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Der Tagesspiegel: Berlin ist gut zum Kinderkriegen In Deutschland Spitze: Mit 32 000 Babys lag die Hauptstadt 2008 im bundesweiten Vergleich ganz vorne

Berlin (ots)

In Berlin wurden im letzten Jahr 31 936 Babys
geboren. Das ist ein neuer Rekord. Nur im Vereinigungsjahr 1990 kamen
in der zusammenwachsenden Stadt mehr Kinder auf die Welt. 
Anschließend brach die Zahl der Geburten im Ostteil Berlins 
dramatisch ein, und erst Mitte der neunziger Jahre trauten sich die 
jungen Großstädter wieder, mehr Kinder zu kriegen. Im bisherigen 
Rekordjahr 2007 wurde zum ersten Mal seit der Wende ein 
Geburtenüberschuss erzielt. Die Statistiker sprachen von einer 
"kleinen Sensation", die sich ein Jahr später wiederholte. Auch 2008 
wurden mehr Kinder geboren, als Menschen gestorben sind.
Die Prognosen für Berlin werden mit dem Babyboom, der sich 
überraschend fortsetzt, relativiert. Die Senatsverwaltung für 
Stadtentwicklung rechnete für 2008 nur mit rund 31 000 lebend 
Geborenen. Nun sind es fast tausend mehr, wie das Amt für Statistik 
Berlin-Brandenburg am Montag bestätigte. "Das war so nicht 
voraussehbar", zeigte sich die Demografie-Expertin der 
Stadtentwicklungsbehörde, Toska Wiener, überrascht. Damit setzt sich 
die Hauptstadt im bundesweiten Vergleich an die Spitze - gemeinsam 
mit Mecklenburg-Vorpommern. In beiden Ländern stiegen die 
Geburtenzahlen 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent. Es 
folgen Sachsen-Anhalt (1,8 Prozent), Sachsen (1,6 Prozent), 
Brandenburg (1,2 Prozent) und Hamburg (0,1 Prozent). In den übrigen 
Ländern ging die Zahl der Geburten zurück.
Zudem war Berlin auch 2008 das einzige Bundesland mit einem 
Geburtenüberschuss. Die neuen Zahlen des Bundesamts für Statistik 
bestätigen offenbar einen längerfristigen Trend: In den alten 
Flächenländern sinken die Geburtenzahlen seit gut einem Jahrzehnt, 
selbst im wohlhabenden Süden der Republik. Die neuen Flächenländer 
holen nach dem Geburtenknick Anfang der neunziger Jahre dagegen auf. 
Der Stadtstaat Hamburg kann mit der Entwicklung im Osten einigermaßen
mithalten, aber der erste Preis für viele Babys steht Berlin zu.
Jetzt zeigt sich auch, dass wohl jene Experten recht hatten, die den 
bundesweiten Geburtenanstieg 2007, mitverursacht durch das 
Elterngeld, für ein Strohfeuer hielten. In Deutschland sank die 
Geburtenzahl im vergangenen Jahr wieder um 2338 Kinder. Warum sich 
die Hauptstadt dieser Tendenz beharrlich entgegenstemmt, ist nicht 
vollständig erforscht. Offen ist auch, ob die zurückhaltende 
Bevölkerungsprognose des Senats Bestand haben wird. Eigentlich soll 
die Zahl der Geburten in Berlin bis 2030 auf knapp 28 000 sinken und 
die Einwohnerzahl ab 2015 bei etwa 3,47 Millionen Menschen 
stagnieren.
Momentan sieht es aber so aus, als ob sich die Realität den 
statistischen Zahlenreihen wenigstens teilweise widersetzt. Erst im 
Februar 2009 hatte die Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- 
Reyer (SPD) dem Abgeordnetenhaus eine neue Bevölkerungsprognose 
vorgelegt. Mit den Varianten "Schrumpfung", "Basis" und "Wachstum". 
Mehr Babys als geplant, aber auch mehr Zuwanderer aus Deutschland und
der Welt lassen es möglich erscheinen, dass das optimistische 
Wachstumsszenario eintreten könnte. Ende 2008 hatte Berlin immerhin 
schon 3,43 Millionen Einwohner, seit vier Jahren wächst die Stadt 
wieder. Damit sich dies fortsetzt, so die Planer, muss Berlin ein 
"sehr attraktiver" Standort für Unternehmensansiedlungen werden, die 
Ost- Erweiterung der EU muss sich ökonomisch bemerkbar machen, die 
"restlichen Regierungsfunktionen" aus Bonn sollten in die Hauptstadt 
umsiedeln und einkommensstarke Bevölkerungsgruppen nach Berlin 
ziehen.
Letzteres ist belegt durch die aktuelle Situation in den 
City-Bezirken. Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow lagen auch 
2008 bei den Geburtenzahlen weit vorn. Ein Babyboom, der wohl eher 
ein Mütterboom ist. Junge Paare, die es sich leisten können oder 
wollen, die "mobile Gruppe" der 18- bis 35-Jährigen, kommen nach 
Berlin und lassen sich vorzugsweise in den attraktiven, lebensfrohen 
Szene-Kiezen nieder - und ziehen dort ihre Kinder auf. Seit der 
Wende, das belegen Wanderungs- und Einwohnerzahlen des Senats, wurde 
die Bevölkerung in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg fast komplett 
ausgetauscht, in Pankow immerhin zwei Drittel. Noch im Frühjahr 
argwöhnten die behördlichen Statistiker, dass die erfreulichen 
Rekordzuwächse bei den Geburten in Berlin seit 2007 durch die Folgen 
der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise gehörig gebremst werden 
könnten. Dafür gibt es bislang jedoch keine Anzeichen.
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Kneist
Der Tagesspiegel
Berlin-Redaktion
Telefon: 030/26009-254
Telefax: 030/26009-415

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de

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