Pressestimmen: Über die deutsche Positionssuche in der Frage des Nachkriegsirak
Berlin (ots)
Mit dem Fall Bagdads hat die Nachkriegsordnung begonnen. Und damit der Moment der Entscheidung auch für die Bundesregierung. Will man die USA weiter blockieren oder nutzt Rot-Grün das absehbare Ende des Krieges für eine Neuausrichtung ihrer Irak- und Nahostpolitik? Man hat das Gefühl, Berlin verharrt in Schreckstarre. Für den Nahen Osten galt immer die Stabilitäts-Doktrin: Bloß nicht an den Diktaturen rühren, sonst wird alles noch schlimmer. Jetzt gerät mit dem Irak die ganze Region in Bewegung. Und weder Deutschland noch Europa haben ein Konzept, wie sie diesen Prozess beeinflussen wollen. Weder, wie man die Kombination aus Diktaturen, Massenvernichtungswaffen und Terrorismus entschärft. Noch, wie man all den wütenden jungen Männern in der Region eine Perspektive eröffnet, die stärker wirkt als die einfachen Parolen der Terror- Prediger. Der Nahe Osten wird nicht mehr sein, was er war. Vor dieser schlichten Einsicht kann Europa die Augen verschließen - oder an der Zukunft mitbauen. Amerikanische Hemdsärmeligkeit und europäische Sensibilität könnten hier eine kreative Allianz eingehen. Dazu müssten wir nur wissen, wie wir uns einen besseren Orient eigentlich vorstellen.
Clemens Wergin Redakteur Meinung
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