Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Erste Covid-19-Erkrankung in Lager geflüchteter Rohingya- Humanitäre Katastrophe droht
Albtraum für Hilfsorganisationen
Bangladeschs Behörden dürfen Aufklärung über Pandemie nicht länger behindern
Mehr humanitäre Hilfe dringend erforderlich
---- Göttingen, den 14. Mai 2020 ---- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer humanitären Katastrophe in einem riesigen Lager für geflüchte Rohingya in Bangladesch gewarnt, nachdem dort eine erste Covid-19-Erkrankung von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt wurde. "Dies ist ein Albtraum für alle Hilfsorganisationen, denn rund 900.000 Menschen leben auf engstem Raum in dem Lager. Die Gefahr einer Ansteckung ist enorm groß. Den Geflüchteten droht ein Super-Gau, denn in diesem Camp kann man keinen ausreichenden Abstand halten", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Die Behörden Bangladeschs müssten nun endlich die Internet- und Mobiltelefon-Beschränkungen in dem Lager aufheben, damit die Geflüchteten über die Gefahren der Pandemie und die notwendigen Vorsorge-Maßnahmen informiert werden könnten, forderte die Menschenrechtsorganisation. Auch müsse die humanitäre Hilfe für die Lagerinsassen dringend verstärkt werden. Die drohende Ausbreitung von Covid-19 in dem Mega-Lager im Cox's-Bazar Distrikt werde die Stigmatisierung und Ausgrenzung der Geflüchteten in Bangladesch weiter schüren, befürchtet die GfbV.
Auf jedem Quadratkilometer lebten in dem Lager bis zu 70.000 Menschen. So sei die Bevölkerungsdichte noch größer als in der besonders von der Pandemie betroffenen New York City, wo rund 38.000 Menschen pro Quadratkilometer leben. "Doch wie sollen die Lagerinsassen angemessen Abstand halten, wenn Dutzende Menschen in einem Zelt zusammengepfercht sind und sich Tausende eine Toilette teilen müssen", warnte Delius. Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen hätten seit langem vor diesen unhaltbaren Mißständen gewarnt. Doch Bangladeschs Behörden verweigerten jede Verbesserung der hygienischen Verhältnisse, um weitere Rohingya vor einer Flucht aus Myanmar nach Bangladesch abzuschrecken. "Die Behörden Bangladeschs tragen eine Mitverantwortung für die sich nun abzeichnende humanitäre Katastrophe", erklärte Delius.
Rund 730.000 muslimische Rohingya sind seit Herbst 2017 vor völkermordartigen Übergriffen in Myanmar in das Nachbarland geflohen und leben überwiegend in einem Lager-Komplex im Südosten Bangladeschs. Weitere 200.000 zuvor bereits vor schweren Menschenrechtsverletzungen geflohene Angehörige der verfolgten Minderheit hatten in dieser Region schon Zuflucht gefunden.
Ulrich Delius ist erreichbar unter Tel. 0160/95671403
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