Der Tagesspiegel: Experten warnen: Kapitalismus-Debatte schadet dem Standort Deutschland
Berlin (ots)
Verbände und Ökonomen verfolgen die anhaltende Kapitalismus-Debatte in Deutschland mit wachsender Sorge. "Internationale Investoren, auf die wir dringend angewiesen sind, werden gezielt und kollektiv ausgeladen", sagte Bernhard Rohleder, Geschäftsführer des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und Medien (Bitkom), dem "Tagesspiegel am Sonntag". Die aktuelle Diskussion sei gerade für die IT-Branche "katastrophal". "Es ist für den innovativen deutschen Mittelstand ausgesprochen schwierig, sich in Deutschland Kapital zu besorgen", sagte Rohleder. Nehme die Heuschrecken-Polemik noch an Schärfe zu, stünden viele Jobs auf dem Spiel. "Schon jetzt hat der Standort Schaden genommen." Auch Ulrich Pfeiffer, Sprecher des Managerkreises der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, kritisierte die von Franz Müntefrring entfachte Heuschrecken-Debatte: Arbeitgeber und Arbeitnehmer sitzen in Deutschland in einem Boot, und müssen zusammen voran kommen, sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Diese Solidarität dürfe mit der Heuschrecken-Debatte nicht aufs Spiel gesetzt werden. Patrick Adenauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer (ASU) fürchtet, "dass die Investitionen gerade in den kleinen und mittleren Firmen zurückgehen werden", wenn die Debatte in die falsche Richtung laufe. Sie drohe sich zu einer "generellen Kritik an der Marktwirtschaft aszuweiten", sagte Adenauer dem "Tagesspiegel am Sonntag". "So weit darf es nicht kommen." "Diese Art von Kritik, die die Komplexität des Themas aus den Augen verliert, kippt das Kind mit dem Bade aus", sagte Herbert Hax, ehemaliger Wirtschaftsweiser und heute Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Wirtschaftsministeriums, dem "Tagesspiegel". "Das kommt bei Ausländern, die Deutschland als Investitionsstandort in Betracht ziehen, gar nicht gut an." Die Investoren fürchteten, dass die von SPD-Chef Franz Müntefering angestoßene Debatte Konsequenzen in der Steuerpolitik oder Gesetzgebung haben könnte, so Hax.
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