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Seehofer-Behörde schlägt Alarm wegen ITX Erneut hohe Belastung in Wellness-Drink

Berlin (ots)

Nach fünf Wochen Diskussion nennt Bundesinstitut
für Risikobewertung (BfR) hohe ITX-Verunreinigungen in Kartonsäften 
"nicht akzeptabel" - Verbraucherschutzministerium bleibt untätig - 
Deutsche Umwelthilfe weist erstmals ITX-Spitzenbelastung in einem 
bereits einmal aus dem Sortiment genommenem Wellness-Drink nach.
Berlin, 02. März 2006: Nach fünf Wochen fortgesetzter Meldungen 
über hohe Konzentrationen von Kartonsäften mit der Druckchemikalie 
Isopropylthioxanthon (ITX ) bezeichnet das dem Seehofer-Ministerium 
unterstellte Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die gemessenen 
Belastungen in einer Erklärung als "aus Sicht der Risikobewertung 
nicht akzeptabel". Aussagen zum gesundheitlichen Risiko könnten nicht
getroffen werden, weil bis heute ausschließlich Untersuchungen zur 
erbgutschädigenden Wirkung von ITX vorlägen und Entwarnung allenfalls
bis zu einer Konzentrationen von weniger als 50 Mikrogramm pro 
Kilogramm (µg/kg) gegeben werden könne.
Die von der DUH veranlassten Untersuchungen hatten aber 
ITX-Belastungen von bis zu 447 µg/kg in einem bei der Handelskette 
Kaufland erworbenen "Aloe-Vera-Drink mit Fruchtsaft, der 
Wellness-Drink für jeden Tag" ergeben. Kaufland hatte wie andere, von
ITX-Kontaminationen von über 50 µg/kg betroffene Handelsketten die 
Räumung des Wellness-Drinks in 0,75-Liter-Kartons der Firma Elopak 
aus den Regalen zugesagt und sie später mit neuem 
Mindesthaltbarkeitsdatum wieder eingestellt. In dieser Woche wurde 
die Druckchemikalie jedoch erneut, diesmal in einer Konzentration von
322 µg/kg, in einem frisch erworbenen Getränk dieser Marke 
festgestellt.
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch nannte die Erklärung der 
Risikobehörde eine "Ohrfeige für Horst Seehofer". Spätestens "wenn 
die eigenen Fachleute in dieser Weise Alarm schlagen, müssen bei 
jedem Minister die Alarmglocken klingen. Aber Seehofer befindet sich 
offenbar immer noch politischen Aschermittwoch."
Die Verantwortung für die gesundheitliche Unbedenklichkeit ihrer 
Produkte liegt nach Auffassung des BfR bei den Herstellern. Folglich 
müssten "sie alle Anstrengungen unternehmen, um den Übergang solcher 
Stoffe in Lebensmittel zu vermeiden und die für die gesundheitliche 
Bewertung der erforderlichen Daten zu erarbeiten".  Das ist jedoch 
derzeit nicht im Mindesten der Fall. ITX-Rückstände von mehr als 50 
Mikrogramm pro Kilogramm seien von den bisher durchgeführten Tests 
auf Genotoxizität nicht abgedeckt. Aus einem Protokoll einer 
außerordentlichen Sitzung der Kunststoffkommission des BfR geht zudem
hervor, dass ITX in Konzentrationen von bis zu 600 Mikrogramm pro 
Liter nachgewiesen wurde. Außerdem heißt es lapidar: "Zu ITX wird die
Druckfarbenindustrie keine weiteren toxikologischen Untersuchungen 
durchführen". In einem Schreiben des Seehofer-Ministeriums vom 
Mittwoch dieser Woche an die DUH wird dagegen das exakte Gegenteil 
behauptet: Die  Druckfarbenindustrie habe zugesagt, weitere Daten zur
toxikologischen Bewertung zu erheben.
In seiner Erklärung räumt das BfR ein, dass das aktuelle 
diskutierte ITX-Problem eine noch weit größere Datenlücke überdecke: 
über 1000 verschiedene Substanzen würden für die Bedruckung von 
Lebensmittelverpackungen eingesetzt. Ob und in welchen 
Konzentrationen diese Stoffe in die Lebensmittel übergehen, sei 
ebenso wenig bekannt wie ihre Giftigkeit, da weder auf nationaler 
noch auf EU-Ebene entsprechende Prüfregelungen bestehen. Mit der 
Ermittlung entsprechender Daten wolle sich die Industrie zudem nach 
eigenen Angaben bis 2010 bzw. 2015 Zeit lassen. Derartige Fristen 
nennen BfR und Kunststoffkommission in ihrer Erklärung 
"unakzeptabel", weil so eine "gesundheitliche Bewertung lange Zeit 
nicht möglich" sei.
"Die Verzögerungstaktik der Industrie ist unerträglich", erregt 
sich Resch. "Aktuell sollen die Verbraucher die ITX-haltigen 
Restbestände austrinken, ohne zu wissen, ob und wie sie ihre 
Gesundheit beeinträchtigen. In fünf bis zehn Jahren erfahren sie 
dann, welchen Chemie-Cocktail man ihnen in der Zwischenzeit außerdem 
zugemutet hat. Und das alles findet Herr Seehofer offenbar ganz in 
Ordnung."
Resch rief die BfR-Wissenschaftler auf, es nicht bei einer 
mahnenden, aber letztlich folgenlosen Erklärung in Richtung Industrie
zu belassen: "Sie müssen Minister Seehofer jeden Tag an seine 
Kernaufgabe erinnern, Verbraucher und Verbraucherinnen zu schützen".
Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH),
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, (www.duh.de), Tel.: 030/258986-0, 
mobil 0171/3649170, Email:  resch@duh.de
Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Verbraucherschutz und Recht, Deutsche 
Umwelthilfe e.V. (DUH), Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 
030/258986-18, mobil: 0160/5337376, Email:  ziehm@duh.de
Eva Leonhardt, Projektleiterin Kreislaufwirtschaft, Hackescher Markt 
4, 10178 Berlin, Tel.: 030/258986-12, Fax.: 030/258986-19, mobil: 
0151/16716545, Email:  leonhardt@duh.de

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