Der Tagesspiegel: G8-Gipfel: Energiekonzerne fordern neue Debatte über Atomkraft - SPD lehnt ab
Berlin (ots)
Aus Anlass des G-8-Gipfels in St. Petersburg, der am morgigen Montag zu Ende geht, haben die großen Energiekonzerne und Verbände von der deutschen Politik eine neue Debatte über Atomenergie gefordert. "Noch fußt die Stromversorgung Deutschlands auf einem breiten Energiemix aus Kohle und Kernenergie", sagte Alfred Richmann, Geschäftsführer des Verbandes der industriellen Energiekunden (VIK), dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Diesen darf die Politik nicht zugunsten einer weiter wachsenden Abhängigkeit vom Gas aufgeben. Kein anderes Land Europas riskiert diesen Weg." Er hoffe daher auf ein Umdenken beim Atomausstieg, sagt Richmann. "Der G-8-Gipfel könnte den deutschen Politikern die Augen öffnen."
Der Energielobbyist kann sich auf die Rückendeckung der Konzernchefs verlassen. "Der Kampf um die Rohstoffe wird sich verschärfen", bekräftigte Klaus Rauscher, Vorstandschef von Vattenfall. Im Interesse auch nationaler Energiesicherheit müssten daher vernünftige Lösungen gefunden werden. "Ich hoffe, dass der Gipfel in St. Petersburg auch die jeweiligen nationalen Interessen offen und pragmatisch diskutieren werden", sagte er dem Tagesspiegel am Sonntag. Auch Shell-Deutschland-Chef Kurt Döhmel erwartet "einen offenen Dialog der Staatschefs darüber, wie die Energieversorgung langfristig sichergestellt und zugleich der Klimaschutz vorangebracht werden kann".
Die SPD lehnt dagegen eine neue Diskussion über den Atomausstieg ab. "Das kommt nicht in Frage", sagte Hermann Scheer, Energieexperte der SPD-Fraktion im Bundestag. Dem "Tagesspiegel am Sonntag". Es gebe keinen Grund für eine erneue Debatte, auch nicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Allerdings sei absehbar, dass alle, die in Deutschland den Wiedereinstieg befürworteten, sich auf den G-8-Gipfel berufen würden, sagt der SPD-Politiker.
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