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Der Tagesspiegel: Widerstand bei SPD und Grünen gegen Abschaffung des Tags der Deutschen Einheit als arbeitsfreien Feiertag

Berlin (ots)

Die geplante Abschaffung des Tags der Deutschen
Einheit als arbeitsfreien Feiertag stößt bei SPD und Grünen auf
Skepsis und Widerstand. Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide
Simonis (SPD) plädierte dafür, den 3. Oktober als Feiertag
beizubehalten. "Ein Nationalfeiertag ist für mich auch Ausdruck des
Geschichtsbewusstseins einer Nation. Und das würde ich nicht so
einfach gegen die schwierige Kassenlage aufwiegen", sagte Simonis dem
in Berlin erscheinenden Tagesspiegel (Freitagsausgabe). In der
Abschaffung des 3. Oktober als Nationalfeiertages sehe sie keine
wesentliche Verbesserung der strukturellen Probleme Deutschlands.
"Der Geldbetrag, der dadurch angeblich im Bundeshaushalt eingespart
wird, ist bestimmt auch an anderer Stelle zu erwirtschaften."
Grünen-Fraktionschefin Krista Sager sagte der Zeitung: "Man kann die
Frage, ob Deutschland seinen einzigen nationalen Feiertag als
Feiertag abschafft, nicht nur fiskalisch betrachten." Die Grünen-
Politikerin meldete zudem Zweifel an, ob der Schritt tatsächlich zur
Entlastung des Haushalts beitrage. "Schon der erhoffte Effekt für das
Wirtschaftswachstum ist eine Rechengröße", sagte sie: "Wer daraus auf
reale Entlastungen im Haushalt schließt, betreibt eher symbolische
Politik." Die SPD-Bundestagsabgeordneten und Mitbegründer der
Ost-SPD, Stephan Hilsberg und Markus Meckel, lehnten die Maßnhame ab.
„So können wir nicht mit unserer Tradition und Geschichte umgehen",
sagte Meckel dem Tagesspiegel. „Sparmaßnahmen und der Umgang mit der
Geschichte müssen sauber getrennt bleiben", verlangte der letzte DDR-
Außenminister. Hilsberg sprach von einer „Schnapsidee". Das Vorhaben
belege den alten Verdacht, dass westdeutsche Sozialdemokraten und
Grüne mit der Einheit „im Grunde nicht viel am Hut hatten und haben",
sagte Hilsberg dem Tagesspiegel. „Der Gedanke offenbart einen
erschreckenden Mangel an Stolz auf die eigenen Nation." Deutschland
könne auf den nationalen Feiertag am 3. Oktober nicht verzichten.
„Das Land braucht einen Tag, an dem es sich bewusst wird, dass es
seine demokratische Verfasstheit nicht zuletzt der friedlichen
Revolution in der DDR verdankt." Der wirtschaftspolitische Sprecher
der Grünen und frühere DDR- Bürgerrechtler Werner Schulz nannte den
Plan der Regierung „grotesk" und kündigte Widerstand an: „Meine
Stimme wird man dafür in keinem Fall bekommen. Ich glaube auch nicht,
dass die Regierung sich damit in den Koalitionsfraktionen und in der
Bevölkerung durchsetzen kann." Unterstützung erhielt die Regierung
dagegen von Klaas Hübner, dem Sprecher des rechten Flügels in der
SPD-Bundestagsfraktion. „Ich finde das einen vernünftigen Vorschlag,
um mehr Wirtschaftswachstum zu initieren." Er räumte jedoch ein: „Die
Fraktion ist in der Frage gespalten." Auch Hilsberg sagte eine
„heftige Diskussion in der Faktion voraus."
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Parlamentsredaktion des
Tagesspiegel:
Tel. (030) 726262600
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

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Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
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