Alle Storys
Folgen
Keine Story von Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV) mehr verpassen.

Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Mauretanien: Todesstrafe soll zur Regel werden

Nach Massenprotesten soll Religionsfreiheit eingeschränkt werden - Mauretanien will Todesstrafe für Apostasie und Blasphemie zur Regel machen

Göttingen, den 20. November 2017 --- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die verpflichtende Einführung der Todesstrafe für Blasphemie und Apostasie in Mauretanien scharf kritisiert. "Statt die Demokratisierung voranzutreiben, dreht Mauretanien die Uhren zurück und schränkt Meinungs- und Religionsfreiheit weiter ein. Mit der Verschärfung des Blasphemie-Paragraphen wird Willkür und Missbrauch Tür und Tor geöffnet", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Die Erfahrungen in vielen muslimischen Staaten haben gezeigt, dass Blasphemie-Vorschriften zum Beispiel bei Nachbarschaftsstreitigkeiten und in anderen zwischenmenschlichen Konflikten regelmäßig missbraucht werden."

Die mauretanische Regierung hat Ende vergangener Woche eine Gesetzesreform verabschiedet, der zufolge zukünftig Blasphemie oder Apostasie mit der Todesstrafe geahndet werden sollen, selbst wenn sich der Angeklagte für sein Handeln entschuldigt. Bislang sieht Artikel 306 des Strafgesetzbuches die Todesstrafe nur vor, wenn der Beschuldigte sich weigert, Reue zu zeigen. Die Gesetzesreform muss vom Parlament noch bestätigt werde. Doch dies gilt als Formsache. Die Todesstrafe wurde in Mauretanien zuletzt im Jahr 1987 vollstreckt.

Die Gesetzesverschärfung ist auf Massenproteste zurückzuführen, die in den vergangenen zehn Tagen das Land erschütterten. Ein Berufungsgericht in Nouadhibou hatte am 9. November 2017 ein wegen Apostasie verhängtes Todesurteil gegen den Blogger Mohamed Ould Mkheitir aufgehoben und ihn zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Da der Blogger vier Jahre in Untersuchungshaft gesessen und er seine Strafe nach Auffassung des Gerichts verbüßt hatte, wurde seine Freilassung angeordnet. Aus Protest gegen dieses Vorgehen der Justiz gingen strenggläubige Muslime in vielen Städten Mauretaniens auf die Straße und verlangten die Vollstreckung des Todesurteils.

Die GfbV hat sich lange Zeit für die Freilassung des inhaftierten Bloggers eingesetzt, da er nur sein Recht auf freie Meinungsäußerung genutzt hat. In einem Blogbeitrag hatte er die soziale Ausgrenzung der Kaste der Schmiede und den Missbrauch der Religion bei der Diskriminierung von ethnischen und sozialen Minderheiten kritisiert. "Das Gerichtsurteil hat einen schalen Beigeschmack, da der Blogger sich zwar entschuldigt und seine Strafe auch verbüßt hat, aber in seinem Land trotzdem um sein Leben fürchten muss", sagte Delius. "Denn für diejenigen, die wegen Apostasie oder Blasphemie verurteilt wurden, gibt es keinen wirksamen Schutz in muslimischen Staaten."

Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Pressereferat
Postfach 2024, 37010 Göttingen
Tel. 0551 499 06-25, Fax 0551 58028 
presse@gfbv.de - www.gfbv.de
Weitere Storys: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Weitere Storys: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
  • 17.11.2017 – 09:32

    Ölunfall in den USA: Native Americans befürchten Grundwasserverseuchung

    Pipeline-Leck in den USA: Native Americans befürchten Verseuchung des Grundwassers - Scharfe Kritik an Trumps Pipeline-Plänen Göttingen, den 17. November 2017 --- Nach einem Leck in der Keystone Pipeline in South Dakota (USA) befürchten Native Americans eine großflächige Verseuchung des Grundwassers, aus dem sie ihr Trinkwasser beziehen, berichtete die ...

  • 15.11.2017 – 10:08

    Jemen: Keine Waffen an Saudi-Arabien!

    Jemen: "Lebensnotwendige Infrastruktur zerbombt - Waffenlieferungen an Saudi-Arabien sofort einstellen!" Göttingen, den 15. November 2017 --- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ruft die Bundesregierung dazu auf, alle Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien zu stoppen, bis das sunnitische Königreich seine Luftangriffe auf Ziele im benachbarten Jemen einstellt und die Blockade der Flug- und Seehäfen sowie der ...

  • 14.11.2017 – 09:12

    Appell an Städtetag: Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern wachhalten

    Treffen des Deutschen Städtetages in Berlin (15.11.) - Appell an das Präsidium und den Hauptausschuss des Deutschen Städtetags: Die Erinnerung an den Völkermord an den Christen im Osmanischen Reich wachhalten! Göttingen, den 14. November 2017 --- Anlässlich des Treffens des Präsidiums und des Hauptausschusses des Deutschen Städtetages am kommenden Mittwoch ...