Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Proteste für Demokratisierung Algeriens: Menschenrechtler kritisieren Kriminalisierung der Demonstranten
Proteste für Demokratisierung Algeriens:
- Mehr als 30 indigene Masiren bei Protesten verhaftet - Zeigen ihrer Flagge gefährde angeblich die Einheit Algeriens - GfbV: "Der Vorwurf der Bedrohung der Staatssicherheit ist lächerlich"
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert die Verhaftung von mehr als 30 indigenen Masiren (Berbern) bei Demokratie-Protesten in Algerien und fordert ihre sofortige Freilassung. Die Demonstranten waren bei Protesten seit dem 21. Juni 2019 festgenommen worden, weil die sie die Flagge der Masiren gezeigt hatten. Das gefährde angeblich die Einheit Algeriens. "Wer friedlichen Demonstranten vorwirft, die Staatssicherheit zu gefährden, verletzt grundlegende Menschenrechte", kritisierte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.
"Die Festnahmen sind unverhältnismäßig und der Vorwurf der Bedrohung der Staatssicherheit ist lächerlich", unterstrich der Menschenrechtler. "Algeriens Generäle haben offenbar kein Interesse an Demokratie und wollen nicht akzeptieren, dass in ihrem Land nicht nur Araber leben, obwohl die masirische Sprache seit 2016 offiziell anerkannt und die ethnische Vielfalt in der Verfassung festgeschrieben ist." Den Inhaftierten drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Der Oberbefehlshaber der Armee, General Ahmed Gaid Salah, will nun das öffentliche Zeigen der Fahne der Masiren unter Strafe stellen. Es gebe nur eine nationale Flagge Algeriens, für die Millionen Menschen als Märtyrer gestorben seien, erklärte der General jüngst. "Er verschweigt dabei, dass auch hunderttausende Masiren für die Unabhängigkeit Algeriens gestorben oder der Gewalt radikaler Islamisten zum Opfer gefallen sind", erinnert die Delius.
Die nicht-arabischen Masiren stellen mit 14 Millionen Menschen mehr als ein Viertel der Bevölkerung des Landes. Seit Jahrzehnten bildet diese indigene Bevölkerungsgruppe das Rückgrat der Demokratiebewegung in Algerien. Vor allem in der Kabylei, östlich der Hauptstadt Algier, streben sie seit 40 Jahren nach mehr Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Sie fordern ein Ende der Arabisierung und Islamisierung und mehr kulturelle Rechte. "Die Masiren jetzt mit Repression zu überziehen ist eine Provokation der Protestbewegung, die nichts Gutes für die Demokratisierung Algeriens bedeutet", mahnt Delius.
Sie erreichen Ulrich Delius unter u.delius@gfbv.de oder 0160 / 95671403.
Gesellschaft für bedrohte Völker Postfach 2024 D-37010 Göttingen Tel.: +49 551 499 06-21 Fax: +49 551 580 28 E-Mail: info@gfbv.de www.gfbv.de Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat