucksvoll die Lenkungswirkung des Dosenpfands in Richtung umweltfreundliche Mehrweg-Systeme. Das helfe nicht nur der Umwelt, sondern sei auch ein Schutz für die weltweit einzigartige Vielfalt kleiner und mittelständischer Brauereien in Deutschland. "Diese Unternehmen prägen unsere Kultur seit Jahrhunderten. Sie sind geradezu das Sinnbild einer lebendigen, regionalen Kreislaufwirtschaft", erklärte Resch.
Zwar unterlag die Verpackungsindustrie insgesamt in den vergangenen Jahrzehnten tief greifenden Veränderungen. Nicht so beim Bier. Hier bildet die Glas-Mehrwegflasche einen Fels in der Brandung. Seit fast 300 Jahren ist sie in Gebrauch, eine ernst zu nehmende Alternative gibt es bis heute nicht. Dem Geschäftsführer der Stiftung Initiative Mehrweg, Clemens Stroetmann, ist auch um die Zukunft der Bierflasche nicht bange: "Nicht nur Öko-Freaks greifen zur Mehrweg-Glasflasche. Wer will schon Bier aus Kunststoffflaschen trinken? Das wäre ein kultureller Missgriff und eine Sünde wider das Umweltbewusstsein. Bier in seiner besten Form genießen - das heißt auch in Zukunft dem edlen Getränk eine ebenso edle wie umweltschonende Verpackung zuzugestehen."
Vor zwei Jahren waren die traditionellen Mehrwegsysteme auch beim Bier erstmals ernsthaft unter Druck geraten. Zur Flankierung nationaler und internationaler Konzentrationsstrategien im Lebensmittel- und Getränkemarkt drückten große Handelsunternehmen und Getränkekonzerne in großem Stil und mit Dumpingpreisen Dosenbier in die Märkte. Die Ex- und Hopp-Mentalität drohte sich auf ganzer Linie durchzusetzen. Auch der Mehrweganteil beim Bier sank bedrohlich. Die Quote stürzte binnen weniger Jahre von 90 auf 70 Prozent. Das Dosenpfand brachte die entscheidende Entlastung. Nach seiner Einführung stieg der Mehrweganteil erneut auf über 90 Prozent.
Krombacher steht beispielhaft für den Erfolg einer Brauerei, die langfristig auf Glas-Mehrweg setzt: Die konsequente Mehrweg-Politik des Marktführers aus dem Siegerland wurde von den Verbrauchern honoriert. "Ein Plus von 132.000 hl im Mehrwegbereich spricht eine deutliche Sprache. So konnte man bereits im dritten Jahr in Folge ein historisches Rekordhoch verzeichnen. Die positive Mehrweg-Entwicklung schafft neue Arbeitsplätze in Krombach," so Franz-J. Weihrauch, Pressesprecher der Krombacher Brauerei. Darüber hinaus wird im Frühjahr 2005 mit dem Aufbau einer neuen Mehrweg-Abfüllanlage begonnen. Eine weitere bedeutende Investition in Mehrweg stellt auch die Bereitstellung einer neuen Kasten-Generation dar. Bis Mitte des Jahres 2005 wird man in Krombach 10 Mio. neue Kästen eingeführt haben. Das Investment beläuft sich auf ca. 50 Mio. Euro. Parallel dazu werden in Krombach beim 0,5 l Gebinde 65 Mio. neue Longneck-Flaschen auf den Markt gebracht.
Die Vorteile des Glas-Mehrweg-Systems liegen auf der Hand: Bis zu 50 Mal werden Bierflaschen wieder befüllt und schließlich rezykliert. Glas ist bis heute das einzige Verpackungsmaterial, das fast beliebig oft eingeschmolzen und zu neuen Flaschen gleicher Qualität wieder verarbeitet werden kann.
Mit Glas versorgt werden die Brauereien über ein Netz regionaler Glashütten, die mit einem hohen Anteil Altscherben wieder neue Flaschen produzieren.
