Der Tagesspiegel: Ärztekammer: Chronisch Kranke zur Schweinegrippe-Impfung nicht in Gesundheitsämter schicken
Berlin (ots)
Berlin - Die Bundesärztekammer hat davor gewarnt, die geplante Massenimpfung gegen die Schweinegrippe allein den Behörden zu überlassen. "Wir tun uns und den Betroffenen keinen Gefallen, wenn wir lange Schlangen vor den Gesundheitsämtern produzieren", sagte Vizepräsident Frank-Ulrich Montgomery dem Berliner "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). Außerdem sei stark zu bezweifeln, dass sich etwa chronisch Kranke, die man mit dem Impfangebot ja bevorzugt erreichen müsse, ihre Spritze in einer Amtsstube abholten. "Wir brauchen die Option, dass diese Menschen dort geimpft werden, wo sie sowieso hingehen: bei ihrem behandelnden Arzt." Die 140 000 niedergelassenen Mediziner müssten bei der Impfung mit ins Boot, forderte Montgomery, "wir müssen zweigleisig fahren".
Probleme könne es auch mit dem Tempo der Impfstoff-Lieferungen geben, sagte Montgomery. Bislang sei zu erwarten, dass das Serum nur in 1,5 bis zwei Millionen Dosen pro Woche lieferbar sei. Zwar seien die Deutschen kein "impffreudiges Volk" und mit der gewöhnlichen Grippeimpfung erreiche erfahrungsgemäß nur die Hälfte derer, die man erreichen wolle. Anbieten müsse man die Impfung dennoch jedem Bürger. Angesichts der logistischen Probleme sei es "ein Riesenglück, dass sich die Schweinegrippe als längst nicht so mörderisch erwiesen hat wie befürchtet", sagte der Ärztekammer-Vize. Die Massenimpfung sei nun ein "idealer Testfall": Alle Beteiligten könnten "üben, wie man eine solche Herausforderung am besten auf die Reihe bekommt."
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