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Deutsche Umwelthilfe e.V.

DaimlerChrysler verweigert Bewertung seines Umweltberichts
durch die Deutsche Umwelthilfe

Radolfzell (ots)

Kritik der Umweltschützer an der Klage des
Autoherstellers gegen kalifornisches Klimaschutzgesetz und an
Defiziten bei der Abgasreinigung seiner Modelle führte zum Eklat
Berlin, 14. Juli 2005: Nach Jahren einer nie spannungsfreien aber
stets ergebnisorientierten Kooperation hat der Stuttgarter Autobauer
DaimlerChrysler (DC) in diesem Jahr die unzensierte Kommentierung
seines Umweltberichts durch die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) nach
Lektüre des Textes verweigert. Damit geht eine fast zehnjährige
Kooperation zu Ende, in deren Verlauf der DUH jährlich die
Möglichkeit eingeräumt wurde, besondere Leistungen des Konzerns im
Bereich des vorsorgenden Umweltschutzes zu bewerten, Erfolge zu loben
und gleichzeitig Schwachstellen offen und konkret anzusprechen.
Parallel zur heute in Rastatt stattfindenden Präsentation des
diesjährigen DC-Umweltberichts veröffentlicht daher die DUH die von
DaimlerChrysler zunächst in Auftrag gegebene, dann aber nicht
gedruckte Bewertung des DC-Umweltengagements.
„Offensichtlich haben wir mit unserer Kritik wunde Punkte berührt,
über die das Unternehmen öffentlich keine Rechenschaft ablegen
möchte“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in Berlin.
Konkrete Kritik hatten die Umweltschützer unter anderem an der Klage
von DaimlerChrysler gegen das kalifornische Klimaschutzgesetz und am
Widerstand des Autoherstellers gegen ehrgeizige Stickoxid-Grenzwerte
für Dieselmotoren geäußert. Zwischenzeitlich hatte der deutsch-
amerikanische Autobauer die DUH zu einer insgesamt positiveren
Bewertung zu bewegen versucht. Die DUH war zu redaktionellen
Korrekturen bereit, nicht aber zu gravierenden Änderungen des Textes.
Nach mehrwöchigen Gesprächen entschloss sich DaimlerChrysler, das
Statement aus seinem Umweltbericht zu strei- chen, was die DUH als
zensurartigen Eingriff einstuft.
In der Bewertung der DC-Unternehmensstrategie hatte die Deutsche
Umwelthilfe ausdrücklich begrüßt, dass DaimlerChrysler ab Sommer
2005 alle seine Mercedes-Benz Diesel-Pkw serienmäßig mit
Partikelfilter ausrüstet, aber gleichzeitig gefordert, künftig auch
alle Chrysler-Diesel-Pkw, Transporter, Busse und schwere Lkw
serienmäßig russfrei auszuliefern.
Ein weiterer Konfliktpunkt war der Vorwurf der Umweltschützer, der
Beitrag der DaimlerChrysler-Fahrzeuge zum Klimaschutz sei mit einer
Kraftstoffreduzierung um nur 0,1 Liter pro 100 Kilometer im
vergangenen Jahr „ungenügend“ ausgefallen. Angesichts der Erwartung,
dass die europäische Automobilindustrie ihre
Selbstverpflichtungserklärung gegenüber der EU-Kommission, den CO2-
Ausstoß der Neufahrzeuge bis 2008 durchschnittlich auf 140 Gramm pro
Kilometer zu verringern, nicht einhalten wird, forderte die DUH
DaimlerChrysler auf, durch den Verzicht auf übermotorisierte und
besonders spritdurstige Modelle den Kraftstoffverbrauch drastisch zu
verringern. Schließlich beharrte die DUH in dem Text darauf, dass der
Stuttgarter Autohersteller seine Unterstützung der Klage gegen das
Klimaschutzgesetz des kalifornischen Gouverneurs Arnold
Schwarzenegger zurückzieht.