Wolfgang Brauck, Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallvermeidung und Glasaufbereitung, hebt hervor: "Beim Glas gibt es keinen Müll! Für uns ist jede Glasscherbe wertvoll. Mit dem Einsatz von Altscherben sparen wir bei der Neuglasherstellung Ressourcen und Energie." Das Problem des so genannten "Downcyclings", bei dem aus wieder verwendeten Materialien in jeder Runde minderwertigere Produkte gefertigt werden, kennt die Glasindustrie nicht.
Michael Frerker, Geschäftsführer der Fachvereinigung Behälterglas freut sich: "Glas ist ein Traditionswerkstoff mit einer ungebrochenen Innovationsperspektive, gerade beim Bier. Glas-Mehrwegsysteme bieten unendlich viele Möglichkeiten, wir müssen sie nur ergreifen." Glas ist absolut inert, eine Garantie für Reinheit und Geschmacksneutralität bei allen Getränken. Selbst der vermeintlich größte Nachteil der Glasflaschen, das vergleichsweise hohe Gewicht, hat bei näherem Hinsehen auch eine positive Seite: Auf dem Tisch, beim Einschenken und Trinken sorgen die bodenständigen Flaschen für das richtige Trinkgefühl. Wichtiger noch: Das Gewicht ist ein eigenständiges Argument für die vor allem regionale und damit ökologisch vorteilhafte Vermarktung von Mehrweg-Glasflaschen, weite Wege lohnen sich nicht.
Zum Projekt Mehrwegschutz und Glasrecycling
Glas ist Kulturgut und Sympathieträger. Es verbindet Umweltschutz, ästhetische Vielfalt, Geschmacksneutralität und Bodenständigkeit. Und Glas verfügt über ein Innovationspotential wie kaum ein anderes Verpackungsmaterial.
Die DUH setzt sich mit dem Projekt "Mehrwegschutz und Glasrecycling" für die Weiterentwicklung von Glas-Mehrwegsystemen ein. - Sie sind Garanten für regionale Wirtschaftskreisläufe und hochwertige Produkte. Sie sichern den Traditions-Werkstoff Glas, der auch weiterhin unsere Alltagskultur bereichern soll. Nicht zuletzt ist der seit Jahrzehnten existierende "doppelte Kreislauf" mit Glas-Mehrwegsystemen und Glas-Recycling Vorbild für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Kreislaufwirtschaft.
Die Geburt des Plopp
Eine 300-jährige Kult(ur)geschichte der Bierflasche finden Sie auf der Internetseite www.duh.de
Pressekontakt:
Deutsche Umwelthilfe e.V., Politischer Leiter, Umwelt, Kommunikation
Dr. Gerd Rosenkranz, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 258
986 15, Fax.: 030 258 986 19, Mobil: 0171-566 05 77, E-Mail:
rosenkranz@duh.de
Stiftung Initiative Mehrweg, Geschäftsführer Clemens Stroetmann,
Staatssekretär a.D., Eichenweg 11, 14557 Wilhelmshorst, Tel.:
(033205) 24037, Fax: (033205) 24038, E-Mail: Choch@t-online.de
Fachvereinigung Behälterglas, Geschäftsführer Michael Frerker, Am
Bonneshof 5, 40474 Düsseldorf, (www.glasaktuell.de) Tel.
0211-4796333, Fax: 0211-9513 751, E-Mail: frerker@bvglas.de
Gesellschaft für Abfallvermeidung und Glasaufbereitung (GGA),
Geschäftsführer Wolfgang Brauck, Deisenfangstraße 37-39, 88212
Ravensburg, Tel.: (0751) 362 2016, Fax: (0751) 362 2040, E-Mail:
wolfgang.brauck@gga-ravensburg.de
Krombacher Brauerei, Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG, Presse- &
Öffentlichkeitsarbeit Dr. Franz-J.Weihrauch, Hagener Straße 261,
57223 Kreuztal, Tel.: 02732-880-815, Fax: 02732-880-11-815,
E-Mail: Franz-J.Weihrauch@krombacher.de
Deutsche Umwelthilfe e.V., Projektleiterin Kreislaufwirtschaft Eva
Leonhardt, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 258 986 12,
Fax.: 030 258 986 19, Mobil: 0151-167 165 45, E-Mail:
leonhardt@duh.de
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell