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Der Tagesspiegel: Bütikofer: Soziale Marktwirtschaft ist keine "nostalgische Veranstaltung"

Berlin (ots)

Berlin - Die Umfrage des Instituts für Demoskopie
Allensbach, wonach  nur noch 31 Prozent der Befragten "eine gute 
Meinung" von der sozialen Marktwirtschaft haben, hat bei den Parteien
unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Der wirtschaftspolitische 
Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Wend, sagte dem "Tagesspiegel am 
Sonntag", die aus der Umfrage hervorgehende negative Haltung der 
Bevölkerung zur sozialen Marktwirtschaft sei zwar von der Tendenz her
nicht überraschend, wohl aber von der Größenordnung. "Es ist eher so,
dass sich im Vergleich zu der Zeit von vor drei Jahren die objektiven
Daten verbessert haben", sagte Wend und berief sich dabei auf die 
Einkommensentwicklung und die niedrigere Arbeitslosenquote. 
Allerdings hätten viele Menschen derzeit "nicht ganz zu Unrecht den 
Eindruck, dass die Ökonomisierung so weit gegangen ist, dass eher die
Menschen im Dienst der Wirtschaft stehen statt umgekehrt", sagte er 
weiter. Dabei habe die soziale Marktwirtschaft von ihrem eigentlichen
Grundanliegen  her den Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Wend 
sagte, dass auch Wirtschaftsaffären und der Streit um Managergehälter
zu dem Eindruck geführt hätten, "dass in unserer Gesellschaft etwas 
aus den Fugen geraten ist". Der Grünen-Parteivorsitzende Reinhard 
Bütikofer sagte, die Tradition der sozialen Marktwirtschaft sei in 
den letzten fünf Jahren von zwei Seiten "massiv delegitimiert" 
worden. Einerseits hätten die Verfechter "neoliberaler Konzepte" 
versucht, die soziale Marktwirtschaft als "nostalgische 
Veranstaltung" zu denunzieren. Bütikofer warf Bundeskanzlerin Angela 
Merkel (CDU) vor, mit dem Leipziger CDU-Parteitag im Jahr 2003 "zum 
Sturm auf die sozialpolitische Tradition geblasen" zu haben. 
Gleichzeitig kritisierte er die Linkspartei und die SPD-Linke. Mit 
ihrer Tabuisierung von Veränderungen innerhalb der Sozialsysteme 
hätten sie die Tradition der sozialen Marktwirtschaft ebenfalls 
"angeknackst", sagte Bütikofer. Der FDP-Spitzenkandidat für die 
Landtagswahl in Bayern, Martin Zeil, kritisierte, dass die 
Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft 
vermissen lasse. "Die Regierungspolitik, so wie sie Bürger erleben, 
ist völlig widersprüchlich", sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete. Es 
werde zwar "über alle möglichen Entlastungen" - etwa bei der 
Pendlerpauschale - geredet, "aber praktisch bewegt sich nichts", 
sagte Zeil. Der Vertrauensverlust habe auch damit zu tun, "dass die 
ethischen Maßstäbe in Einzelfällen innerhalb der Wirtschaft zu wenig 
gelebt werden", sagte der FDP-Politiker mit Blick auf die 
Spitzel-Affäre bei der Telekom und die Ermittlungen gegen den 
früheren Post-Chef Klaus Zumwinkel.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Tel. 030/260009-389

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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