Um die ab 2010 geltenden, strengen Luftreinhaltewerte für
Stickoxide in unserer Atemluft einzuhalten, erwartete die DUH in
ihrer Bewertung, dass DaimlerChrysler den NOx-Ausstoß von Diesel-Pkw
auf unter 80 Milligramm pro Kilometer senkt. Die Umweltschützer
halten dies für eine der zentralen Herausforderungen bei Diesel Pkw,
die beides sein sollen: Sauber und uneingeschränkt exportfähig.
„Wegen zu hoher Schadstoffemissionen sind Diesel-Pkw in immer mehr
Ländern verboten. Die Technik zur drastischen Reduzierung von
Stickoxiden im Abgas ist entwickelt. Rußfreie und stickoxid-arme
Mercedes-Benz Diesel-Pkw sollen ab 2008 in den USA verkauft werden.
In Europa kämpft DaimlerChrysler hingegen gegen eine Verschärfung der
NOx- Grenzwerte auf amerikanische Normen erbittert an “, so Resch.
Gerd Rosenkranz, der politische Leiter der DUH, zeigte sich
besorgt, dass der Rückzieher der Stuttgarter Autobauer in seinem
Dialog mit kritischen Umweltverbänden eine Signalwirkung weit über
den konkreten Fall hinaus entfalten könne. Es sei zweifellos ein
Fortschritt der vergangenen Jahre gewesen, dass sich immer mehr große
Unternehmen demonstrativ und durchaus streitbar der direkten
Bewertung von Umweltschützern unterzogen hätten. „Die Befürchtung,
dass Kritik, wenn überhaupt, nur noch in weichgespülter Form den Weg
in die Publikationen der Konzerne findet, ist real“, sagte
Rosenkranz. Dass es „die DUH zu einem Zeitpunkt erwischt, zu dem sich
alle Welt auf einen Regierungswechsel einstellt, macht die
Angelegenheit noch beängstigender.“
Unter Hinweis auf den Präsidenten des Verbandes der
Automobilindustrie, Bernd Gottschalk, der neuerdings wieder die
Abschaffung der Ökosteuer fordert, sprach Rosenkranz, von einem
bösen Omen: „Möglich, dass wir Zeugen einer vorauseilenden Erwartung
weiter Kreise der Industrie werden: Der Erwartung, dass man in
Zukunft die ökologischen Zügel wieder ein wenig schleifen lassen
könne.“  Wer an einem exportorientierten Technologiestandort wie
Deutschland so denke, werde schnell die Quittung bekommen. Ganz
besonders in der Autoindustrie verliere am Weltmarkt künftig jeder,
der sich „noch an der Formel 1 und dem Geschwindigkeitsrausch auf
deutschen Autobahnen orientiert. Was wir in der Zukunft brauchen,
sind High-Tech-Fahrzeuge, die vor allem bei Spritverbrauch und Schaf-
stoffausstoß Weltspitze sind“.
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Zensierte Bewertung der Umweltstrategie von DaimlerChrysler
durch die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Liebe Leserinnen, liebe Leser, ´
auch im Jahr 2004 hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) das
Unternehmen DaimlerChrysler in Umweltfragen beraten. Die über zehn
Jahre bestehende, modellhafte Zusammenarbeit eines Umweltverbandes
mit einem Automobilhersteller endete zum Jahreswechsel 2004/2005.
Geprägt war das Jahr 2004 von der Forderung der Umweltverbände sowie
immer breiterer Bevölkerungskreise nach dem Partikelfilter für
Diesel-Pkw. Die DUH begrüßt die Entscheidung von DaimlerChrysler, ab
Sommer 2005 alle Diesel-Pkw serienmäßig nur noch mit Partikelfilter
auszurüsten und für Altfahrzeuge die Nachrüstung anzubieten.
Gleichwohl hätten wir es sehr begrüßt, wenn diese von der DUH seit
Jahren immer massiver geforderte Entscheidung deutlich früher
getroffen worden wäre.
