Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Bosnien: Gestrandete Flüchtlinge müssen besser versorgt werden
Bosnien: Flüchtlinge verelenden - EU soll für bessere humanitäre Versorgung der in Bosnien gestrandeten Flüchtlinge sorgen
--- Göttingen/Sarajevo, 22. August 2018 --- In Sorge um Leben und Gesundheit von bis zu 5.000 im Nordwesten Bosniens gestrandeten Flüchtlingen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch an die Regierungen der Europäischen Union appelliert, sich um diese immer verzweifelteren Menschen zu kümmern und das offenbar überforderte Bosnien zu entlasten. Dort campieren allein im Kanton Una-Sana in den drei Gemeinden Bihac, Velika Kladusa und Cazin zurzeit bis zu 5.000 Migranten und Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, Asien und Nordafrika kaum oder gar nicht humanitär versorgt in Elendslagern.
"Dringend muss die Koordination der humanitären Hilfe zwischen den internationalen Hilfswerken und den lokalen Behörden verbessert werden", forderte die GfbV-Südosteuropareferentin Jasna Causevic. "Die EU muss der bosnischen Regierung schnell unter die Arme greifen, damit diese Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden und nicht mehr sich selbst überlassen in der Stadt Bihac oder kleineren Ortschaften umherirren." Schon schlage die anfängliche Bereitschaft und das Mitgefühl der bosnischen Bevölkerung zunehmend in Wut gegenüber den staatlichen Institutionen, aber auch in Angst und Aggressionen gegenüber den Geflüchteten selbst um.
Am Rande der Stadt Bihac leben Geflüchtete vor allem in einem ehemaligen Schulheim, im früheren Hotel Sedra oder in Zelten. Das Camp Borici in Bihac besteht aus einem wilden Zeltlager zwischen den Bäumen und einer Ruine. Das Gebäude hat weder Türen noch Fenster und auch das Dach ist nur teilweise vorhanden. In den Räumen haben Dutzende Menschen improvisierte Matratzen- und Decken-Lager aufgeschlagen oder Zelte aufgestellt. Nur in einem Raum gibt es vom Roten Kreuz organisierte Betten. Gekocht wird auf offenem Feuer. Die Kinder gehen nicht zur Schule, sind verwahrlost und viele bereits dauerhaft krank.
Viele Flüchtlinge warten auf eine Gelegenheit, aus Bosnien in westeuropäische EU-Länder zu kommen. Manche versuchen auch, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und über die gut bewachte Grenze nach Kroatien und Slowenien zu gelangen. Die EU-Regierungen wollen ihnen diesen Weg abschneiden. Am 12. August wurden in einem Wald bei Ogulin in Kroatien die Leichen von zwei Flüchtlingen gefunden. Beide gehörten zu einer Gruppe von 14 Geflüchteten, die sich nach Slowenien aufgemacht hatten. Die Grenzpolizei von Kroatien geht brutal mit Schutzsuchenden um.
Kontakt: Jasna Causevic, GfbV-Südosteuropa-Referentin, Tel. 0551 49906-16 oder Belma Zulcic, Leiterin der GfbV-Bosnien in Sarajevo, Tel. 00387 612 20883.
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