Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Bangladesch nutzt Ablenkung durch Pandemie: Geflüchtete Rohingya auf lebensfeindliche Insel gebracht
Bangladesch bringt geflüchtete Rohingya auf lebensfeindliche Insel:
- Rund 400 Boatpeople unter Quarantäne-Vorwand auf Bhashan Char
- Dürfen die Insel auch nach Wochen nicht verlassen
- Überführung von bis zu 100.000 Menschen geplant
- Bhashan Char sonst unbewohnt, bei Stürmen regelmäßig überflutet
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft der Regierung Bangladeschs vor, die Corona-Krise auszunutzen, um geflüchtete Rohingya auf die lebensfeindliche Insel Bhashan Char zu bringen. Dies geschehe entgegen dem Rat der Vereinten Nationen und von Hilfs- sowie Menschenrechtsorganisationen. Am 15. Juni 2020 seien rund 400 Geflüchtete als Boatpeople aus dem Meer geborgen und unter dem Vorwand einer Quarantäne in die umstrittene Aufnahmeeinrichtung auf der Insel eingewiesen worden. "Doch Wochen nach ihrer Rettung wird nun deutlich, dass Bangladesch viel mehr Geflüchtete nach Bhashan Char transportieren will. Unter dem Deckmantel der Pandemie-Bekämpfung will man so den internationalen Widerstand gegen das unmenschliche Außenlager brechen. Die Geflüchteten werden dadurch noch mehr marginalisiert, ausgegrenzt und traumatisiert", warnte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.
Bangladeschs Behörden machten in den letzten Tagen deutlich, dass sie nicht bereit sind, auf Bhashan Char internierte Boatpeople nach Ablauf ihrer Coronavirus-Quarantäne mit Verwandten in Flüchtlingslagern auf dem Festland zusammenzuführen. Wer zusammenleben möchte, müsse einer Verlegung auf die umstrittene Insel zustimmen, erklärten die Behörden.
Die rund zwei Bootsstunden von der Küste entfernte Insel soll nach dem Willen von Bangladeschs Regierung bis zu 100.000 geflüchtete Rohingya aus Myanmar (Burma) beherbergen. Die entsprechenden Einrichtungen errichtete Bangladeschs Marine in den Jahren 2019 und 2020. Etwa 700.000 Rohingya sitzen seit Jahren in überfüllten Flüchtlingslagern in der Region Cox Bazar fest. Die geplante Verlagerung musste jedoch mehrfach verschoben werden, weil sich niemand freiwillig für die Verlegung meldete. Ausländische Regierungen, UN-Organisationen sowie Hilfs- und Menschenrechtsgruppen warnen vor einer Umsiedlung auf die lebensfeindliche Insel. Denn das bislang unbewohnte Eiland wird bei starken Stürmen regelmäßig überschwemmt und bietet nichts, um ein Auskommen der Geflüchteten zu gewährleisten. "Wer auf Bhashan Char lebt, ist dem guten Willen der Armee vollkommen ausgeliefert. Nur sie kann entscheiden, wer dort wieviel humanitäre Hilfe leistet. Die Geflüchteten drohen dort vergessen und von der Welt abgeschrieben zu werden", warnt Delius.
"Wer Covid-19 missbraucht, um Geflüchtete aus dem Blickfeld zu schaffen, verletzt grundlegende Menschenrechte und handelt unmenschlich. Die Rohingya sind vor Völkermord geflohen. Eine solche entwürdigende Behandlung, die sie erneut traumatisiert, haben sie nicht verdient", sagte Delius. Nach der Eskalation der Gewalt und des Völkermords an den Rohingya in Maynmar im Jahr 2017 flohen mehr als 700.000 muslimische Rohingya ins Nachbarland Bangladesch. Die meisten von ihnen leben in dem Camp Kutupalong in Cox Bazar, dem größten Flüchtlingslager der Welt. Nur widerwillig gewährten die Behörden ihnen dort Aufnahme.
Sie erreichen Ulrich Delius unter u.delius@gfbv.de oder 0160/95671403.
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