Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Internationaler Tag der Familie (15.5.): China zerstört uigurische und kasachische Familien
Internationaler Tag der Familie (15.5.):
- China zerstört uigurische und kasachische Familien
- Gezielte Familientrennungen traumatisieren Kinder und Eltern
- Massenhafte Zwangssterilisationen machen Familiengründung unmöglich – Geburtenrate deutlich eingebrochen
Anlässlich des Internationalen Tages der Familie am morgigen 15. April kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die brutale Politik der chinesischen Regierung gegenüber Familien der uigurischen und kasachischen Volksgruppen in Xinjiang / Ostturkestan. Die gezielten Familientrennungen traumatisierten die Kinder und ihre Eltern nachhaltig, während Zwangssterilisierungen die Gründung von Familien unmöglich machten. „Dabei wenden die staatlichen Behörden in Xinjiang unterschiedliche Mittel an“, erläutert Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. „Nicht nur wurden seit 2017 über eine Million Uigurinnen und Uiguren willkürlich in Umerziehungslager gesteckt. Schon 2016 hatte der chinesische Staat begonnen, Kader der Kommunistischen Partei in muslimische Familien zu schicken, um sie und ihre Gewohnheiten zu überwachen.“ Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wurden 1,1 Millionen Kader in 1,6 Millionen Familien geschickt. Die Kader lebten bis zu zwei Monate bei den Familien. „Diesem Besuch absagen und den Fragen der Kader ausweichen können die Überwachten nicht. Sie stehen unter Zwang, denn in einem nächsten Schritt entscheidet der Staat darüber, welche ihrer Familienmitglieder vom Lager-System verschluckt werden oder unter absurden Vorwürfen eine lange Haftstrafe bekommen“, so Schedler. Im chinesischen Fernsehen und den sozialen Medien des Landes würden dagegen Bilder von sich zuprostenden Familien und Kadern gezeigt, um ein geschöntes Bild zu zeichnen.
Uigurische und kasachische Kinder die gewaltsam aus ihren Familien entfernt und in staatliche Internate gesteckt werden, bezeichnen die chinesischen Behörden als „Kinder, die ihre Eltern verloren haben, oder deren Eltern nicht gefunden werden können.“ In den Internaten, in die auch Kinder nicht-internierter Eltern gesteckt werden, versuchen die Behörden, die Kinder von ihren Wurzeln zu trennen: „Den Kindern wird ausschließlich die chinesische Sprache vermittelt, sie lernen nichts mehr über uigurische oder kasachische Traditionen und Geschichte. Stattdessen werden sie von der islamophoben Kommunistischen Partei indoktriniert, damit das Band zwischen den Generationen reißt“, erläutert Schedler.
Die Familientrennungen sind Bestandteil der staatlichen Politik, die gemeinsam mit Zwangssterilisierungen, Zwangsabtreibungen, dem zwangsweisen Einsetzen von Spiralen in die Gebärmutter, der Zerstörung von Moscheen und Friedhöfen auf eine starken Rückgang der uigurischen und kasachischen Bevölkerungsgruppe setzt. Laut einem soeben veröffentlichen Bericht des Australian Strategic Policy Institute fiel die Geburtenrate unter der uigurischen und kasachischen Bevölkerung im Nordwesten Chinas zwischen 2017 und 2018 um 43,7 Prozent – der stärkste je gemessene Rückgang einer regionalen Geburtenrate weltweit. Gleichzeitig sei in Bezirken der Region, in denen überwiegend Han-Chinesen leben, die Geburtenrate leicht gestiegen.
Sie erreichen Hanno Schedler unter h.schedler@gfbv.de oder 0551/49906-15.
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