Der Tagesspiegel: "Der Tagesspiegel" in Berlin meint zum Parteitag der CSU:
Berlin (ots)
Wenn den CSU-Parteitag etwas prägte, dann eine für diese Partei ganz ungewohnte Ratlosigkeit. Auch in München geht der Verdacht um, dass es nicht reicht, konservative Werte zu betonen, wenn die Gesellschaft sich im Übergang in eine neue, unbequeme, von ökonomischen Gesetzen stärker als je bestimmte Zeit befindet. Die Union, erst recht die CSU, hat lange Zeit geglaubt, dass sich diese Frage für sie nicht stellt. Sozial san mer sowieso, steht doch in unserem Namen! Aber diese Variante sozialer Gesinnung war eng mit dem alten Sozialstaat verknüpft. Dessen Hauptproblem war die Frage, wie man den Wohlstand für alle am besten verteilt. Seit der Wohlstand nicht mehr wächst, sondern zu schrumpfen droht, stellt sich die Frage anders: Wem können wir am ehesten etwas vom Kuchen wegnehmen, wo müssen wir andererseits Mittel hinlenken? Mit den alten Formeln, gerecht" und sozial" müsse es zugehen, kommt man nicht mehr weit, weil diese Worte für die meisten Menschen heißen tut mir nicht weh". Es tut aber weh. Die CSU erlebt in Bayern, wie sehr schon ein bisher eher mäßig hartes Sparprogramm ihre Leute verstört. Es fehlt nicht nur am Begriff, es braucht vor allem auch Personen, die Reformen erklären können und dabei glaubhaft machen, dass sie die Rücksicht auf die kleinen Leute nicht nur im Munde führen. Horst Seehofer ist immer so ein Wärmespender gewesen. Doch Seehofer steht für den Sozialstaat alten Typs. Dass die CSU-Spitze an einem wie Seehofer um fast jeden Preis festhält, zeigt den Mangel an personellen Alternativen.
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