Der Tagesspiegel: Lech Waesa: Europas Öffnung ist das Werk des Papstes
Berlin (ots)
Berlin. Friedensnobelpreisträger Lech Walesa hat die EU-Erweiterung als Werk des polnischen Papstes Johannes Paul II, bezeichnet. "50 Prozent der Leistung gebühren dem Papst, auf mich kommen 30 Prozent, der Rest gehört Kohl und Reagan", sagte der Arbeiterführer im Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag". Walesa hatte mit der Gründung der Solidarnosc, der ersten freien Gewerkschaft im Ostblock, das kommunistische Regime im Frühjahr 1989 zur Machtaufgabe gezwungen. Michail Gorbatschow habe dagegen keine wichtige Rolle gespielt. "Er wollte bloß seine Macht retten." - "Der Heilige Vater sprach die Worte, Walesa verwandelte sie in Taten."
Walesa fordert von der EU, ein Solidarnosc-Museum auf der Danziger Werft zu bauen, dort habe alles angefangen. "Die Solidarnosc hat die größten Hindernisse für die Wiedervereinigung Europas beseitigt. Wir haben dem russischen Bären die Zähne eingeschlagen. Der Mauerfall in Berlin und die samtene Revolution in Prag kamen später" und wären ohne die polnische Vorarbeit "nicht möglich gewesen".
Scharf greift der Friedensnobelpreisträger im "Tagesspiegel am Sonntag" die Aktivisten von Attac und anderen Globalisierungsgegner an. "Das ist Spinnerei. In den Zeiten der Blockstrukturen hatte es Sinn, auf der Straße zu demonstrieren und auch mal Steine zuwerfen. Heute ist das eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand."
Walesas letzter Wunsch: "Ich will nicht in die Hölle kommen. Da müsste ich Hitler und Stalin treffen. Das wäre furchtbar." Er tue alles, um das zu vermeiden. Er nehme ich zum Beispiel immer Zeit, den Computer seiner Sekretärin zu reparieren, wenn es Probleme gebe.
Seine Kinder machten ihm auch Vorwürfe, dass er Polen vom Kommunismus befreit habe. Sie sagten ihm: "Mit dir hat das doch alles angefangen. Sie vermissen die Stabilität." Walesa räumte eine, dass seine Kinder es "nicht leicht gehabt" haben, insbesondere, als er im Gefägnis saß und während seiner Amtszeit als Staatspräsident 1990 bis 95. "Sie sind nicht so stark wie ich. Es gab Probleme mit Alokohol, mit Autounfällen, kleine Skandale. Das waren schwere Zeiten für meine Kinder, vor allem für die Jungs."
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