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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Syrien-Gipfel in Istanbul: Ohne Frieden in Afrin gibt es keine dauerhafte Waffenruhe in Idlib

Menschenrechte müssen beim Gipfeltreffen Thema sein Kanzlerin Merkel soll Rückzug der türkischen Truppen aus Nordsyrien fordern

---- Göttingen, den 25. Oktober 2018 ---- Vor dem Istanbuler Syrien-Gipfel hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gefordert, auch die anhaltenden schweren Menschenrechtsverletzungen in dem von türkischen Truppen besetzten Afrin bei der Konferenz anzusprechen. "Es kann keine dauerhafte Waffenruhe in Idlib geben, ohne einen Rückzug der türkischen Truppen aus Nordsyrien. Denn die türkische Besatzungsmacht hat mit ihren Kriegsverbrechen in Afrin die Sicherheitslage deutlich verschlechtert und die humanitäre Katastrophe der Zivilbevölkerung verschärft", erklärte der GfbV-Syrien-Experte Kamal Sido am Donnerstag in Göttingen. Wer Idlib stabilisieren wolle, dürfe das benachbarte Afrin nicht ignorieren. "Die Bundeskanzlerin darf sich nicht darauf einlassen, dass der türkische Präsident Erdogan und der russische Präsident Putin die katastrophale Lage in Afrin ausblenden. Deutschland und Europa dürfen die Kurden nicht im Stich lassen, die seit Jahren den "Islamischen Staat" (IS) bekämpfen", forderte Sido.

Seit der völkerrechtswidrigen Besetzung Afrins durch türkische Truppen und verbündete syrische Jihadisten im März 2018 wurden nach GfbV-Informationen mindestens 3000 Kurden aus der von Kurden, Yeziden, Aleviten und Christen bewohnten Region in Nordsyrien verschleppt. Ein Landstreifen, 200-500 Meter tief und etwa 150 km lang, entlang der syrisch-türkischen Grenze in Afrin wurde entvölkert und alle landwirtschaftlichen Anbauflächen wurden zerstört. Zehn der 32 Hektar umfassenden Jahrzehnte alten Kiefernwälder Afrins wurden von den neuen Machthabern in der Region gezielt niedergebrannt.

Die Repression der Besatzungsmacht und der mit ihr verbündeten Islamisten hat vor allem die traditionell dort lebenden Minderheiten schwer getroffen. So ist die kleine kurdisch-christliche Gemeinde mit etwa 1000 Personen wahrscheinlich für immer verschwunden. Alle Christen mussten Hals über Kopf fliehen. Ob in Afrin jemals wieder ein christliches Leben entstehen kann, ist zu bezweifeln.

Den Yeziden aus Afrin geht es nicht besser. Von den einst 20.000 bis 30.000 Yeziden, die in der Region lebten, sind nur noch wenige geblieben. Nahezu täglich kommt es zu Entführungen durch pro-türkische syrische Islamisten, die so versuchen Lösegeld zu erpressen. Die wenigen in Afrin erhaltenen Heiligtümer der Yeziden wurden zerstört.

Das gleiche Schicksal erlitt die etwa 5000-köpfige alevitische Gemeinschaft in der Stadt. Auch sie musste vor den Angriffen fliehen, da die türkische Armee und die von ihr unterstützten syrischen Islamisten im einst toleranten Afrin faktisch das islamische Scharia-Recht eingeführt haben.

Der GfbV-Syrien-Experte Kamal Sido ist erreichbar unter Tel. 0173 67 33 980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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