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Der Tagesspiegel: Horst Seehofer für einen "dritten Weg" in der Gesundheitspolitik

Berlin (ots)

Der CSU-Sozialexperte Horst Seehofer hat sich dafür
ausgesprochen, in einer großen Koalition einen "dritten Weg" in der 
Gesundheitspolitik zu gehen. "Wir müssen die überholten Strukturen im
Gesundheitswesen den modernen Gegebenheiten anpassen. Das ist der 
dritte Weg neben Bürgerversicherung und Gesundheitsprämie", sagte 
Seehofer im Interview mit dem Tagesspiegel am Sonntag. "Seit fast 
einem Vierteljahrhundert diskutieren wir über diese Reformen, aber 
keine politische Konstellation hat sie je realisiert. Ich wollte das 
1992 als Gesundheitsminister umsetzen, Ulla Schmidt bei der  
Gesundheitsreform 2004. Das ist insbesondere an den Widerständen der 
Verbände gescheitert", sagte Seehofer. Der stellvertretende CSU-Chef,
der an den Koalitionsverhandlungen mit der SPD teilnehmen wird, 
sprach sich auch für eine Reform der Einnahmen der gesetzlichen 
Krankenversicherung aus. "Ich habe immer Sympathien dafür gehabt, 
versicherungsfremde Leistungen wie die beitragsfreie 
Kindermitversicherung über Steuern zu finanzieren. Ich habe außerdem 
immer dafür gestritten, die Arbeitgeberbeiträge zu begrenzen. Wenn 
wir an der Einnahmesituation der Krankenversicherung nichts ändern, 
sitzen wir alle Vierteljahre im Koalitionsausschuss, um die neuen 
Defizite zu diskutieren", sagte Seehofer. Er sei "für Reformen mit 
Augenmaß".
Der CSU-Vize sieht in Zukunft die Mehrheitsfähigkeit der Union nur
dann gesichert, wenn sie als Volkspartei die Pole Soziales und 
Wirtschaft verkörpert. "Mehrheitsfähig ist man in Deutschland nur, 
wenn man die zwei Pole einer Volkspartei glaubwürdig inhaltlich und 
personell vertritt - Wirtschaft und Soziales", sagte er. "Durch eine 
ausgewogene Programmatik können wir als Volkspartei wieder die 
breiten soziologischen Schichten der Bevölkerung erschließen. Die 
Union muss wieder Politikinhalte und Personen präsentieren, mit denen
wir mehr als 40 Prozent der Wähler ansprechen", forderte Seehofer. Er
stellte klar: "Mit Personen meine ich übrigens nicht die künftige 
Kanzlerin, sondern das Fachpersonal".
Seehofer begrüßte die zwischen Union und SPD geplante 
Ressortaufteilung in einer großen Koalition. "Wenn man eine große 
Koalition will, muss man die Macht teilen. Das heißt, man verliert 
die Hälfte der Ministerien", sagte er. Der CSU-Vize widersprach 
Befürchtungen, durch die Verteilung der Ministerien werde das soziale
Profil der Union auf der Strecke bleiben. "Voraussetzung für 
Sozialkompetenz ist nicht, dass man auch die Sozialministerien 
führt." Er forderte die Union zugleich auf, die Balance zwischen 
Wirtschaft und Sozialem intern herzustellen. "Es wäre nicht gut, wenn
die SPD die soziale Kraft der großen Koalition ist und die Union die 
Wirtschaftskraft. Wir sollten darauf achten, dass die Union diese 
Balance intern herstellt. Wir müssen ja an den Tag in vier Jahren 
denken, an dem die Große Koalition zu Ende ist und wir wieder in den 
vollen politischen Wettbewerb mit der SPD treten", sagte er weiter. 
Seehofer sagte, er traue einer Bundeskanzlerin Angela Merkel "ohne 
Wenn und Aber" zu, diese Balance hinzubekommen. "Wer ihr das nicht 
zutraut, hat sie schon wieder unterschätzt", sagte er.
Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die 
Politikredaktion des Tagesspiegels am Sonntag, Telefon: 
030/26009-389.

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de

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