Umweltfortschritte bei Daimler Chrysler im Jahr 2004 Mit
alternativen, vor allem regenerativen Kraftstoffen stellt der
Umweltbericht eines der zentralen Zukunftsthemen in den Mittelpunkt.
Mit Jatropha als Basis für Biosprit aus Indien und dem Einsatz der
Abaca-Faser verbindet der Automobilhersteller sogar soziale
Nachhaltigkeitsaspekte der Armutsbekämpfung in Schwellenländern mit
globalen Umweltfragen. Mitarbeiter von DaimlerChrysler haben auch
2004 einen Teil ihrer Freizeit geopfert und in Südafrika, in Mexico
und China gemein-sam mit Umweltschützern des Global Nature Funds an
bedrohten Seen gearbeitet. Eine positive Botschaft des Berichtes
birgt auch die Auswahl der Experten in der
Nachhaltigkeitsdiskussion. So kommt auch Rajendra K. Pachauri, der
hoch angesehene Direktor des Intergovern-mental Panel on Climate
Change (IPCC) der Vereinten Nationen und damit „weltweit oberster
Klimaschützer“ zu Wort. Der tatsächliche Beitrag der
Daimler-Chrysler-Fahrzeuge zum Klimaschutz fällt mit einer
Reduzierung um nur 0,1 Liter pro 100 Kilometern indes nur ungenügend
aus und liegt selbst unter dem vereinbarten Minderungsziel von 0,2
l/km pro Jahr.
Herausforderungen für die Zukunft Zwischenzeitlich zeichnet sich
ab, dass die europäische Automobilindustrie ihre
Selbstverpflichtungserklärung gegenüber der EU-Kommission, den
CO2-Ausstoss der Neufahrzeuge bis 2008 auf 140 Gramm CO2 pro
Kilometer zu vermindern, nicht einhalten wird. Wir fordern deswegen
alle Automobilhersteller und insbesondere DaimlerChrysler auf, durch
den Verzicht auf übermotorisierte und besonders spritdurstige Modelle
den Kraftstoffverbrauch drastisch zu verringern. Zudem muss nun
Verbrauchsminderungen konsequent der Vorrang vor weiteren
Leistungssteigerungen gegeben werden. Weiterhin erwarten wir, dass
DaimlerChrysler seine Unterstützung der Klage gegen das kalifornische
Klimaschutzgesetz sofort zurückzieht. Wie in den Vorjahren versteht
die DUH die Entwicklung sparsamer und abgasarmer Kfz als Kernaufgabe
für DaimlerChrysler. Am verbrauchs- und emissionsarmen „Auto der
Zukunft“ muss nach Ansicht der DUH noch intensiv gearbeitet werden.
Mit Spannung warten wir auf den schon seit Jahren angekündigten
Hybrid-Daimler und andere Technologien, die zu einer spürbaren
Reduktion des Kraftstoffverbrauchs führen würden. Nachdem der
Partikelfilter bei Mercedes-Benz nun Serienausstattung für alle
Diesel-Pkw wird und DaimlerChrysler damit eine Vorreiterrolle
einnimmt, sollten nun auch alle Chrysler-Diesel-Pkw, Transporter,
Busse und schwere Lkw serienmäßig russfrei ausgeliefert werden. Zur
Einhaltung der ab 2010 geltenden, strengen Luftreinhaltewerte für
Stickoxide in unserer Atemluft erwarten wir schließlich von
DaimlerChrysler, den NOx-Ausstoß von Diesel-Pkw auf unter 80
Milligramm pro Kilometer zu senken.
Jörg Dürr-Pucher                   Jürgen Resch
Bundesgeschäftsführer		   Bundesgeschäftsführer
Für Rückfragen:
Jürgen Resch, 
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH),  
Fritz-Reichle-Ring 4,
78315 Radolfzell, 
Tel. mobil: 0171 3649170, 
Tel. 07732/9995-0,  
Fax. 07732/9995-77, 
resch@duh.de
Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 
10178 Berlin, Mobil: 0171 5660577, Tel. 030/258986-15, Fax. 
030/258986-19,  rosenkranz@duh.de

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