Deutsche Umwelthilfe fordert angesichts rasant steigender Erdölpreise "radikalen Kurswechsel der Politik" gegenüber den Automobilkonzernen
Berlin (ots)
Benzinpreissteigerung wird anhalten - deutsche Pkw haben überdurchschnittlichen Spritverbrauch - DaimlerChrysler liegt im Spritverbrauch 70 Prozent über EU-Vorgabe für 2008
Berlin, den 13.4.2006: Die Klage von Bundesverkehrsminister Tiefensee über zu hohe Spritpreise soll nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) vom Scheitern der langjährigen Konsenspolitik gegenüber den deutschen Automobilkonzernen ablenken. Nach einer Analyse der DUH ist der Spritverbrauch gerade der deutschen Pkw überdurchschnittlich hoch.
"Mehr noch als die Ölmultis zocken die Automobilhersteller die Verbraucher ab. Gerade die Neuwagen des Modelljahres 2006 deutscher Hersteller liegen in ihrem Spritverbrauch weit über dem europäischen Durchschnitt. Der Verbraucher hat das Nachsehen, in dem er über Jahre hinweg für diese Fehlentwicklungen des Automobilbaus beim Tanken tief in die Tasche greifen muss", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
So liegen die EU-Normverbräuchen der aktuellen Pkw-Modelle 2006 beim Hersteller Volkswagen bei 202 g CO2/km, BMW erreicht 219 g CO2/km und DaimlerChrysler gar 237 g CO2/km. Der ab 2008 europaweit verbindliche Flottenwert von 140 gCO2/km wird somit um 45 bis fast 70 Prozent überschritten. In Reichweite dieses verbindlichen Ziels liegt allein der japanische Hersteller Daihatsu mit 147 gCO2/km. Mittlere Werte erreichen der französische PSA-Konzern (Peugeot/Citroen), Suzuki und Renault /Nissan (170 bis 179 g CO2/km).
"Es ist seit Jahren bekannt, dass die großen Mineralölunternehmen Preissteigerungen nutzen, um sich zusätzlich zu bereichern. Dies folgt allerdings einem unausweichlichen Trend steigender Energiepreise. Anstatt sich nun aber allein über steigende Spritpreise effekthascherisch zu erregen, erwartet die DUH von der Bundesregierung klare Vorgaben für die Automobilindustrie. Die Verbraucher brauchen bezahlbare und für die Umwelt erträgliche Autos.
Anstatt Entwickler von spritsparenden Technologien zu beschäftigen, unterhalten deutsche Autobauer repräsentative Politikberatungsabteilungen, gerne mit ehemaligen Landeswirtschaftsministern als Cheflobbyisten an deren Spitze. Diesen personell und finanziell gut ausgestatteten Abteilungen gelingt es seit Jahren, Entschließungsanträge im Deutschen Bundestag und andere umwelt- und verbraucherfreundliche Vorschriften für die Einführung von Abgasreinigungsanlagen (Russfilter/NOx-Kats) sowie spritsparenderen Fahrzeugen zu verhindern", so Resch.
Nachdem DaimlerChrysler auf der Automobilmesse Anfang April in Leipzig erstmals öffentlich zugegeben hat, dass die Automobilindustrie ihre verbindliche Zusage eines EU-Flottenverbrauchs von 140 g CO2/km nicht einhalten wird, muss nun die Politik zum Ordnungsrecht zurückkehren und verbindliche Maximalverbräuche für Neuwagen vorschreiben, so die Forderung der DUH.
Für Rückfragen: Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel. mobil: 0171 3649170, Tel. 07732/9995-0, Fax. 07732/9995-77, resch@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030/ 25 89 86-15, mobil 0171/ 56 60 577, E-Mail: rosenkranz@duh.de
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell