Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Chinas Kampf gegen die mongolische Sprache: Zwangsassimilierung in der Inneren Mongolei
Zwangsassimilierung in der Inneren Mongolei:
- Ethnischen Minderheiten wird zunehmend die Han-Kultur aufgezwungen
- Mandarin soll gegenüber der mongolischen Sprache eine „dominante Position“ einnehmen
- Mongolische Schulkinder müssen „Xi Jinping-Gedanken“ lernen, sollen stärker auf Partei-Linie kommen
Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) versucht landesweit, ethnische Minderheiten und Nationalitäten in die Han-Kultur zu zwingen, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am heutigen Mittwoch berichtet. Seit dem 1. Januar 2022 gelten in der Autonomen Region Innere Mongolei neue Verordnungen, denen zufolge Mandarin (Hochchinesisch) gegenüber der mongolischen Sprache eine „dominante Position“ einnehmen soll. „Xi Jinpings Vision eines Staates, in dem die Sprachenvielfalt der Vergangenheit angehört und nur noch Mandarin gesprochen wird, könnte den Todesstoß für die mongolische Sprache bedeuten“, sagt Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. „Für Sprachen wie das Mongolische ist in der zunehmend kolonialistischen Denkweise der KPC kein Platz mehr.“
Die seit Jahresbeginn geltenden Verordnungen lösen Regeln aus dem Jahr 2005 ab, die die mongolische Sprache noch als „wichtiges Mittel zur Ausübung der Autonomie“ sahen. Im September 2020 hatten tausende Eltern mongolischer Schulkinder protestiert, weil kurz vor dem neuen Schuljahr angeordnet wurde, dass Fächer wie Geschichte und Politik nur noch auf Mandarin unterrichtet werden sollten. „Die chinesische Regierung antwortete mit Festnahmen und Einschüchterungsversuchen. Nach der Niederschlagung der Proteste intensivierte die Regierung ihre Indoktrination: Mongolische Schulkinder wurden mit Vorträgen über die Einheit Chinas, dem Hissen der chinesischen Flagge und Propagandaveranstaltungen über den im Juli 2021 anstehenden 100. Geburtstag der KPC traktiert“, berichtet Schedler. Zu Beginn des Schuljahres 2021 / 2022 erließ das Bildungsministerium in Peking neue Richtlinien. Die Schulkinder sollen nun die „Xi Jinping-Gedanken“ lernen, um stärker auf Partei-Linie zu kommen und „patriotische Gefühle“ zu entwickeln. Alle Kindergärten in der Inneren Mongolei wurden angewiesen, Mandarin zu lehren.
„Das Zurückdrängung der mongolischen Sprache soll die mongolische Identität aushöhlen. Übrigbleiben sollen nur Tanzvorführungen in mongolischer Tracht für ausländische Touristen und Kader der KPC“, so Schedler. Durch die seit Jahrzehnten staatlich geförderte Ansiedlung von Han-Chinesen sind nur noch ungefähr 17 Prozent der Bevölkerung der Inneren Mongolei ethnisch mongolisch. Obwohl die chinesische Verfassung aus dem Jahr 1982 vorsieht, dass ethnische Minderheiten ein Recht auf die Bewahrung ihrer Sprachen haben, treibt die chinesische Regierung eine Verdrängung der mongolischen, tibetischen und uigurischen Sprachen voran.
Sie erreichen Hanno Schedler unter h.schedler@gfbv.de oder 0551/49906-15.
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